Kreis Höxter Bahn-Ausbau im Kreis Höxter steht erst einmal still

Kreis Höxter/Holzminden. Die ach so dringende Verbesserung des Zugverkehrs im ländlichen Raum wird von Politikern in Sonntagsreden oft gefordert. Weil sie ein wichtiger Beitrag zur Verkehrswende sei. Eine Strecke, über deren Modernisierung seit vielen Jahren diskutiert wird, führt von Paderborn über Brakel, Höxter bis nach Kreiensen. Sogar Wasserstoffzüge zur Landesgartenschau und ein Stundentakt auf niedersächsischer Seite waren in Planung. Umgesetzt ist praktisch so gut wie nichts. Aber warum geht nichts voran? Erklärungsversuche. Erst kürzlich haben sich die Verkehrsminister von NRW und Niedersachsen wieder getroffen und auch über die Strecke durch den Kreis Höxter gesprochen. Herausgekommen ist eine gemeinsame Erklärung, in der es heißt: &bdquo;Der Ausbau der Bahnstrecke Paderborn – Kreiensen wird engagiert von beiden Seiten betrieben. Beide Länder erklären sich grundsätzlich dazu bereit, die dafür notwendigen Kosten zu tragen.“ Sätze, die den Sprecher der Arbeitsgemeinschaft Bahn Holzminden/Höxter, Hans Peter Sawatzki, enttäuscht und etwas sprachlos zurücklassen. &bdquo;Worin das Engagement bestehen soll, wird nicht verraten“, stellt er ernüchtert fest.Er habe unzählige Schreiben, in denen Minister unterstreichen, wie wichtig der Ausbau der Strecke sei. &bdquo;Alle betonen seit über zehn Jahren die Dringlichkeit schon seit dem Verkehrskonzept 2013 plus“, sagt Sawatzki vor allem mit Blick auf das dringend benötigte Begegnungsgleis bei Kreiensen.Was sich hinter solchen vielsagend nichtssagenden Sätzen wie in der Lippstädter Erklärung der Verkehrsminister verbergen könnte, hoffte die Arbeitsgemeinschaft Bahn HOL/HX, in einer Anfrage an den niedersächsischen Verkehrsminister erfahren zu können. Antworten mit konkreten Ergebnissen habe es wieder nicht gegeben.»Worin das Engagement bestehen soll, wird nicht verraten« Nur so viel: Das Begegnungsgleis bleibe zwingend notwendig. Und wegen zu ändernder Fahrplanzeiten bei einem Stundentakt auf der gesamten Strecke wäre auch ein Ausbau in NRW notwendig. Hierfür bestünde noch Finanzierungsbedarf. Ein Fachgespräch zwischen den Ländern soll Ende Juni 2022 stattfinden.Dass auch NRW für den Ausbau der Strecke zwischen Höxter und Langeland viel Geld in die Hand nehmen muss, ist ebenfalls nicht neu. Von etwa 70 Millionen Euro war im vergangenen Frühjahr die Rede. Ob es tatsächlich so viel sein muss, ist aber gar nicht klar, erläutert Verkehrspolitiker Matthias Goeken, heimischer Landtagsabgeordneter der CDU.Es komme dabei entscheidend auf die Antriebstechnik an. Und es bestehen inzwischen Zweifel, ob die bisher favorisierte Wasserstofftechnik tatsächlich die beste langfristige Lösung für die Strecke ist. Zumindest, wenn sie in herkömmliche Züge eingebaut wird und die damit relativ langsam sind.In NRW will man lieber auf batterie-elektrische Züge setzen, die teils unter Oberleitungen und teils mit Akku fahren. Weil das Weserbergland allerdings nicht eben ist, funktioniert das bisher nicht perfekt – denn geladen werden könnten die Züge nur zwischen Paderborn und Altenbeken und in Kreiensen.Unter Idealbedingungen schaffen das Hybridzüge schon jetzt. Wird es aber beispielsweise richtig kalt, könnte es sein, dass die Akkuleistung nicht reicht. Es müssten also irgendwo auf der Strecke noch ein paar Kilometer Oberleitungsdraht gebaut werden. Die batterie-elektrischen Züge sind zudem spurtstärker. Sie fahren schneller an und bremsen schneller. Auch das spart Fahrzeit. Aus NRW-Sicht ist die Zugtechnologie aber längst nicht das einzige Problem, wie Matthias Goeken im Gespräch mit nw.de erklärt. Zwingend notwendig sei, dass die Züge im Kreis Höxter deutlich schneller werden, um den Umlauf zu schaffen. Sie sollen an den Endbahnhöfen nicht lange stehen, sondern möglichst viel auf der Strecke sein. Gelingt dass, spart man Zugpaare ein, der Betrieb funktioniert wesentlich wirtschaftlicher. Enorme Investitionen Dazu müssten im Kreis Höxter aber dringend viele beschrankte und unbeschrankte Bahnübergänge aufgelöst und beispielsweise durch Brücken ersetzt werden. Und ein besonderes Hindernis in diesem Zusammenhang ist die marode Eisenbahnbrücke bei Corvey, die nur noch vergleichsweise langsam befahren werden kann. Goeken bezeichnet sie als &bdquo;großes Problem“. &bdquo;Wir haben noch einige Hausaufgaben zu erledigen“, räumt Goeken ein. Die Streckensanierung werde vor allem mit dem Ausbau der Bundesstraße 64 zwischen Höxter und Hembsen sinnvoll, weil damit dann gleich mehrere, derzeit noch zentrale Bahnübergänge wegfallen. Weil es mehrere Optionen gibt, soll jetzt noch mal gerechnet werden. Denn, so die Hoffnung, mit Hybridzügen könnten sich einige teure Investitionen in NRW vielleicht einsparen lassen. So fallen beispielsweise die Kosten für die Bereitstellung und das Betanken mit Wasserstoff weg. Das geht zumindest aus einer ersten Einschätzung der DB Netz hervor.Der niedersächsische CDU-Landtagsabgeordnete Uwe Schünemann sieht darin schon einen Schritt vorwärts. &bdquo;Ich bin froh, dass sich der Nahverkehrsverbund Westfalen Lippe und die Landesnahverkehrsgesellschaft Niedersachsen mit der DB Netz auf einen konkreten Zeitpunkt für die noch ausstehenden Prüfungen geeinigt haben“, so Uwe Schünemann.Landesgartenschau 2023 Spätestens Ende Juni 2022 stehe fest, welche Investitionen eingespart werden können. Auf Grundlage der jetzt getroffenen Vereinbarung zwischen Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen könne von einer dann zeitnahen Umsetzung ausgegangen werden. Sein Parteikollege Matthias Goeken aus dem Kreis Höxter ist da nicht ganz so optimistisch. Er schätzt, dass man bei der Umsetzung eher zehn Jahre als die nächsten Jahre im Blick hat.So lange will die Arbeitsgemeinschaft Bahn Holzminden/Höxter keinesfalls warten. Niedersachsen solle mit dem Bau des Begegnungsgleises bei Kreiensen unabhängig von den Planungen in NRW beginnen. Eine Planungsvereinbarung zwischen den Beteiligten und der Deutschen Bahn zur Finanzierung und zur Entwurfsplanung gibt es schon seit Ende 2018. Nicht aufgegeben hat Goeken übrigens die Hoffnung, dass zur Landesgartenschau 2023 in Höxter auf NRW-Seite eine teilweise Taktverdichtung möglich ist. Aber auch dazu gibt es weniger als ein Jahr vorher noch keine finale Entscheidung.

Mehr zum Thema