Ein Schützenfest der neuen Wege in Höxter schreibt Geschichte

Höxter. Es war ein Schützenfest, das in die Geschichte eingehen wird. Und das aus mehreren Gründen: auch, aber nicht nur wegen des 425-jährige Jubiläums der Gilde. Eigentlich 427 Jahre, denn schon vor zwei Jahre sollte gefeiert werden. Auch wegen der vielen Hindernisse und Steine, die die Schützengilde von 1595 im Vorfeld hatte zur Seite räumen müssen: Corona, fehlender Festplatz wegen Brückensanierung, abgebranntes Schützenhaus, wo der König ermittelt werden sollte, viele Baustellen in der Stadt, kurzfristige Änderung des Ortes für den Festakt von Corvey zum Petrischulhof. Und dann sorgte der König am Samstagabend noch für Schreckminuten, als er mit Kreislaufproblemen ins Krankenhaus musste. Entwarnung: &bdquo;König hat sich fit gemeldet“, hieß es am Sonntagmorgen. Aber vor allem wird das Schützenfest 2022 in die Annalen eingehen, weil es ein prächtiges, stilvolles und überaus gelungenes Fest war, was im wahrsten Sinne der Worte neue Wege ging. Im Mittelpunkt gleich drei Menschen: das Königspaar Frank Wiesemann und Sandra Vogt, die mit ihren wunderschönen Roben begeisterte. Und der neue Kommandeur Thomas Wiesemann, der mit Charme und Humor und freier Rede gekonnt und souverän sein erstes Fest in dieser neuen Verantwortung über die Bühne brachte. Das machte Lust auf mehr. Das Schützenfest ist im Herzen der Stadt nun in den Herzen der Menschen wieder angekommen. Dabei bot das Jubiläumsschützenfest auch dem Publikum entlang der Straßen bei den Festumzügen jede Menge zum Gucken: War der Freitag mit dem Festakt auf dem Sportplatz neben der Petrischule – (&bdquo;wir sind ja alle auf dem Schulhof aufgewachsen, nicht im Schloss“, kommentierte der Kommandeur augenzwinkernd) – den Schützenfreunden aus den Dörfern reserviert, kamen am Samstag zu Serenade und Großem Zapfenstreich auf dem Berliner Platz die Abordnungen der Vereine aus dem Kreis: Zahlreiche Majestäten samt Hofstaaten, Fahnenabordnungen und Schützen aus den Städten des Kreises und Holzminden gingen bei den Paraden entlang der Festmeile Corbiestraße mit und ließen das Höxteraner Königspaar mit Jubelrufen und Ehrenbezeugungen hochleben. Am Sonntagnachmittag folgte der Höhepunkt: der Festumzug durch die Stadt mit dem strahlenden, nach allen Seiten winkenden und von allen Seiten bejubelten Königspaar in der Kutsche und beim Vorbeimarsch am Gänsemarkt. &bdquo;Mitten in der Stadt, mitten in der Bürgerschaft“ &bdquo;Freude, Nervosität – alles“, mit diesen Worten hatte der König am Freitagabend dem Fest entgegengefiebert. Festleiter Christoph Tegethoff war ein &bdquo;riesengroßer Stein“ vom Herzen gefallen, als am Morgen von Ordnungsamt und Feuerwehr der Festplatz auf dem Parkplatz Klingemann – erstaunlich geräumig mit der Festhalle – technisch abgenommen worden war: &bdquo;Vorfreude maximal“, sagte er. Kommandeur Wiesemann erklärte bei seiner Rede zum Festakt mit rund 1.000 Beteiligten zu allen Seiten dankend: &bdquo;Das ist ein Zeichen dafür, dass das Schützenwesen lebt und eine große, große Zukunft hat“: vier tolle Tage, vier andere Tage – &bdquo;mitten in der Stadt, mitten in der Bürgerschaft“. Beim Zapfenstreich hob er die Bedeutung des Schützenwesens für Tradition im Verständnis von Engagement für Heimat und Heimatstadt, als Anlegestelle für Neubürger, als Anker für alle, die in der Ferne Heimat im Herzen tragen, und als Gemeinschaft (&bdquo;extrem wichtig“) hervor. Bürgermeister Daniel Hartmann erinnerte in seinen beiden Reden an das Jahr 1595, als der Gilde mit dem Schützenbrief Rechte und Pflichten verliehen worden seien. Höxter sei mit knapp 1.200 Jahren eine alte Stadt mit Geschichte, aber: &bdquo;Höxter hat sich fit gemacht für die Zukunft“, sagte er mit Blick auf die Baumaßnahmen und sprach von &bdquo;Aufbruchstimmung“. Und er beantwortete die Frage nach der Existenzberechtigung der Schützen mit &bdquo;nachdrücklichem Ja“: Tradition sei nichts Antiquiertes, sondern die &bdquo;Glut unter der Asche“, die das Feuer immer wieder neu entfache. &bdquo;Stadt und Gilde gehören eng zusammen“, sagte er mit Blick auf das Motto der Gilde: &bdquo;Die ganze Bürgerschaft soll es sein.“

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