Interview: LGS-Förderverein über Skepsis, Kritik und Motivation

Herr Schöning, wie läufts derzeit beim Förderverein, zum Beispiel, was Mitgliederzahl und Stimmung angeht? Thomas Schöning: Es läuft gut im Förderverein, wir sind alle sehr in unseren Arbeitsgruppen eingespannt. Bei 850 Mitgliedern ist viel Arbeit zu erledigen. Unser Ziel ist es ja, die Bürger für unsere Landesgartenschau zu begeistern und vor allem, sie dazu zu ermuntern sich aktiv zu beteiligen. Wo stehen Sie heute im Vergleich zum Sommer 2021? Im Sommer 2021 waren wir noch sehr mit den Planungen und Vorarbeiten für unsere Projekte beschäftigt. Vieles war noch im Ungewissen, ob und wie es umgesetzt werden kann. Heute können wir schon sehen, dass etwas Schönes und Gutes in unserer Stadt entsteht. Wo wollen Sie im April 2023 stehen? Vor allem wollen wir dann mit der Umsetzung fertig sein. Ich wünsche mir, dass die Höxteraner gute Gastgeber sind und allen Besuchern und Gästen zeigen, wie gut man hier im Weserbergland leben kann. Hat die Pandemie Sie zurückgeworfen in Ihrem Elan und Engagement? Als die Pandemie losging, dachte ich, das war’s. Die Betriebe, die ja oft bei uns Premiumpartner sind, kommen in finanzielle Schwierigkeiten und werden austreten. Das Gleiche hatte ich auch für viele Mitglieder befürchtet. Das Gegenteil ist eingetreten. Die Mitgliederzahl unseres Vereins hat sich in dieser Zeit fast verdoppelt. Wir mussten neue Möglichkeiten finden, zusammen zu arbeiten, aber vieles hat sich dadurch auch vereinfacht. So haben sich zum Beispiel Video-Konferenzen bewährt. Trotzdem sind wir froh, dass wir uns jetzt wieder real treffen können. Wo ganz konkret steckt Förderverein LGS heute drin? Wofür stehen Sie? Unser Hauptziel ist es, über die Veranstaltung Landesgartenschau die &bdquo;Region Weserbergland“ zu schaffen. Also nicht nur für die Kernstadt Höxter, sondern vor allen für die Ortschaften und die ganze Region ein Gefühl der Zusammengehörigkeit zu schaffen. Deshalb freue ich mich auch, dass nicht nur die Stadt und der Kreis Holzminden, sondern auch viele Städte im Kreis Höxter Mitglied im Förderverein sind. Wir ziehen also auch über Ländergrenzen hinweg an einem Strang.Um die Besucher auf unsere Ortschaften neugierig zu machen, sind wir dabei, zusammen mit Beteiligten aus allen Ortsteilen den Ausstellungsbeitrag Murmelbahn und Dorfplatz mit einem Pavillon umzusetzen. Hier kann man spielerisch viel über unsere Dörfer und die Region erfahren. Dieses Projekt wird über das Leader-Programm gefördert und bleibt daher auch nach der Landesgartenschau bestehen. Das wird richtig gut. Und da der Platz direkt am Weserradweg liegt, wird es auch langfristig eine gute Werbung für unsere Region sein. Wie nehmen Sie die Stimmung in der Stadt wahr? Ich bin richtig stolz auf unsere Höxteraner. Ich wusste ja, dass die Zeit der Baustellen kommt und dass es nicht leicht wird. Ich hatte viel mehr Meckerei und Protest erwartet. Auch ich bin oft genervt, wenn schon wieder eine Straße gesperrt ist oder eine Umleitung gefahren werden muss. Auch für die Geschäfte und Cafés ist das eine schwierige Zeit. Baustellen sind nie schön. Aber ich glaube und nehme das auch so wahr, dass die meisten Bürger wissen: Da müssen wir jetzt durch – und danach ist unsere Stadt wunderschön und – was die Infrastruktur angeht – auf dem neusten Stand. Wie überzeugen Sie LGS-Skeptiker oder -Kritiker vom Förderverein und vor der LGS? Kritik ist wichtig. Richtig angebracht, weist sie auf Fehler hin und sorgt für Verbesserungen. Wenn alle nur Hurra schreien, kann etwas nicht stimmen. Bei Kritik muss man aber darauf achten, ob sie ein Projekt voranbringt, oder ob man nur sich selbst wichtig nimmt und in die Öffentlichkeit bringen will. Es ist vollkommen klar, dass man das Recht auf Informationen hat. Ich hole sie mir auf Informationsveranstaltungen oder spreche direkt mit den Verantwortlichen. Ich habe wenig Verständnis für Menschen, die mit in meinen Augen unsinnigen Anfragen die Verwaltung beschäftigen und sie für andere, gerade in dieser Zeit wichtige Aufgaben blockieren. Da geht es doch oft nur um Machtspielchen nach dem Motto: Denen habe ich es aber gezeigt. Das bringt keinen weiter und kostet nur unser aller Geld. Ganz zu Beginn haben wir im Förderverein Vorschläge und Anregungen der Bürger gesammelt. Man kann sie auf unserer Homepage lesen. Vieles konnten wir mit einbringen und wird auch umgesetzt. Sich über den Förderverein einzubringen, lohnt sich also. Gemeinsam haben wir viel mehr Einfluss. Wo hat sich die Stadt bislang am meisten verändert? Auch wenn die Innenstadt nicht Teil der Landesgartenschau ist, sondern sie quasi als Zugabe mit umgebaut wird, spürt man hier die Veränderungen am meisten. Wie viele Jahre wurde die schlechte Begehbarkeit des Pflasters bemängelt. Beim Schützenumzug habe ich gemerkt, wie angenehm es jetzt ist. Wir haben jetzt eine attraktive Innenstadt. Am Weserufer, am Wall und in Corvey sind die Veränderung nicht so präsent. Jan Sommer und sein Team bieten regelmäßige Führungen an. Dabei kann man sehen, wie gut die Baufortschritte sind. Wo wird Sie sich weiter verändern? Am Bahnhofsbereich, in der Stummrigen Straße wird sich noch viel tun. Aber auch auf dem Landesgartenschaugelände kann man jetzt schon sehen, wie einige Aussteller anfangen, ihren Bereich aufzubauen. Was kann jeder Bürger konkret tun, wie sich wo einbringen? Es werden überall Helfer gesucht. Für jeden ist etwas dabei. Konkret werden gerade Menschen gesucht, die sich praktisch beim Pflanzen und Pflegen der Blumen einbringen wollen. Aber es werden auch Gästeführer und Helfer für andere Dinge gebraucht. Ich glaube, dass es gut tut, aktiv dabei zu sein und mit zu gestalten. Ansprechpartner für diese sogenannten Elfen findet man bei der Durchführungsgesellschaft am Resi oder im Internet. Was motiviert Sie persönlich? Ich liebe meine Stadt und diese wunderschöne Region. Wie toll es hier ist, habe ich eigentlich erst gemerkt, als ich während des Studiums in Aachen gelebt habe. Meine Tochter ist mit ihrer Familie von Münster nach Höxter gezogen. Das war für mich die Bestätigung. Hier bei uns gibt es so eine hohe Lebensqualität. Und man kann sie sich auch noch leisten. In den Ballungsgebieten braucht man für den gleichen Lebensstandard viel mehr Geld. Durch das Internet sind auch viele Standortnachteile aufgehoben. Ihr großer Wunsch für Stadt und Bürger bis April 2023? Durchhalten, sich einbringen, Fehler machen dürfen und &bdquo;nicht perfekt sein“ zulassen. Nicht immer gleich auf die Verantwortlichen einschlagen. Sich als Bürger und nicht als Kunde dieser Stadt verstehen. Gemeinsam unsere Stadt, mit den Ortschaften und der Region aktiv nach vorne bringen. Optimistisch in die Zukunft schauen.

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