Candle-Lighting-Day im Kreis Höxter: "Eine Woche war ich Mama"

Kreis Höxter. Es ist ein Schmerz, den sich Nicht-Betroffene wohl kaum vorstellen können - der Schmerz, das eigene Kind zu verlieren. Viele Eltern mussten ihn schon ertragen. Auch Großeltern, Geschwister und andere Angehörige lässt ein solcher Verlust nie ganz los. Seit einigen Jahren erinnert ein internationaler Gedenktag an diese verstorbenen Kinder. Beim Candle-Lighting-Day zünden Betroffene am zweiten Sonntag im Dezember weltweit um 19 Uhr eine Kerze an. Durch die Zeitverschiebung soll der Eindruck einer Lichterwelle entstehen, die in 24 Stunden einmal um den gesamten Globus wandert und das Licht der Kinder strahlen lässt. Zu verstorbenen Kindern gehören auch die, die es nicht lebendig aus dem Bauch der Mama geschafft haben, sogenannte Sternenkinder. Nadine Boger ist eine Mutter, die diesen Schmerz ertragen musste. Vor neun Jahren verlor sie ihr ungeborenes Kind. "Ich war in der siebten Schwangerschaftswoche, als ich mein Kind verloren habe. Erst eine Woche vorher haben meinen Mann und ich erfahren, dass ich überhaupt schwanger war. Aber in dieser einen Woche war ich Mama", erzählt die 40-Jährige, die in Steinheim in der außerklinischen Beatmungshilfe arbeitet. Bei der Trauerverarbeitung haben ihr damals vor allem Gespräche mit ihrem Mann geholfen, erinnert sie sich. Im Jahr 2016 schließt sie sich schließlich dem Verein Sternenzauber und Frühchenwunder an. Die deutschlandweite Initiative engagiert sich für Eltern, die den Verlust einer Fehl- oder Totgeburt ertragen müssen. Die ehrenamtlichen Helfer kreieren handgefertigte Andenken wie zum Beispiel Schlüsselanhänger und kleine Stofftiere für Familien von Sternenkindern. Ebenso häkeln, stricken und nähen sie bunte, passende Kleidung für Frühchen, in den Größen 32 bis 44. Keine Tabuisierung In dem Verein, in dem Nadine Boger sich aktuell um das Zuschneiden der Stoffe kümmert, hat sie viele Eltern kennengelernt, die ähnliche Schicksale teilen. Der Austausch mit Gleichgesinnten habe ihr bei der Verarbeitung ihrer Trauer ebenfalls geholfen. Mittlerweile hat Nadine Boger "drei Kinder an der Hand und eins im Herzen", wie sie selbst sagt. Mit ihren drei Kindern an der Hand reden sie und ihr Mann offen über das ungeborene Geschwisterchen. "Wir wissen das Geschlecht nicht, aber meine Kinder sagen immer, es ist ein Junge", erzählt sie mit einem Lächeln. Sie rät allen Eltern, die ebenfalls vom Tod eines Kindes betroffen sind, offen darüber zu sprechen. "Es gibt nicht den einen, richtigen Weg beim Trauern. Jeder geht anders mit seiner Trauer um. Aber in jedem Fall hilft es, darüber zu reden und das Thema nicht zu tabuisieren." Die Enttabuisierung des Themas ist auch das Anliegen von Cécile Droste und ihren Kollegen des Trauernetzwerks Kreis Höxter. Zum Candle-Lighting-Day, am Sonntag, 11. Dezember, laden die Mitglieder des Netzwerks zu einer Gedenkfeier für verstorbene Kinder ein. Eltern, Geschwister, Großeltern, sowie alle Menschen, die an der Gedenkfeier teilnehmen möchten, sind in das Pfarrheim der St.-Peter-und-Paul-Kirche in Höxter eingeladen. Selbstgestaltete Kerzen Dabei spielt das Alter der Kinder keine Rolle. "Auch 80-Jährige, die ihr 60-jähriges Kind verloren haben, sind willkommen. Auch das sind Eltern, die um ihr Kind trauern", sagt Cécile Droste, die hauptberuflich Psychologin und Coach in Höxter ist. Das Trauernetzwerk, das mitunter aus Seelsorgern, Psychologen, Palliativkräften besteht, hat für die Gedenkfeier, die ausdrücklich keine religiöse Veranstaltung ist, ein besonderes Programm geplant. "Wir werden gemeinsam singen und eine Kerze anzünden. Dann werden wir die Namen aller verstorbenen Kinder verlesen, deren Familien anwesend sind", erklärt Droste. Für Letzteres können die Angehörigen zu Beginn der Gedenkfeier den Namen des Kindes auf ein Blatt Papier schreiben, das von den Mitgliedern des Trauernetzwerks eingesammelt wird. Nach dem Verlesen der Namen bekommen alle Familien eine Kerze im Glas, das im Anschluss an den ersten Teil der Feier kreativ gestaltet werden kann. "Dabei sollen besonders die Geschwisterkinder mit einbezogen werden, denn auch die sind wichtiger Teil der Trauerbewältigung in der Familie", so Droste. Die selbstgestalteten Kerzen sollen die Familien dann mit nach Hause nehmen und passend zum Candle-Lighting-Day um 19 Uhr anzünden. Gedenkfeier am Sonntag Gedenkfeiern wie diese sind laut der Psychologin wichtig, weil dort ein Ort geschaffen wird "an dem man Gemeinschaft erlebt und Tränen fließen dürfen". Ebenfalls soll die Gedenkfeier, die vom Kreis Höxter und der Sparkasse durch Spenden unterstützt wird, Aufmerksamkeit für das Thema schaffen, das bis heute noch nicht genug thematisiert werde. Das Trauernetzwerk Kreis Höxter öffnet am Sonntag, 11. Dezember, um 15 Uhr die Türen des Pfarrheims der St.-Peter-und-Paul-Kirche in Höxter, an der Ostpreußenstraße 10. Um 15.30 Uhr beginnt die Gedenkfeier, im Anschluss gibt es bis circa 18 Uhr die Möglichkeit des Austauschs bei Kaffee und Kuchen sowie Bücherstöbern und kreatives Gestalten der Kerzen. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Fragen können per Mail an Birgit Konermann unter birgittko@gmx.de und telefonisch an Cécile Droste, Tel. 05271 3981146, gerichtet werden.

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