Nach Tornado im Kreis Höxter: Versicherungen melden hohe Schadenssummen

Höxter. Heute vor 40 Tagen fegte ein Tornado über Ovenhausen, Lütmarsen und Teile Höxters. Wie groß die Schäden sind, wird 40 Tage später mehr und mehr deutlich, nachdem viele Versicherungen die ersten Fälle bearbeitet oder abgeschlossen haben. Für Haus- und Grundstücksbesitzer haben sie eine wichtige Empfehlung. Johannes Rox’ LVM-Versicherungsagentur steht an der Heiligenbergstraße in Ovenhausen, direkt im Zentrum des Geschehens. 279 Schäden im Zusammenhang mit dem Tornado sind in der Agentur bislang eingegangen. &bdquo;Das ist eine Menge Arbeit“, sagt Rox. Allein 80 Schäden an Kraftfahrzeugen sind darunter, &bdquo;meist sind das Totalschäden“ überall an den Fahrzeugen seien Beulen und Dellen. Die gute Nachricht: Fast alle Schäden an Fahrzeugen sind bereits abgewickelt, hier springt die Teilkasko ein. Und auch bei den Gebäudeschäden sei man weit vorn in der Bearbeitung. &bdquo;Wir haben sofort auf Wunsch einen Vorschuss geleistet“, berichtet Rox. Wer einen Schaden sofort beseitigen wollte, aber dafür kein eigenes Geld in die Hand nehmen wollte, konnte so tätig werden. Die Schäden an Häusern, die der Tornado direkt getroffen hat, fangen bei einer Höhe von 20.000 Euro an. &bdquo;Die gehen dann bis in den sechsstelligen Bereich“, sagt Rox. Hier haftet die Gebäudeversicherung. Wenn Gartenstühle oder anderes Inventar betroffen sind, kann, je nach Vertragsmodell, auch die Hausratversicherung greifen. Rox empfiehlt Hausbesitzern generell, von Zeit zu Zeit ihren Versicherungsschutz von Fachleuten überprüfen zu lassen: Bedingungen könnten sich unter Umständen ändern. Auch habe man sofort am Abend, als der Tornado durch Ovenhausen und Lütmarsen zog, die Zentrale gebeten, sich mit Hochdruck um das Thema zu kümmern – was auch gelungen sei. Rasch seien gleich drei Sachverständige vor Ort gewesen, um Schäden zu begutachten. Material und Handwerker Mangelware Nichts ändern kann die Versicherung indes an dem Umstand, dass Handwerker und Material derzeit Mangelware sind, weshalb sich die Reparaturen vor Ort auch weiter hinziehen. &bdquo;Bei uns sind viele Schäden aufgelaufen, wird betreuen auch die Bereiche Ovenhausen und Lütmarsen“, sagt Provinzial-Agenturleiterin Birgit Bitterberg aus Höxter. Der höchste Einzelschaden, der bisher im Zusammenhang mit dem Tornado auf dem Schreibtisch landete, belief sich auf 150.000 Euro: Mit mehreren Dächern wurde auch gleich eine Photovoltaikanlage davon gewirbelt und muss nun ersetzt werden. In ihrer Agentur habe ein Mitarbeiter gleich am Tag nach der Katastrophe, ein Samstag, erste Schadensmeldungen angenommen, Hausbesuche gemacht und alles auf den Weg gebracht. Auch am Sonntag seien Mitarbeiter im Einsatz gewesen, Sachverständige hätten bereits in der ersten Woche nach dem Tornado die Versicherten aufgesucht. 80 Schadensfälle Bitterberg sagt, dass ihre Agentur bislang 80 Schadensfälle im Zusammenhang mit dem Tornado bearbeitet hat, &bdquo;keiner unter 10.000 Euro Schaden“, sagt sie. Immerhin seien die Schäden meist groß gewesen, &bdquo;wenn, dann ist gleich das halbe Dache weg oder die ganze Photovoltaikanlage“, sagt sie. Da gehe es meist nicht nur um einen fehlenden Dachziegel. Da wird es rasch teuer. Apropos rasch: In fast allen Fällen muss zuerst ein Handwerker einen Kostenvoranschlag für Reparaturarbeiten machen. Dieser Voranschlag wird dann von der Versicherung freigegeben. Und erst dann kann Geld fließen. Heißt: Zuerst muss der Handwerker aktiv werden. Und die haben aktuell alle Hände voll zu tun. Aber es laufe gut, &bdquo;Chapeau vor den Handwerkern“. Und: &bdquo;Erste, ganz klare Schäden sind auch schon zur Auszahlung gekommen“, sagt Bitterberg. Zum Teil würden für Schäden auch Pauschalen ausgezahlt. &bdquo;Ich hätte eher an einen Sechser im Lotto geglaubt, als daran, dass hier ein Tornado durchzieht“, sagt Bitterberg. &bdquo;Man sieht daran, dass das Klima schon gestört ist“, meint sie. Um sich vor Starkregen und Hochwasser zu schützen, rät sie Hausbesitzern dringend, eine Versicherung für Elementarschäden abzuschließen. Dachschäden haben Vorrang Thorsten Stein, Kundenberater der Allianz-Vetretung Reichmann & Sancak in Höxter, sagt, dass mittlerweile nur noch kleinere Meldungen von Baumstürzen oder Aufräumarbeiten auf seinem Schreibtisch landen. Ohnehin seien große Schäden, etwa an Dächern, vorrangig behandelt worden. &bdquo;Wir haben alles tagesaktuell eingereicht. Das sind existenzbedrohende Dinge, die wir da absichern.“ Die Hausratversicherung kommt, wie berichtet, für Tornadoschäden auf. Stein rät Hausbesitzern allerdings angesichts häufiger und schwerer werdender Unwetter, sich beraten zu lassen. Eine Extremunwetterversicherung könne Gefahren wie Überschwemmung oder Schneedruck absichern. Er erinnert daran, dass der Schutz einer Versicherung nur dann greift, wenn sie vor dem Eintritt des Schadensereignisses abgeschlossen wird. Wie viel Kraft und wie viel Zerstörungskraft der Tornado hatte, schildert er anhand einiger Beispiele aus Lütmarsen und Ovenhausen: Außengarnituren waren von dem Sturm von einem Garten mitten auf einen Sportplatz geweht worden. Ein Teil eines Gartenhauses habe sich am anderen Teil eines Ortes in einer Baumkrone wiedergefunden.

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