Neun-Euro-Ticket: Wie fällt die Bilanz im Kreis Höxter aus?

Kreis Höxter. Seit rund zweieinhalb Monaten gibt’s das Neun-Euro-Ticket. Während Berlin diskutiert, ob es fortgeführt werden sollte, ist es Zeit für ein Zwischenfazit aus dem Kreis Höxter. Im ländlichen Raum spielt der ÖPNV grundsätzlich eine untergeordnete Rolle, im Flächenkreis Höxter allemal. Das hat mit der Anbindung oder besser mit der fehlenden Anbindung zu tun, mit den Preisen und der Taktung. Hat das Neun-Euro-Ticket die Menschen im Kreis Höxter auf den Geschmack gebracht? Zug &bdquo;Wir haben Zahlen, die sind allerdings nicht belastbar, weil sie auf Schätzungen der Mitarbeiter beruhen“, sagt Steffen Högemann, Sprecher der Nord-West-Bahn, aber sie seien ein &bdquo;Fingerzeig“. Die Züge seien voller gewesen. &bdquo;Klar, logisch hatten wir mehr Fahrgäste“, sagt Högemann mit Blick auf alle Nord-West-Bahn-Linien in OWL, &bdquo;vor allem auf Verbindungen, die für Pendler wichtig sind“, etwa die Sennebahn, die zwischen Paderborn und Bielefeld fährt. Allerdings verteilten sich die Fahrgäste offenbar nicht gleichmäßig über die Zeit. Als das Neun-Euro-Ticket eingeführt wurde, gab es laut Högemann einen &bdquo;großen Hype“, besonders um Pfingsten rum. In den Sommerferien gingen die Passagierzahlen etwas zurück. &bdquo;Die Fahrgastzahlen werden wieder steigen“, prognostiziert der Sprecher mit Blick auf den Schulstart. &bdquo;Die Züge waren voller“, bestätigt Matthias Goeken, &bdquo;besonders am Wochenende“. Höxters Landtagsabgeordneter fährt selbst gern mit dem Zug nach Düsseldorf. &bdquo;Im Auto kann ich maximal telefonieren, das war’s dann aber, im Zug kann ich arbeiten.“ Was Goeken am Neun-Euro-Ticket mag, ist, dass es unkompliziert ist. Einmal kaufen, dann einfach einsteigen. &bdquo;Ich bin froh, dass wir von Einzelfahrttickets weg sind“, sagt er. Schade sei, dass in die Zeit des Neun-Euro-Tickets die Bauarbeiten auf der Strecke der Egge-Bahn zwischen Paderborn und Höxter gefallen seien. Von Mitte Juni bis Anfang August gab es auf Streckenteilen Schienenersatzverkehr. &bdquo;Das ist ein Problem“, sagt Goeken, &bdquo;und ein realistisches Bild für den Kreis Höxter können wir so nicht zeichnen.“ Doch das Ticket habe auch die Probleme des Schienenverkehrs offengelegt. &bdquo;Wir haben ein Riesenproblem beim fehlenden Zugpersonal“, zählt Goeken auf, Unpünktlichkeit sei ein Thema, vor allem, weil die einkalkulierten Umsteigezeiten nicht mehr ausreichten, wenn die Züge rappelvoll seien. Und für den ländlichen Raum gelte zusätzlich: Es braucht gute Verbindungen – doch da stießen die ländlichen Regionen schnell an die Kapazitätsgrenzen. &bdquo;In den Kreisen Höxter und Paderborn brauchen wir Millionen, um den bestehenden ÖPNV zu erhalten, eigentlich müssten wir aber investieren, um ihn attraktiver zu machen“, sagt Goeken. Wenn’s ums Geld geht, sind aus seiner Sicht Bund und Land gefordert: &bdquo;Das darf nicht an den Kommunen hängenbleiben.“ Holibri &bdquo;Holibri ist ein gutes Produkt“, sagt Matthias Goeken. On-Demand, also auf Abruf, sei ein Baustein des Mobilitätskonzepts. Und &bdquo;soweit sind wir von der Rentabilität nicht entfernt.“ Allerdings müsse noch an mancher Stellschraube gedreht werden, findet Goeken. Denn der On-Demand-Bus befördert pro Fahrt durchschnittlich nur 1,8 Menschen – für fünf wäre Platz. &bdquo;Das Holibri-System ist ja eigentlich, dass man bündelt.“ Das muss aus seiner Sicht besser werden. Gleichzeitig plädiert Goeken dafür, das Netz etwas zu verschlanken. Mehr als 1.700 Haltepunkte – das scheint ihm übertrieben. &bdquo;Es muss ja nicht an jeder Straßenlaterne ein Haltepunkt sein“, sagt er. Auch wenn es nur jede zweite Leuchte sei, wäre der Weg für die Menschen noch kürzer als zur Bushaltestelle. Außerdem ist ihm wichtig, dass das Holibri auch als Zubringer für den Zugverkehr verstanden wird. Mit dem Holibri zum Bahnhof – und das am besten auch prioritär, damit niemand die Nord-West-Bahn am Bahnhof Höxter verpasst. Bus Diese Rolle kommt aus Goekens Sicht auch den Bussen zu. Wer Zug fährt, müsse sich drauf verlassen können, dass er zum Bahnhof hinkomme und, wenn er aus dem Zug steige, einen Bus bekomme. Das klappt nicht immer überall. Er zieht es selbst vor, mit dem Auto zum Bahnhof nach Altenbeken zu fahren. Die vielen gut genutzten Pendlerparkplätze seien ebenfalls ein Indiz. &bdquo;An den Zugfahrzeiten kann man nichts ändern“, sagt Goeken, deshalb muss wohl manch ein Bustakt überprüft werden. Generell seien die Busse durch das Neun-Euro-Ticket dennoch etwas voller gewesen. &bdquo;Einschätzungen des Fahrpersonals nach, sind die Fahrgastzahlen etwas gestiegen. Die vorhandenen Kapazitäten sind somit etwas mehr ausgelastet, jedoch weiterhin ausreichend“, sagt Agata Psiuk von &bdquo;Fahr mit“. Außerdem hätten die Mitarbeiter von vielen &bdquo;sehr positiven Entwicklungen“ berichtet, etwa, dass sich viele ÖPNV-Neulinge zum Fahrplanangebot haben beraten lassen und viele Ausflüge mit dem Neun-Euro-Ticket unternommen haben. Kosten Die Idee eines Netztickets findet Goeken gut. Auf einen Preis will sich der CDU-Verkehrspolitiker indes nicht festlegen. Es kursierten ja viele Ideen: 29 Euro landesweit, 59 oder 69 Euro im Bund zum Beispiel. Er glaubt, dass die Menschen bereit wären, mehr als neun Euro zu zahlen, wenn das Angebot stimmt. Dafür aber werde Geld gebraucht. Normalerweise gebe der Bund drei Milliarden – diese Summe müsse aufgestockt werden. Doch selbst dann sei eines auch klar: &bdquo;Im Kreis Höxter werden wir immer auch ein Auto brauchen.“

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