Betreiber will mit Biogasanlage in Albaxen Strom und Wärme von nebenan liefern

Höxter-Albaxen. Das Thema Energie ist deutlich in den Fokus gerückt und aktueller denn je: Es gab Applaus und Fragen nach der Präsentation, als Alexander Busse die Erweiterung der Biogasanlage in Albaxen vorgestellt hatte. An die sind nahezu alle Industrie- und Gewerbebetriebe im Wirtschaftspark Höxter wärmetechnisch angeschlossen. Zudem werden mittlerweile auch das Frei- und das Hallenbad in Holzminden von dort über eine Wärmeleitung versorgt. Und das, was zunächst zur &bdquo;Versorgungssicherheit in der Energiewende“ vorgesehen war und bleibt, ist angesichts der sich abzeichnenden Energieknappheit von immer größerer Bedeutung. Strom und Wärme von vor der Haustür. Busse stellte die Anlage, die seit 2010 südöstlich von Albaxen zwischen B 64 und Weser betrieben wird, dem Ausschuss vor und warb für die Zustimmung für die Erweiterung. Denn: Man will angeliefertes Substrat noch besser verwerten, noch besser auf Schwankungen im Netz reagieren können und die Möglichkeiten nicht nur flexibler, sondern auch passgenauer auf den Bedarf ausrichten. Und dieses Okay bekam Busse einstimmig vom Ausschuss, um die die grundlegenden planungsrechtlichen Voraussetzungen – sprich Flächennutzungsplan- und Bebauungsplanänderungen (Ausweisung Sondergebiet) – einzusteigen. Rund ein Jahr wird das nach Auskunft von Thomas Schwingel (Stadt Höxter) dauern und werde parallel vorangetrieben. Was bedeutet das für Albaxen und Umgebung? Schon im Jahr 2015 wurde die Erzeugungskapazität von den ursprünglichen 2,3 auf 3,5 Millionen Norm-Kubikmeter Biogas pro Jahr erweitert. Derzeit könne die Anlage 2.250 Vier-Personen-Haushalte mit Strom und 566 Einfamilienhäuser mit Wärme versorgen, erklärte der Betreiber. Hauptlastzeiten sollen den Schwankungen im realen Verbrauch angepasst sein – morgens von 6 bis 10 Uhr und abends von 6 bis 10 Uhr. &bdquo;Am Wochenende ist tote Hose. Da läuft auch in der Industrie nichts, der Strombedarf ist gering.“ Auch saisonal gehe es um mehr Flexibilität bei der Einspeisung: Im Sommer wird weniger Energie benötigt als im Winter. Und, das betonte Busse ausdrücklich: Die Anlage sei derzeit nicht nur CO2-neutral, sondern sogar klimaneutral im Minus, wenn man Bau, Transporte oder Abrieb zusammenrechne. &bdquo;Wir sparen damit 7.642 Tonnen CO2 im Jahr.“ Und die Wertschöpfung bleibe in der Region: &bdquo;Die Lieferanten bekommen ihre Nährstoffe zurück. Die Gewerbesteuer bleibt in der Stadt.“ Und sogar die Gärreste seien im Wert gestiegen und würden weiter steigen: als Dünger. Denn aufgrund der Gasknappheit stocke im Moment auch die Düngerproduktion. Alexander Busse bezeichnete die Anlage als &bdquo;eierlegende Wollmilchsau“, was die Energiewende angehe. Und dass man sich vorstellen könnte, auch weitere Einrichtungen wie Schule, Kita oder Schützenhaus anzuschließen. Nun geht es um eine bauliche Erweiterung auf einer Ackerfläche im Anschluss an die bestehende Anlage und eine weitere Erhöhung der Erzeugungskapazität. Die Gesamtfläche des Sondergebietes würde sich damit von derzeit 1,8 auf 2,7 Hektar erhöhen. Neben der Erhöhung der erzeugten Biogasmenge geht es auch um mehr Gasspeicherkapazität, um auf Stromschwankungen besser reagieren zu können. So will man Gasmengen eines Wochenendes speichern können. Zudem soll die erzeugte Wärme möglichst vollständig genutzt werden, deshalb wird mehr Wärmespeicherkapazität benötigt, die auch die Versorgungssicherheit der Betriebe und Einrichtungen gewährleiste. Deshalb ist vom Investor geplant: der Bau von zwei zusätzlichen Gasspeichern mit jeweils 20.000 Kubikmetern Volumen; der Bau eines Wärmespeichers mit einem Volumen von 5.000 Kubikmetern; die Erhöhung der Gaserzeugungsobergrenze von bis zu fünf Millionen Norm-Kubikmeter Biogas pro Jahr. Was die Emissionen betreffe, so bekomme man &bdquo;in etwa das, was man schon hat“, schätzte Schwingel auf Nachfrage zur Wohnbebauung ein. Denn die gesteigerte Gaserzeugung sei hinsichtlich des Verkehrsaufkommens bei der Substratanlieferung bereits im Vorfeld weitgehend damit kompensiert worden, dass die Tierhaltung (150 Kühe) aufgegeben wurde und damit auch die Futteranlieferung entfalle. Die Stadt selbst sieht noch den Standortvorteil, dass die Betriebe im Gewerbepark ihre CO2-Bilanz deutlich optimieren könnten, der Wirtschaftsbetrieb nicht nur gesichert, sondern auch die weitere Ansiedlung attraktiv werde, dass die Abhängigkeit von Erdgasimporten reduziert und der Anteil erneuerbarer Energien bei der Stromerzeugung erhöht werde. Die Gas- und Wasserspeicher sollen durch unterirdische Leitungen unter dem Wirtschaftsweg mit der übrigen Anlage verbunden werden, weshalb der landwirtschaftliche Verkehr nicht beeinträchtigt werde. Nicht in der Entscheidungsbefugnis der Stadt liegt allerdings der Verkehrsführung: Weil die B 64 ab Höhe Tonenburg Richtung Holzminden eine Kraftfahrstraße ist, wird sämtlicher Schlepperverkehr über Albaxen abgeleitet – der darf dort nicht fahren.

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