Neue Gütersloher Restaurants trotzen dem Personalmangel

Gütersloh. Personalmangel in der Gastronomie - hat sich die Branche fünf Jahre nach Corona erholt? Mario Funke, Mitinhaber des neu eröffneten Steakhauses &bdquo;The Butchers Beef Club“, scheint mit seinem Team sichtlich zufrieden zu sein. &bdquo;Es war Wahnsinn, alle schreiben, sie wollen gerne bei uns arbeiten“, berichtet der Gastronom, der sein Personal erfolgreich über die sozialen Medien suchte. Schließlich nehme die Gastronomie als sehr serviceorientierte Branche bei dieser Thematik eine besondere Stellung ein, erzählt Thorsten Kleile, Geschäftsführer der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) in Ostwestfalen-Lippe. &bdquo;Ohne die Menschen geht es nicht“, betont er. Zeit also, sich zu Beginn der Biergartensaison in den Gütersloher Gastronomiebetrieben umzuschauen. Mario Funkes anfängliche Sorge, nicht genügend Mitarbeiter für sein neues Steakhaus zu finden, hat sich also nicht bestätigt. Ähnlich sieht es im Restaurant &bdquo;Purino Rebels Kitchen“ aus, das vergangenen August öffnete. &bdquo;Das Recruiting läuft gut“, sagt Manager Ardit Skenderi. In dieses Bild reiht sich auch das im Februar eröffnete Restaurant Eichenhof ein. Es sei kein Problem gewesen, genug Beschäftigte zu finden, sagt Inhaber Peter Krebs, dessen Belegschaft größtenteils aus gelerntem Personal bestehe. Personalwechsel in Gütersloher Restaurants Ganz anders ist es dagegen im Eiscafé Pino, berichtet Daniel Pollazzon: &bdquo;Nach Corona ist es immer schlimmer geworden“. Sowohl für Wohnzimmer-Inhaber Sascha Vogt als auch für das Eiscafé sei es besonders schwer, an Fachkräfte zu kommen. Das kennt auch Ardit Skenderi, trotz guter Personallage: Das Purino setze kaum auf ausgebildetes Personal. Umsetzbar sei dieser Verzicht durch systematisierte Abläufe in der Küche, so Skenderi. Die Lage bei den Servicekräften, die in Gütersloh oftmals auf Minijob-Basis angestellt sind, sei derweil etwas entspannter, teilt Sascha Vogt mit. Diese unterschiedliche Mitarbeiterlage hängt zum Teil auch mit mehr personellem Wechsel aufgrund mancher Neueröffnungen der vergangenen Monate zusammen. &bdquo;Einige haben bei anderen Restaurants gekündigt, damit sie hier hinkommen kommen“, berichtet Mario Funke. Auch Purino-Manager Skenderi bestätigt: &bdquo;Ja, es gibt Personalwechsel untereinander.“ Neu eröffnete Betriebe in Gütersloh profitieren Während die neu eröffneten Betriebe davon profitieren, müssen die etablierten Restaurants und Cafés mit dem Wegfall von Arbeitskräften umgehen. Wohnzimmer-Inhaber Sascha Vogt sieht das jedoch relativ gelassen: &bdquo;Da lernt man die Loyalität der Leute kennen“. Gewerkschafter Thorsten Kleile sieht die Ursachen der Personalengpässe bei Fachkräften unter anderem in den Folgen der Corona-Pandemie: 330.000 Menschen haben die Gastronomiebranche zu Beginn der Pandemie verlassen. 2022 waren es immer noch 100.000 Menschen weniger im Vergleich zum Niveau vor Corona. Lesen Sie auch: Restaurant-Gäste bleiben trotz Reservierung weg: So reagieren Inhaber im Kreis Gütersloh Wohnzimmer-Inhaber Sascha Vogt bestätigt: &bdquo;Die, die während Corona gegangen sind, kamen nicht zurück“. Ein Drittel der Beschäftigten würden zudem ihre Zukunft nicht in der Gastronomie sehen, die Hälfte verlasse die Branche nach ihrer Ausbildung. Die Gastronomie sei schließlich ein Sektor mit niedrigen Löhnen und schlecht planbaren Arbeitszeiten, so Kleile. Forderungen nach besseren Arbeitsbedingungen Umso wichtiger sei es, dass sich die Arbeitsbedingungen in der Gastronomie zukünftig verbessern, wie der NGG-Geschäftsführer für OWL fordert. &bdquo;Die Menschen brauchen Sicherheit“, tarifliche Standards müssten angewendet und ausgeweitet werden. Schließlich seien die Arbeitsbedingungen auch ein &bdquo;Eye-Catcher“ bei Bewerbungen, wendet der Gewerkschafter ein. Bei ungelernten Arbeitskräften liegt der tarifliche Stundenlohn bei 13,23 Euro. Für Betriebe, die sich an den Tariflohn halten, sei ein Mindestlohn von 15 Euro demnach machbar, merkt Kleile an und fügt hinzu: &bdquo;Unter 15 Euro findest du teilweise kein Personal mehr“. Daher zahle Mario Funke einem Teil der Aushilfskräfte einen Stundenlohn von 15 Euro. Die Mitarbeitenden des Purino-Restaurants werden nach Tarif bezahlt, was sich laut Ardit Skenderi unter anderem auch positiv auf die Bewerberlage auswirke. Lesen Sie auch: Mehrwertsteuer in Güterslohs Gastronomie soll sinken: Wird Essengehen jetzt günstiger? Dem gegenüber steht die Einschätzung des Gastronomen Sascha Vogt: &bdquo;Der Mindestlohn ist nicht förderlich für die Personalproblematik“. Vielmehr liege es an den Rahmenbedingungen. &bdquo;Die Leute wollen nicht mehr am Wochenende arbeiten“, stimmt Daniel Pollazzon vom Eiscafé Pino zu. So gibt es zwar Unterschiede mit Blick auf Personalauslastung und der Beurteilung, welche Rolle der Lohn spielt - auf die Biergartensaison können sich aber alle freuen.

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