Gastronomin in Höxter seit Monaten belastet: "Die Baustelle ist schlimmer als Corona"

Höxter. Von der Redaktion bis zum Café Heimisch sind es eigentlich nur wenige Meter. In nicht einmal einer Minute zu bewältigen – eigentlich. Wer länger nicht in Höxter gewesen ist, muss sich selbst bei dieser Strecke aktuell erst einmal die Augen reiben und kurz überlegen, wo man denn nun langgehen muss. In der Mitte der Straße prangt ein riesiges Loch, Bagger und andere Fahrzeuge arbeiten an der neuen Straße. Passanten bleibt nichts anderes übrig, als den schmalen, durch Bauzäune abgesperrten Wegen zu folgen und zu hoffen, dass sie doch noch irgendwie da landen, wo sie hinwollen. Eine nicht tragbare Situation für die Geschäfte, findet Betreiberin des Café Heimisch, Felicitas Hummel. Seit März belastet die Baustelle vor der Tür das Geschäft der jungen Inhaberin. Dabei ist es nicht nur die Baustelle allein, die bei der Café-Betreiberin für Unmut sorgt. &bdquo;Ich verstehe, warum hier gebaut wird und ich freue mich auf die Landesgartenschau“, sagt Hummel im Gespräch mit der &bdquo;Neuen Westfälischen“. Die mangelnde Kommunikation mit der Stadt sei es, die sie seit Monaten verärgert. Denn wie es am nächsten Tag vor ihrer Tür aussieht, könne Hummel seit Monaten nicht mehr sagen. Regelmäßig sieht von heute auf morgen alles wieder anders aus, so dass sie umplanen muss. &bdquo;Wenn die Stadt mich wenigstens informieren würde, was wann passiert oder worauf ich mich einstellen muss. Aber so eine Kommunikation findet nicht statt.“ Mehrfach habe sie die Stadt selbst kontaktiert, doch mehr als schwammige Antworten habe sie bisher nicht zurück bekommen. Nach zwei Jahren Corona mit Schließungen und Hygienemaßnahmen trifft die Baustelle das Café besonders hart. Aber: &bdquo;Die Baustelle ist viel schlimmer“, sagt Hummel. Die Außengastronomie im Sommer habe fast gar nicht stattfinden können und immer wieder musste umgeplant werden. Mit Biegen und Brechen konnte sie ein paar Stühle hinstellen – mit Aussicht auf aufgerissene Straßen. Unter der Woche sei der Geräuschpegel ebenfalls enorm. Während der Hitzewelle zu lüften sei fast gar nicht gegangen. Café ist mit Rollstuhl oder Kinderwagen nicht zu erreichen &bdquo;Die Laufkundschaft fehlt, der Tourismus fehlt. Wir haben uns eine schöne Stammkundschaft aufgebaut, der wir sehr dankbar sind, aber auf Dauer reicht das nicht aus.“ Die Bauzäune hätten sogar schon einmal komplett den Zugang zum Café versperrt. Ein Kunde musste sie darauf aufmerksam machen. Für einige Menschen ist der Zugang zum Café immer noch so gut wie unmöglich. Gullydeckel, Steine oder lose übereinanderliegende Bretter macht das Befahren durch Rollstühle, Rollatoren oder Kinderwagen nahezu unmöglich. Fahrradfahrer werden bereits am Anfang des Weges zum Absteigen aufgefordert. &bdquo;Als ich die Stadt darauf angesprochen habe, hieß es erst, dass die Barrierefreiheit während der Baustellenphase nicht gewährleistet werden kann. Aber die Baustelle besteht immerhin schon seit März“, sagt die Café-Betreiberin. Nach erneutem Druck durch die Facebook-Gemeinschaft auf der Seite des Cafés, sei Bürgermeister Daniel Hartmann am Freitag, 30. September, vor Ort gewesen, um die Situation der Barrierefreiheit zu begutachten. &bdquo;Er hat es zur Kenntnis genommen. Bis Dienstag soll das erledigt sein“, sagt Hummel. Doch von Veränderungen ist auch am Dienstagnachmittag, 4. Oktober, nichts zu sehen. Kleine Läden sieht sie als Teil der Landesgartenschau in Höxter Auch die Belieferung ihres Cafés sei durch die Baustelle schwierig geworden. Mit ihrem Pkw sei sie in ruhigen Momenten über die Baustelle bis vor die Tür gefahren, um ihre Ware ins Café zu bekommen. Beim Ordnungsamt sei das zunächst auf wenig Verständnis gestoßen. &bdquo;Die haben mich schon aufgeschrieben, aber was soll ich sonst machen?“, fragt Hummel. Dabei habe sie einige Ideen, die zur Besserung beitragen könnten. Zum Beispiel Schilder am Anfang der eingezäunten Wege, die beschreiben, welche Geschäfte über diesen Zugang erreicht werden können. &bdquo;Man sieht uns gar nicht mehr. Wo sind die Tourismus- und die Marketingabteilung? Lockt die Leute bitte wieder in die Stadt, wir sind darauf angewiesen“, sagt die Inhaberin. Es geht ums Überleben. Lösungen will die Stadt offenbar nicht finden, sie sei auch nicht für Kompromisse bereit. &bdquo;Da wird gesagt, dass das nächste Jahr dafür toll sein wird. Aber das rettet mir nicht dieses Jahr“, sagt Hummel. Die Umsatzeinbußen könne sie noch nicht genau benennen, doch sie seien gewaltig. Sie will nicht den Kopf in den Sand stecken und weiter kämpfen. Aber sie kann nicht sagen, wie lange sie die Lage noch stemmen kann. &bdquo;Auch wir kleinen Läden gehören zur Landesgartenschau und machen die Stadt einzigartig. Mit welchem Recht werden wir ausgeschlossen?“

Meistgelesen