Deutschland-Ticket Goeken zum Nahverkehr: Viele Probleme im ländlichen Raum

Kreis Höxter. Ein klares Ja oder Nein bekommt man von einem Politiker selten. Und auch der heimische Verkehrspolitiker Matthias Goeken (CDU) mag die Frage, ob er das neue 49-Euro-Ticket den Bürgern im Kreis Höxter uneingeschränkt empfehlen kann, nicht eindeutig beantworten. Um so deutlicher geht der Landtagsabgeordnete aus Bad Driburg mit Blick auf den Nahverkehr dafür mit den Bürgermeistern und Räten ins Gericht. In einem Punkt widerspricht er unmissverständlich. Die Sache mit dem deutschlandweit im Nahverkehr gültigen 49-Euro-Ticket ist viel komplizierter, als sie auf den ersten Blick aussieht. Das fängt schon beim Namen an. &bdquo;Deutschlandticket“ heißt es offiziell. Klingt ja auch viel besser. Der Grund für den Namen ist aber, dass die 49 Euro, die es jetzt kosten soll, nur ein &bdquo;Einführungspreis“ sind, wie Goeken erläutert. Der Preis von 49 Euro könne aber nicht ewig so bleiben. Was Goeken positiv hervorhebt ist, dass es endlich Klarheit gibt. Wobei das nicht ganz stimmt, wie er später selbst einräumt. Und natürlich lohnt sich ein solches Ticket für Menschen in Ballungsräumen deutlich mehr, wo Busse, Straßenbahnen und U-Bahnen alle fünf Minuten fahren. Für wen sich das Angebot lohnt Aber auch im Kreis Höxter lohne sich das neue Angebot für diejenigen, die schon jetzt häufig den ÖPNV nutzen, zum Beispiel mit dem Jobticket oder dem Schülerticket: Mit dem Schüler- und Azubiticket der Preisstufe 3 kommt man beispielsweise von Steinheim nach Bad Driburg oder von Willebadessen nach das kostet bisher im Abo 103,80 Euro. Künftig kann man für 49 Euro gleich durch ganz Deutschland fahren. Wer bisher schon täglich von Brakel nach Paderborn mit dem Zug pendelte, konnte das mit dem 30-Tage-Ticket für 188,20 Euro im Abo machen und profitiert jetzt kräftig. &bdquo;Für die ist es jetzt unschlagbar günstig“, sagt der Politiker. Er glaubt, dass das Ticket auch hier zwischen Höxter und Warburg den ein oder anderen dazu bewegen könnte, öfter mal von Auto auf Bus oder Bahn umzusteigen. Gerade weil der Kreis Höxter gleich an zwei Landesgrenzen liegt und diese mit dem neuen Ticket irrelevant werden. Das ist aber nur die halbe Wahrheit, wie Goeken einräumt. Denn es brauche, um den öffentlichen Nahverkehr zu nutzen, nicht nur ein preiswertes, übersichtliches Ticket, sondern auch attraktive Verbindungen. Goeken spricht wörtlich von &bdquo;einigermaßen vernünftigen Taktungen“. Die aber fehlen in vielen Bereichen, das ist auch dem Verkehrspolitiker klar. Sorgenvoller Blick Dass diesbezüglich die Diskussion mit Blick auf die fast immer leeren Busse in den Nachmittag- und Abendstunden in den Kommunen aktuell sogar in Richtung weiterer Streichungen geht, beobachtet Goeken mit großer Sorge. Natürlich müsse man schauen, ob die ein oder andere Verbindung verzichtbar ist oder Angebote optimiert werden können, sagt Goeken. Aber: &bdquo;Ich glaube kaum, dass wir die Verkehrswende schaffen, wenn wir künftig nur noch Schülerverkehre fahren lassen. Alle Busse abbestellen und gar nichts mehr fahren lassen, kann auch nicht der Weg sein.“ Und es ärgert ihn auch, dass die breite Diskussion um den ÖPNV erst jetzt so richtig in Fahrt kommt, da die Kommunen plötzlich viel Geld bezahlen müssen, weil sich das deutlich ausgeweitete Angebot nicht mehr rechnet. Schuld an der Entwicklung sei weniger Nahverkehrsverbund Paderborn Höxter (nph), dem er selbst lange Zeit angehörte. &bdquo;Wir haben schon vor Jahren gewarnt, dass sich das System nicht mehr eigenwirtschaftlich trägt. Das wurde abgetan“, moniert Goeken. Nun kommen enorm steigende Energie- und Personalkosten und EU-Vorgaben wie &bdquo;grüne“ Busse hinzu und lassen die Kosten förmlich explodieren. Es habe die Bürgermeister und Räte aber Jahrzehnte lang nicht interessiert, weil es sie quasi nichts gekostet hat, moniert Goeken. &bdquo;Da hat sich keiner wirklich drum gekümmert. Das hat man alles so laufen lassen.“ Im Gegenteil seien das Angebot immer weiter ausgebaut und die Qualität gesteigert worden. &bdquo;Auf Stellungnahmen aus den Kommunen habe ich oft persönlich drängen müssen, damit sie sich mit ihrem Fahrplan beschäftigen. Der Rat vor Ort weiß doch viel besser, welche Linie genutzt wird.“ Pläne seien teils ohne gute Kenntnisse vor Ort erstellt worden und nicht immer am Bedarf orientiert gewesen. Das Geschrei sei groß Einfach weil man den nicht kannte, räumt Goeken ein. Als Beispiel nennt er, dass in Willebadessen der Bahnhof nicht von den Bussen angefahren werde. Jetzt sei das Geschrei verständlicherweise groß. Aber die Verträge lassen sich nicht von heute auf morgen ändern. Das hier angewendete Ausschreibungsverfahren führe zu langen Vertragsbindungen, das hinterher schlechter nachgesteuert werden kann. In anderen Kreisen gebe es Verkehrsunternehmen, die viel schneller reagieren könnten. &bdquo;Ich weiß auch noch nicht, welcher Weg der Beste ist“, räumt Goeken ein. In diesem Zusammenhang wirbt er vehement für das elektronische Fahrgastzählsystem, das sehr viel Geld kostet und beispielsweise von Nieheim vehement abgelehnt wird. &bdquo;Wenn ich die Verbindungen besser steuern will, muss ich die Fahrgastströme kennen“, unterstreicht Goeken. Das könne der einzelne Busfahrer nicht mit einer Strichliste erfassen. Das Fahrgastzählsystem sollte schon lange eingeführt sein, erinnert Goeken, sei aber aus Kostengründen immer wieder ausgebremst worden. Wichtig sei jetzt die Suche nach Alternativen und innovativen Lösungen. Als ein Beispiel nennt Goeken On-Demand-Angebote. Der sei im Vergleich zu den Kosten vorher gar nicht so viel teurer. Klar sei auch: &bdquo;Wir brauchen in den Tages-Rand-Zeiten nicht immer die großen Busse.“ Und der Schülerverkehr? Bleibt eine wichtige Frage: Wie ist es mit dem Schülerverkehr? Kostet der künftig auch pauschal 49 Euro? Im Moment ist er für das Land deutlich teurer. Diese Diskussion ist noch nicht zu Ende geführt. Goeken selbst plädiert dafür, dass bestimmte Gruppen wie Schüler, Studenten und Sozialhilfeberechtigte auf jeden Fall ein Deutschlandticket bekommen – unabhängig, ob das Kind jeden Tag auf den Schulbus angewiesen ist. Er hatte auch in der Vergangenheit vehement für ein generelles Schülerticket in NRW geworben. Und geht es nach ihm, dürfte das auch noch etwas billiger sein als die 49 Euro. Er geht aber davon aus, dass das Land den Kommunen künftig nur noch 49 Euro (oder weniger) für den Schulbusverkehr pro Kind erstattet, das daran teilnimmt. Damit wird das Defizit im öffentlichen Busverkehr noch deutlich größer – was wiederum die Kommunen ausgleichen müssten.

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