Dramatischer Anstieg: Tierheim Paderborn kämpft mit Abgabewelle und Kittenflut

Paderborn. Zutrauliche Katzen in schlechtem Gesundheitszustand, tragende Katzen und immer mehr Kitten. Im Paderborner Tierheim finden viele Fundkatzen in Not einen sicheren Hafen. Doch die aktuelle Abgabeschwemme bringt die Tierschützerinnen und Tierschützer an die Belastungsgrenze – und das, obwohl die Hochsaison für die sogenannte &bdquo;Kittenflut“ noch mehrere Monate entfernt ist. &bdquo;Wir haben aktuell circa 120 Katzen im Tierheim und 40 auf unseren Pflegestellen“, berichtet Tierheim-Leiterin Gabi Votsmeier. Der Großteil davon seien tragende Katzen oder Mütter mit ihren Kitten. &bdquo;Es geht wirklich Schlag auf Schlag. Gerade haben wir wieder 19 sichergestellte Katzen aufgenommen“, erzählt sie. Das Tierheim, das vom Verein &bdquo;Tiere in Not“ geführt wird, nimmt Fundtiere aus verschiedenen Kommunen im Kreis auf. Obwohl eigentlich Juni bis September als Hauptzeitfenster für Katzenjungen gelten, kämpft das Team bereits jetzt um Hilfe und Unterstützung. &bdquo;Es ist erschreckend, wie viele unkastrierte und tragende Tiere wir in diesem Jahr schon gerettet haben – und täglich werden es mehr“, so die Tierheimleitung. Aktuell sei das Tierheim zwar noch in der Lage, etwas Raum für Notfälle vorzuhalten, aber die Kapazitäten schwinden. &bdquo;Auch die Pflegestellen sind mittlerweile am Limit. Zur Hochsaison haben wir 80 bis 100 Neuzugänge an einem Tag, aber wenn die Situation sich weiter so verschärft, wird es kritisch“, berichtet sie. Alle Tierheime in OWL im Überblick: Hier suchen Tiere in OWL überall ein neues Zuhause Tierheim Paderborn stellt sich auf dramatischen Sommer ein Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an Ein Beitrag geteilt von Tierheim Paderborn (@tierheimpaderborn) Jede neue Hauskatze wird im Tierheim tierärztlich untersucht, gechipt, geimpft und, wenn sie alt genug ist, kastriert. Obwohl im kompletten Paderborner Kreisgebiet eine Kastrationspflicht für frei laufende Katzen besteht, wachse die akute Belastung im Tierheim von Tag zu Tag. &bdquo;Wir hätten all diese Probleme nicht, wenn die Tiere fachgerecht kastriert werden würden“, erklärt die Tierheimleitung. Das Hauptproblem: Ob der Kastrationsverantwortung nachgegangen wird, lasse sich extrem schwer überprüfen. &bdquo;Gerade im ländlichen Raum herrscht ein Überangebot an Tieren – Kontroll- oder Hilfsinstanzen wie Tierschutzvereine werden umgangen, da es vermeintlich einfacherer ist, unkastrierte Jungkatzen im Internet zu kaufen. Die sehen jedoch nie einen Tierarzt“, kritisiert Votsmeier. Mehr zum Thema Tiergesundheit und Kastration: Katze kastrieren lassen - ist das unbedingt nötig? Die Situation ist nicht neu für die Paderborner Tierschützerinnen und Tierschützer. Bereits im vergangenen Jahr sei das Tierheim kapazitätstechnisch an seine Grenzen gestoßen. &bdquo;Wir haben 2024 circa 800 Katzen aufgenommen und rechnen auch in diesem Jahr mit einem dramatischen Sommer“, so die Tierheimleitung. Gerade durch die milde Witterung der letzten Wochen würde das Risiko für unkontrollierten Nachwuchs noch weiter steigen. Kater sollten im Alter von circa zehn bis 12 Monaten, Katzen mit sieben bis neun Monaten kastriert werden. Doch wenn die Tiere älter werden, landen sie laut der Tierschützerin immer häufiger auf der Straße, statt in der Tierarztpraxis. &bdquo;Von den trächtigen Katzen sind acht von zehn an Menschen gewöhnt und kein ganzes Jahr alt. Nur circa 20 Prozent sind verwilderte und scheue Hauskatzen“, berichtet sie. Mehr zum Thema Wildtierhilfe in OWL: Wildtier gefunden – was nun? So helfen Sie verletzten Wildtieren in OWL Vermittlungshürden? Kritik und Realität im Tierheim Paderborn Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an Ein Beitrag geteilt von Tierheim Paderborn (@tierheimpaderborn) Die ersten Würfe des Jahres hätten laut Votsmeier noch reelle Chancen, vermittelt zu werden, schwieriger werde es für die Katzenbabys, die ab August geboren werden und/oder ins Tierheim kommen. &bdquo;Je weniger Platz und Zeit desto höher auch die Belastung für die Tiere. Und: In den Sommermonaten setzen viele Menschen ihre Prioritäten anders. Da ist insgesamt weniger Interesse, sich gerade mit den Tieren zu beschäftigen, die mehr Zeit und Aufmerksamkeit brauchen“, erzählt sie. Es sei wichtig, die Kitten mit viel Liebe und Zuwendung an menschlichen Kontakt zu gewöhnen, um sie dann erfolgreich zu vermitteln. &bdquo;Jungkatzen, die in den ersten drei bis vier Monaten ihres Lebens keinen Menschenkontakt haben, bleiben häufiger und länger im Tierheim, da sie weniger präsent und offen sind“, erklärt sie. Doch wird die Vermittlung zu schwer gemacht? Diesen Vorwurf kenne auch das Paderborner Tierheim: &bdquo;Diese Kommentare hören wir immer wieder – gerade von älteren Personen, die sehr junge Tiere adoptieren möchten.“ Votsmeier sei jedoch nicht der Meinung, dass es für die Vermittlung von Katzen übertriebene Auflagen gebe. Um das Wohlergehen von Tier und Mensch zu gewährleisten, brauche es gewisse Standards. &bdquo;Wir schauen und beraten immer individuell, einige Grundregeln gibt es aber schon. Wenn potenzielle Tierhalter beispielsweise Probleme mit dem Zahlen der Schutzgebühr haben oder wenn Alter und Lebensstil mit dem favorisierten Tier wirklich gar nicht übereinstimmen, werde ich stutzig“, so die Tierheim-Leitung. Mehr zur Katzenrettung in OWL: Ausgesetzte Katzen: Was Bünder tun können, um den Streunern zu helfen Abgabe statt Fürsorge: Alte Katzen im Paderborner Tierheim Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an Ein Beitrag geteilt von Tierheim Paderborn (@tierheimpaderborn) Doch nicht nur die tragenden Katzen und ihre Kitten stellen das Team vor Herausforderungen. &bdquo;Allein in den letzten drei Wochen kamen mehr als 20 alte Katzen zu uns – als Fundtier und als Abgabetier“, berichtet Votsmeier. Die Fundkatzen seien alle in einem mehr oder weniger bedenklichen Zustand gewesen. &bdquo;Es handelt sich ausnahmslos um zutrauliche Katzen, die mit hoher Wahrscheinlichkeit mal ein Zuhause hatten. Viele waren krank, verwahrlost und verletzt. Bei zwei der Tiere kam leider jede Hilfe zu spät“, erzählt sie. Diesen rasanten Anstieg von alten und kranken Katzen sei bereits seit Anfang des Jahres feststellbar. &bdquo;Natürlich kamen immer schon ältere Katzen zu uns, aber noch nie in diesem Ausmaß. Diese Entwicklung ist selbst für uns sehr erschreckend“, so die Vorsitzende. Ältere Tiere seien häufig kostenintensiver als junge Katzen, da sie in vielen Fällen mehr gesundheitliche Versorgung benötigen. Viele Halterinnen und Halter würden sich laut Gabi Votsmeier dann für eine Abgabe entscheiden. &bdquo;Die meisten dieser Tiere verbleiben für den Rest ihres Lebens im Tierheim, da auch viele potenzielle Adoptanten die Kosten nicht stemmen wollen oder können. Auch wenn wir es ermöglichen können, dass die Katzen ihren Lebensabend auf Pflegestellen genießen, bleiben die Kosten trotzdem bei uns“, erklärt die Tierheimleitung. Tierheime in OWL am Limit: &bdquo;Situation auf dem Tiefpunkt“: Warum sind die Tierheime so voll? Paderborner Tierheim sucht dringend Pflegestellen Gerade vor diesem Hintergrund suche das Tierheim Paderborn aktuell händeringend nach Pflegestellen: &bdquo;Wir schauen ganz individuell – man muss kein Katzen-Experte sein oder direkt ein verwaistes Kitten aufnehmen.“ Wer helfen möchte, kann sich unter Tel. 05254 12355, oder per E-Mail an info@tierheim-paderborn.de wenden. &bdquo;Wenn jemand beispielsweise ein Zimmer übrig hat, und dort eine Katzen-Mama mit ihren Babys aufnehmen kann, damit die erst mal zur Ruhe kommt, wäre das schon fantastisch“, appelliert die Tierschützerin. Auch Sachspenden wären jederzeit willkommen. Der große Überblick: 🦌 Alles rund um Wildtiere und Wildtierschutz in OWL 🦌

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