Kommunen im Kreis Höxter sollen unwirtschaftliche Bus-Linien melden

Kreis Höxter. Es gibt Ärger beim für den Busverkehr in den Kreisen Paderborn und Höxter zuständigen Nahverkehrsverbund Paderborn/Höxter (nph): Die hohen Spritpreise belasten die Haushalte der beauftragten Busunternehmen so immens, dass der nph jetzt Alarm schlägt – nachdem sich laut Auskunft des Verbundes mehrere Busunternehmen bei ihm gemeldet haben. Laut nph-Vizegeschäftsführer Bernd Adelmeyer haben die Busunternehmen go.on und BVO, beide im Hochstift unterwegs, übereinstimmend in der vergangenen Woche auf &bdquo;entzogene Liquidität“ hingewiesen.&bdquo;So wuchs die Sorge, dass einige Unternehmen diese Situation wirtschaftlich nicht überstehen könnten“, heißt es in einer Mitteilung des nph. Für diesen Fall sei mit der Einstellung von Linien zu rechnen. Tatsächlich stand das Thema auch auf der Tagesordnung der Verbandsversammlung des nph am Mittwochabend in Bad Driburg – allerdings im nichtöffentlichen Teil. Martina Denkner von den Grünen im Kreis Höxter brachte die Angelegenheit allerdings im öffentlichen Teil zur Sprache.Sie plädierte dafür, als Reaktion auf die gestiegenen Preise nicht das Liniennetz auszudünnen:&bdquo;Das vergrault Kunden, das ist das falsche Signal.“Weniger Ressourcen als der Individualverkehr Stattdessen sprach sie sich dafür aus, Angebote des öffentlichen Nahverkehrs günstiger oder sogar wie in Neuseeland für die Hälfte anzubieten, ohne dabei das Angebot zu reduzieren. Denn &bdquo;der öffentliche Personennahverkehr verbraucht weniger Ressourcen als der Individualverkehr“.Der Landtagsabgeordnete Matthias Goeken aus dem Kreis Höxter sieht den Nahverkehr angesichts steigender Spritpreise ebenfalls als wichtige Alternative zum Auto. &bdquo;Wir werden das jeden Tag im Portemonnaie spüren, da kann der Busverkehr eine Alternative sein.“Deshalb dürfe der nph nicht den Eindruck erwecken, man fahre das Angebot auf null zurück. Allerdings sei es an der Zeit, zu handeln: &bdquo;Busverkehrsunternehmen stehen vor der Existenzfrage, da muss geholfen werden.“ Verbandsvorsteher Ulrich Conradi hielt von der Diskussion nicht viel. &bdquo;Ich bitte darum, im nichtöffentlichen Teil Stellung zu nehmen“, sagte er. Der Fokus sei darauf zu richten, als Zweckverband eine positive Botschaft in schwierigen Zeiten zu senden. Dazu werde am Donnerstag eine Pressemitteilung verschickt. Heiko Hansmann, Vorsitzender der Verbandsversammlung, schloss die Tagesordnung auf Conradis Vorschlag hin. Dafür erntete er deutlichen Protest von Michael Hadaschik (FDP, Freie Wähler Paderborn): &bdquo;Wir sind gewählte Vertreter und sollen uns von der Pressestelle abfüttern lassen?“, fragte er. Fokus auf Fahrten mit bisher eher geringer Nachfrage Die Pressemitteilung liest sich dann so: Sollten Busunternehmen die aktuelle Situation nicht überstehen können, sei mit der Einstellung von Linien zu rechnen. &bdquo;Die politischen Mandatsträger waren sich einig, dieses Szenario unbedingt zu vermeiden.“ Die Versammlung habe daher beschlossen, die durch die erhöhten Dieselpreise entstehenden Mehrkosten vertragsgemäß zu übernehmen &bdquo;und die Verkehrsunternehmen insoweit zu entlasten“.Zusätzlich aber sollen die vorhandenen Verkehre, also Linien – &bdquo;zusammen mit den betroffenen Städten und Gemeinden – auf Optimierungsmöglichkeiten überprüft werden“. Im Fokus sind hierbei insbesondere solche Fahrten, die sich bislang bereits einer eher geringen Nachfrage erfreuen.Im Klartext: Die Kommunen sollen dem nph selbst melden, welche Busse kaum genutzt werden, um bei den betreffenden Linien dann den Rotstift anzusetzen. Dazu hat der nph angekündigt, rechtlich zu prüfen, &bdquo;wie mit den vier noch eigenwirtschaftlichen, also in der wirtschaftlichen Verantwortung der Verkehrsunternehmen stehenden Linienbündeln umzugehen ist“. Auch da belasteten die hohen Kraftstoffpreise die Verkehrsunternehmen.Der Hintergrund: Umstrukturierung von Eigen- auf Gemeinwirtschaftlichkeit Der Nahverkehrsverbund Paderborn-Höxter strukturiert gerade die Buslinien von Eigen- auf Gemeinwirtschaftlichkeit um. Das hat Folgen auch für die Städte im ländlichen Kreis Höxter und das Angebot.Und zwar müssen die Kommunen für die Defizite auf den längst nicht mehr kostendeckend zu bewirtschafteten Buslinien im ländlichen Raum selbst aufkommen, wenn der Betrieb gemeinwirtschaftlich organisiert wird. Somit haben sie ein vitales Interesse daran, dass der Nahverkehr keine – oder möglichst wenige – rote Zahlen schreibt. Der Omnibusbetrieb von Marion Breustedt bedient das Linienbündel 4, das sich von Brakel aus sternförmig in die Eggedörfer erstreckt. Ein ländliches Gebiet, in dem es Strecken gibt, die von Fahrgästen nicht gerade überrannt werden.Breustedt hält es dennoch nicht für eine gute Idee, die Taktungen zu reduzieren oder gar einzelne Linien zu kappen. &bdquo;Das wäre ein völlig falsches Signal an alle Autofahrer“, sagt sie. In ihren Augen ist das öffentliche Nahverkehrsangebot in der Region aktuell so gut wie nie, &bdquo;wenn Leute mal mitfahren, etwa, weil sie ihren Führerschein abgeben mussten, sagen sie oft, dass es so schlecht gar nicht klappt“. Beim Benzinkauf in Vorleistung gegangen Die Spritpreise setzten aber auch ihrem Unternehmen zu. &bdquo;Irgendwann ist der Punkt erreicht, da können wir nicht so weitermachen“, sagt sie. Bislang sei man beim Benzinkauf mit den hohen Preisen in Vorleistung gegangen. Dass der nph nun ankündigt, die durch die erhöhten Dieselpreise entstehenden Mehrkosten vertragsgemäß zu übernehmen und die Verkehrsunternehmen zu entlasten, begrüßt sie. Allerdings stellt sie sich durchaus die Frage, ab wann mit der Übernahme zu rechnen ist. Informationen diesbezüglich habe es vom nph keine gegeben.Damit die Forderung nach Optimierung der Linien auch in allen Rathäusern ankommt, veröffentlichte die nph auch gleich eine Liste mit den betroffenen Linienbündeln. Die gemeinwirtschaftlich betriebenen Linienbündel im Hochstift sind: LB 1 Delbrück, LB 2 Bad Lippspringe/Hövelhof, LB 3 Brakel, LB 4 Warburger Börde, LB 5 Stadtverkehr Höxter, LB 6 Paderborner Hochfläche, LB 9 Nordkreis Höxter, LB 11 Wesertal Die eigenwirtschaftlich betriebenen Linienbündel im Hochstift sind: LB 7 Lichtenau, LB 8 Stadtverkehr Warburg, LB 10 Egge, LB 12 Büren/Salzkotten.

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