Zu viele Streuner-Katzen: Anwohner in Höxter-Stahle schlagen Alarm

Höxter-Stahle. Es ist eine Situation, die für keinen der Beteiligten noch länger tragbar ist. Auf einem alten Bauernhof in Stahle vermehren sich unkontrolliert Katzen – und das schon seit einigen Jahren. Zeitweise lebten dort zwischen 50 und 60 Vierbeiner, wenn nicht sogar mehr. Für die Anwohner bedeutet das vor allem, dass sich der Kot auf die umliegenden Gärten und Bürgersteigen verteilt, die Kater markieren ihr Revier, das für zusätzlichen Gestank sorgt. Unzumutbar, so die Menschen aus der Nachbarschaft. Deswegen hat sich die Katzenhilfe Höxter der Sache angenommen. &bdquo;Es war aber schnell klar, dass wir das allein nicht stemmen können“, berichten Vanessa Ender und Ingrid Klohs vom Vorstand. Doch statt Hilfe bekommen sie jetzt Gegenwind. Vor einigen Jahren wurde der Bauernhof in dem Höxteraner Ortsteil noch rege betrieben. Auch Hofkatzen gehörten dazu. Mit der Zeit änderte sich das, der Betrieb wurde eingestellt und die Katzen vermehrten sich – unkontrolliert. &bdquo;Bereits 2021 haben wir davon erfahren – auch das Ordnungsamt wurde informiert“, berichtet Ingrid Klohs. Mitte des Jahres machten sich die ehrenamtlichen Tierschützerinnen dann ein Bild von der Situation. &bdquo;Es waren eine ganze Menge Katzen, die allein vorne an der Straße zu sehen waren. Es gibt aber auch noch einen Schuppen weiter hinten auf dem Grundstück, da dürfen wir aber nicht rein“, erklärt Klohs. Der Anwohner erlaube dies nicht, erklären die beiden Tierschützerinnen im Gespräch mit der &bdquo;NW“. Zwar füttere er die Tiere, doch kastrieren lassen will er sie nicht. &bdquo;Es ist nicht einfach, die Besitzverhältnisse zu bestimmen“, erklären die Tierschützerinnen. Sprich: Handelt es sich um Streuner, ist der Anwohner für sie zuständig. In der Ordnungsbehördlichen Verordnung der Stadt Höxter heißt es: &bdquo;Als Katzenhalterin oder Katzenhalter im vorstehenden Sinne gilt auch, wer freilaufenden Katzen regelmäßig Futter zur Verfügung stellt“. Für Katzenhalter gilt zudem, dass Katzen kastriert und gekennzeichnet und damit registriert werden müssen. Doch werde das kontrolliert? &bdquo;Da fehlt das Personal und die Zeit“, befürchten die Tierschützer der Katzenhilfe. Nicht alle Katzen gefunden Um die Situation in Stahle zunächst zu entschärfen und die Population weiter einzudämmen, hat die Katzenhilfe Höxter in der Vergangenheit einige Kastrationsaktionen organisiert. &bdquo;Dafür mussten wir die Tiere aber erst anfüttern, um ihr Vertrauen zu gewinnen. Erst dann konnten wir sie einfangen“, erklärt Vanessa Ender. Doch nicht alle Katzen konnten gefunden werden. 30 Katzen wurden im Laufe der Zeit kastriert und sterilisiert. &bdquo;Da uns aber die Unterbringungsmöglichkeiten fehlen, bleibt uns nichts anderes übrig, als die Tiere wieder in Stahle auszusetzen“, so die Tierschützerin weiter. Im Kreis Höxter gibt es kein Tierheim. Fundtiere werden nach Detmold gebracht. &bdquo;Dort gibt es aber zurzeit einen Annahmestopp“, weiß Ingrid Klohs. Außerdem seien Streunerkatzen für das Ordnungsamt keine Fundtiere im offiziellen Sinne. So kommt die Katzenhilfe ins Spiel. &bdquo;Wir haben aber nur vereinzelte Pflegestellen, die sich um die Tiere kümmern“, sagen sie. Und Vermittlungen sind nicht bei allen Tieren möglich. &bdquo;Die jüngeren können vielleicht noch sozialisiert werden, die anderen Tiere kennen nur das Leben draußen“, erklärt Vanessa Ender. Außerdem sei alles auch eine Kostenfrage. &bdquo;Wir sind auf Spenden angewiesen, wir machen das alles ehrenamtlich und sind nur ein kleiner Verein“, erklären die beiden Vereinsvorsitzenden. Und die Situation sei in den vergangenen Jahren noch schwieriger geworden. Durch das Coronavirus seien Verkaufsmärkte ausgefallen, durch die Kostensteigerungen gehe die Spendenbereitschaft zurück. &bdquo;Zuschüsse bekommen wir keine“, sagen sie. Weiter um Tiere gekümmert Dennoch kümmerten sie sich weiter um die Tiere in Stahle. Immer wieder führte die Katzenhilfe Gespräche mit dem Ordnungsamt, auch das Veterinäramt des Kreises wurde eingeschaltet. &bdquo;So richtig zuständig fühlte sich keiner“, so die Auffassung der Katzenhilfe. In der Zwischenzeit werden die Tiere alle zwei Tage von den Ehrenamtlichen gefüttert und versorgt. &bdquo;Viele sind krank und unterernährt, uns liegen die Tiere am Herzen“, so Vanessa Ender. Die Tierschützerinnen wissen, dass die Katzen nicht in Stahle bleiben können und können die Anwohner verstehen, die sich über die Menge an Katzen beschweren. Da ihnen die Hände gebunden sind, haben sie auf Unterstützung durch die Behörden gehofft. Das Veterinäramt habe daraufhin die Paderborner Tierschützerin Gudrun Lumpp eingeschaltet. &bdquo;Sie hat in einer Hau-Ruck-Aktion wohl mehrere Tiere mitgenommen“, sagen die beiden Frauen von der Katzenhilfe. Eine Zusammenarbeit habe es aber nicht gegeben. &bdquo;Wir hätten es gut gefunden, wenn wir uns alle vor Ort getroffen und gemeinsam eine Lösung gesucht hätten“, sagen Ender und Klohs. Soweit sei es allerdings nicht gekommen. &bdquo;Wir sind nicht informiert worden, stattdessen hat Frau Lumpp vor Ort gegenüber den Nachbarn gegen uns gewettert und gesagt, wir hätten hier jahrelang nichts und alles falsch gemacht“, berichten die beiden Frauen enttäuscht. Mittlerweile hätten sie bereits besorgte Anrufe aus dem Kreis anderer Tierschützer bekommen. &bdquo;Die schlechte Kritik zieht sofort weite Kreise, das ist nicht in Ordnung“, sagt Ender. &bdquo;Wenn Frau Lumpp in der Lage ist, Tiere aufzunehmen, ist das doch super, aber wir hätten uns eine Zusammenarbeit gewünscht, anstatt dass wir jetzt als Buhmann hingestellt werden, die sich nicht gekümmert haben“, so Ingrid Klohs. Die Katzenhilfe kenne die Tiere, wisse, welche bereits kastriert sind. &bdquo;Wir haben unser Mögliches getan und uns bemüht und gekümmert, aber zaubern können wir auch nicht“, so die beiden Tierschützerinnen. Sie wollen sich weiter um die Stahler Katzen kümmern, hoffen aber auf Informationen und eine Zusammenarbeit von allen Beteiligten. &bdquo;Und dass keine Unwahrheiten verbreitet werden“, sagen Ender und Klohs. Anerkannte Expertin äußert sich Gudrun Lumpp indes ist in Sachen Tierschutz keine Unbekannte: Für ihr vielfaches und langjähriges Engagement in dem Bereich hat sie unter anderem den Landestierschutzpreis und das Bundesverdienstkreuz erhalten. Sie sagt auf &bdquo;NW“-Nachfrage, dass sie bewusst nicht den Kontakt mit der Katzenhilfe gesucht habe. &bdquo;Ich habe so einen Schock bekommen, als ich die Situation vor Ort gesehen habe, so ein Elend habe ich noch nicht gesehen“, sie habe die Befürchtung gehegt: &bdquo;Die kriegen das doch gar nicht in den Griff.“ Zu füttern, ohne sich um die Kastration aller Tiere zu kümmern, habe zur Vermehrung geführt. Geduld sei nötig, um Tiere zu fangen. Lumpp hat nun Fallen aufgebaut und geht davon aus, dass das Problem gelöst werden kann. &bdquo;Das muss klappen mit den Fallen“, sagt die Tierschützerin. Die Problematik von Streunern ist bundesweit ein Thema. Mehr als zwei Millionen wild lebende Katzen sollen in Deutschland unterwegs sein, um die meisten kümmern sich Tierschützer. &bdquo;Die Gesetze stimmen da einfach nicht richtig“, sagen Klohs und Ender. Der Fall in Stahle ist nicht der einzige im Kreis Höxter. &bdquo;Es gibt immer mal wieder größere Populationen, aber selten so einen Riesenfall“, sagen die Ehrenamtlichen. Eine ähnliche Population habe es im Bereich der Schrebergärten in Höxter gegeben, dort betreut die Katzenhilfe einige Tiere in einem angemieteten Garten, den sie eigens dafür hergerichtet haben. Aber auch Einzelfälle werden aus dem ganzen Kreis Höxter von der Katzenhilfe betreut, kastriert und vermittelt. Weit über 100 Kastrationen hat der Verein allein 2021 durchgeführt – ehrenamtlich und in der Freizeit.

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