"Gefahr": Goeken sieht Mindestlohn als Treiber für Fachkräftemangel

Kreis Höxter. Befeuert der Mindestlohn von zwölf Euro den Fachkräftemangel? Matthias Goeken, Landtagsabgeordneter für den Kreis Höxter und Bäckermeister, befürchtet das, wie aus einem Interview in der Allgemeinen Bäcker-Zeitung hervorgeht. "Wer ungelernt zwölf Euro Stundenlohn erwarten kann, wird sich womöglich gut überlegen, ober er eine Ausbildung mit den geringeren Ausbildungsvergütungen anfängt", wird Goeken dort zitiert, und: "So wird es jedenfalls immer schwieriger, dem Fachkräftemangel zu begegnen." nw.de hat mit dem Bad Driburger über diese Aussage gesprochen. Wie Goeken im Gespräch mit nw.de betont, habe er "überhaupt keine Probleme mit dem Mindestlohn", der sollte, wenn es nach Goeken ginge, "auch stärker angepasst werden". Einzig die Geschwindigkeit, in der die Lohnuntergrenze durchgesetzt werde, sehe er kritisch. Im Interview mit der ABZ verweist Goeken an dieser Stelle auf geltende Tarifverträge. Verträge, an die auch Goeken backen gebunden sei. Dieser sieht Lohnsteigerungen zum 1. Februar vor. Bäckereifachverkäuferinnen im ersten und zweiten Jahr beispielsweise sollen statt wie bisher 11,07 Euro pro Stunde ab sofort 11,28 Euro erhalten. Der Stundenlohn von Bäckergesellen im ersten und zweiten Jahr soll von 13,53 Euro auf 13,78 steigen. Von einem Mindestlohn in Höhe von zwölf Euro würden Bäckereifachverkäuferinnen ganz konkret profitieren, mit immerhin 72 Cent mehr pro Stunde. In die gleiche Entgeltgruppe fallen auch ungelernte Verkaufskräfte ab dem vierten Jahr. Auch sie bekämen mehr. Und hier sieht Matthias Goeken eine "Gefahr", nämlich: "Wenn ich beispielsweise 2.000 Euro ungelernt verdiene, ist es schwierig, mich zu einer Ausbildung mit 950 Euro Lohn zu überreden", sagt Goeken. "Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit" Aber muss nicht, wer Vollzeit arbeitet, von seinem Lohn leben können - unabhängig davon, ob er eine Ausbildung abgeschlossen hat? Das bejaht der Landtagsabgeordnete und zählt selbst auf, was aktuell immer, immer teurer wird. Mieten, auch im ländlichen Raum, Energie, sei es in der Heizung oder im Tank, Lebensmittel. Hinzu kommt die allgemeine Inflation, die Europäische Zentralbank rechnet laut Handelsblatt für das Jahr 2022 mit 3,2 Prozent. Das heißt, Güter werden in diesem Jahr voraussichtlich um 3,2 Prozent teurer, dementsprechend weniger können wir mit einem fixen Geldwert einkaufen. Von Mehrkosten sind aber nicht nur Verbraucher betroffen. Auch das Handwerk. Bäckerbetriebe wie Goeken backen, aber auch alle anderen, zahlen mehr für Rohstoffe und Energie, auch das Personal wird, wie beschrieben, teurer. Wenn es keine staatliche Unterstützung gibt, muss wohl der Aufpreis an den Kunden, den Verbraucher weitergegeben werden. Aber die Menschen sind doch sicher bereit, für Handgefertigtes aus der Region mehr zu zahlen? "Ein Teil der Gesellschaft sicherlich", sagt Goeken, verweist jedoch auch auf die Prospekte sämtlicher Discounter und Supermärkte, in denen mit "Kampfpreisen" geworben werde. "Zwischen Anspruch und Wirklichkeit ist das eine große Diskrepanz", sagt er: "Vor dem Supermarkt sagen die Leute, sie kaufen Bio, wenn man aber hinterher in den Einkaufswagen schaut..." "Ausbildung ist das Fundament" Zurück zu ungelernten Arbeitskräften. Matthias Goeken verweist darauf, dass das duale Ausbildungssystem mit seiner Struktur aus Praxis im Betrieb und Theorie in der Schule im internationalen Vergleich einzigartig sei. Migranten also, sagt Goeken, würden das in dieser Form nicht kennen und folglich besonders häufig ohne Ausbildung dastehen.Goeken spricht hier auch von einer "anderen Mentalität". Migranten spielten, sagt er, beim Thema Fachkräfte aber eine große Rolle. Den Mangel, den es in allen Branchen gebe, würden sie aber nicht füllen können, wenn sie nicht entsprechend ausgebildet seien. Die Ausbildung sei aber besonders wichtig. "Sie ist das Fundament", sagt Goeken. Für das Leben, das lebenslange Lernen, genauso aber für Qualität im Betrieb. Das theoretische Wissen, das hinter der Praxis stehe, sei wichtig: "Es geht darum, andere Fertigkeiten zu lernen als in der Praxis."Wie also können Ausbildungen jungen Menschen insgesamt schmackhaft gemacht werden? "Nicht nur das Geld spielt eine Rolle", sagt Goeken. Arbeitszeit, Teilzeitregelungen für junge Mütter oder Väter, Azubi-Tickets oder Berufsschultaxen können junge Menschen von einer Ausbildung überzeugen.Und letztlich werden auch gelernte Arbeitskräfte, die jetzt schon über Mindestlohnniveau verdienen, profitieren, wenn zwölf Euro Stundenlohn verbindlich sind. Denn, das sagt auch Goeken, müsse es ja einen gewissen Lohnabstand zwischen gelernten und ungelernten Kräften geben. Sei es im Bäckerhandwerk oder sonst wo.

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