Der Kreis Höxter gerät ins Rutschen: Die Glatteisbilanz vom Montag

Kreis Höxter. Regen trifft am frühen Montagmorgen auf eiskalte Böden im Kreis Höxter. Das Ergebnis ist extremes Glatteis, das den Kreis in weiten Teilen lahmgelegt hat. Wer konnte, blieb zu Hause. Wer raus musste, der geriet ins Rutschen. Eine Glatteis-Bilanz. Die Polizei hatte einiges zu tun am Montag. Bereits im Laufe der Nacht und am Vormittag kam es nach Aussage der Beamten zu rund 85 wetterbedingten polizeilichen Einsätzen. Diese verteilten sich ab circa 3.30 Uhr über das gesamte Kreisgebiet, so die Polizei. Insbesondere in den höheren Lagen und innerörtlichen Nebenstraßen seien die Straßen besonders schnell angefroren und sorgten so in kürzester Zeit für durchgehend spiegelglatte Flächen. Den Beamten zufolge klingelte in der Hochzeit der Einsatzlage, zwischen 5.30 und 9 Uhr, der Notruf bei der Einsatzleitstelle der Polizei zeitweise im Minutentakt. Bei dem größten Teil der polizeilichen Einsätze handelte es sich um Verkehrsunfälle mit Sachschäden. Oftmals seien Autos gegen parkende Fahrzeuge am Straßenrand oder in Zäune und Hecken gerutscht. Zudem waren immer wieder Straßen durch quer stehende Fahrzeuge vorübergehend nicht befahrbar, wie die Polizei berichtet. Erst am Vormittag entspannt sich die Situation Bei zwei Unfällen seien Personen verletzt worden. In der Höxteraner Ortschaft Lütmarsen hat sich offenbar ein Fußgänger gegen 6.45 Uhr mit einem beherzten Sprung vor einem heranrutschenden Transporter in Sicherheit bringen müssen. Hierbei stürzte er jedoch und verletzte sich leicht. Der Transporter rutschte der Polizei zufolge anschließend in drei geparkte Autos und beschädigte diese. Im Warburger Ortsteil Rimbeck rutschte gegen 8 Uhr ein Auto aufgrund der Glätte gegen eine Hauswand. Die Fahrerin und ihr Kind im Kindergartenalter verletzten sich leicht und begaben sich in ärztliche Behandlung. Ab 11 Uhr habe sich die Verkehrslage auf den örtlichen Straßen allmählich entspannt. Die Polizei im Kreis Höxter musste nach eigener Aussage aber weiterhin die bis dahin aufgelaufenen Einsätze nacheinander abarbeiten. Der entstandene Gesamtschaden geht nach ersten Schätzungen der Beamten in den niedrigen sechsstelligen Euro-Bereich. Nur wenige glättebedingte Unfälle auf der Autobahn 44 im Süden des Kreises melden die Beamten der Polizeiautobahnstation des Präsidiums Nordhessen. Glimpflich ging den Angaben zufolge ein Unfall gegen 8 Uhr an der Autobahnraststätte Bühleck an der A 44 aus. Dort geriet ein Streufahrzeug ins Rutschen und kippte auf die Seite. Der Fahrer blieb unverletzt und konnte sich selbst aus dem Lkw befreien. Wie hoch der Schaden an dem Streufahrzeug ist, konnte zunächst noch nicht beziffert werden. Straßenmeistereien rechnen mit Glätte auch am Dienstag So viele Unfälle - dabei waren die Straßenmeistereien im Kreis Höxter quasi die ganze Nacht im Einsatz. Am Sonntagabend hätten Einsatzfahrzeuge bereits "eine Vorsorgestreuung" vorgenommen, wie Straßen-NRW-Sprecherin Christiane Knippschild erläutert. Ab circa 1 Uhr in der Nacht seien zehn Fahrzeuge von der Straßenmeisterei in Brakel und neun aus Peckelsheim im Kreis unterwegs gewesen, um noch einmal gegen das Eis anzustreuen. "Die Peckelsheimer Fahrzeuge mussten gegen 4, 4.30 Uhr Ketten aufziehen, weil die Wagen die Höhen nicht mehr hoch kamen." Bei Temperaturen unter Null und "30 bis 40 Zentimeter Bodenfrost" sei der Regen jedoch auf dem Streusalz wieder gefroren. "Wir sind weiterhin im Einsatz", sagt Knippschild am Montagmittag. Sie geht außerdem davon aus, dass auch am Montagabend noch einmal vorsorglich gestreut werde. Auch der ADAC hatte "sehr, sehr gut zu tun", wie eine Sprecherin sagt. Das "Pannenvolumen" von üblichen 24 Stunden sei bereits am frühen Nachmittag erreicht gewesen, dazu registrierte der ADAC doppelt so viele Unfälle wie an einem durchschnittlichen Montag und viele, viele Batterien, die aufgrund der Kälte streikten. Müllfahrzeuge kommen nicht durch Wenn es dann kracht, müssen die beteiligten Wagen oft abgeschleppt werden. Im Kreis Höxter wird da häufig das Autohaus Seibert in Brakel alarmiert. So auch am frühen Montagmorgen. "Kurz nach 5 Uhr kam der erste Anruf", berichtet Michael Seibert. Er sollte ein Fahrzeug auf der Kreisstraße 18 bei Modexen abschleppen. "Da brauche ich gar nicht hinfahren", sagt er, denn mit dem 18-Tonnen-Lkw bekomme er auf dieser Strecke bei Glatteis einige Probleme. Eine Stunde später sollte er nach Riesel fahren. Draußen auf dem Gehsteig setzte er sich freiwillig auf seine vier Buchstaben, um ohne zu stürzen zum Fahrzeug zu gelangen. Allerdings sei es so glatt gewesen, dass er beinahe und unfreiwillig den Berg heruntergerutscht wäre. Im letzten Moment habe er sich am Zaun festhalten können. "Die Straßenlage war wirklich extrem." Die Abfallentsorger im Kreis Höxter hatten ebenfalls mit den glatten Straßen zu kämpfen. Einige Mülltonnen konnten einem Sprecher des Kreises zufolge nicht oder erst viel später geleert werden. Der Abfallservice vom Kreis Höxter versichert allerdings, dass die Leerungen, die am Montag nicht stattfinden konnten, in den nächsten Tagen nachgeholt werden. Die Anwohner werden also gebeten, ihre Müllbehälter draußen stehen zu lassen. Durch die Ersatzleerungen kann es wiederum auch zu Verzögerungen bei denjenigen Haushalten kommen, die in den nächsten Tagen ihre regulären Leerungstermine haben. Auch diese Behälterleerungen werden nachgeholt. Die Mülltonnen können also weiterhin wie gewohnt zu den bekannten Leerungsterminen an die Straße gestellt werden. Dürfen Arbeitnehmer bei Glatteis daheim bleiben? Wegen des Glatteises sind viele Arbeitnehmer am Montag zu spät oder gar nicht zur Arbeit gekommen. Welche Auswirkungen das haben kann, weiß Hubertus Tofall, Anwalt für Arbeitsrecht in Höxter: "Bei Glatteis besteht ein sogenanntes Wegerisiko. Wenn der Arbeitsweg also aufgrund bestimmter Wetterbedingungen als Risiko für den Arbeitnehmer herausstellt, kann der Arbeitnehmer selbst entscheiden, nicht zur Arbeit zu fahren - mit voriger Abmeldung", erklärt er. Der Arbeitgeber kann also nicht verlangen, dass sich seine bei extremen Wetterbedingungen auf den Mitarbeiter Weg zur Arbeit machen. Im Umkehrschluss muss der Arbeitgeber allerdings die Arbeitszeit, die der Arbeitnehmer ausfällt, nicht vergüten. Ausnahmen gelten dem Anwalt zufolge für Eltern, die nicht zur Arbeit erscheinen können, weil sie ihre Kinder betreuen müssen - beispielsweise weil die Kita wegen des Wetters geschlossen bleibt. Dort gelten andere Gesetze, da die Betreuung der Kinder sichergestellt werden muss. Lesen Sie auch den Kommentar: Im Ernstfall leider mangelhafte Kommunikation Auch auf den öffentlichen Personennahverkehr hatte die Glätte Auswirkungen: Die nph hatte den Linien- und Schulbusverkehr nach Rücksprache mit den jeweiligen Busunternehmen bereits am frühen Morgen eingestellt, zwischen halb 12 und zwölf Uhr seien die Busse wieder gestartet, sagt nph-Sprecher Matthias Hack. "Wir konnten für Leib und Leben der Fahrer und Gäste nicht garantieren", argumentiert er. Aufgrund dieser vorsichtigen Vorgehensweise gebe es aber weder unter Fahrgästen noch unter Busfahrern Unfälle oder Unglücke zu beklagen. Bei der Nordwestbahn lief laut Sprecherin Karin C. Punghorst im Kreis Höxter problemlos: "Keine Beeinträchtigungen" meldet sie für die Strecke der RB 84 von Paderborn nach Höxter. Anders als etwa auf der Strecke der Sennebahn von Paderborn nach Bielefeld, wo es zu Verzögerungen gekommen sei.

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