Corona-Tests an Grundschulen: Rektoren fürchten mehr Infektionen

Kreis Höxter. Ob Masken, Distanzunterricht oder Quarantäneregeln: Ständig sehen sich die Schulen in der Pandemie vor neue Herausforderungen gestellt. Müssen schnell schalten. Lösungen finden. So auch jetzt. Weil das hohe Aufkommen von PCR-Tests die Labore überlastet, hat das NRW-Schulministerium das Testverfahren an den Grundschulen umgestellt. Wie berichtet, werden zwar weiterhin Pool-Tests durchgeführt. Ist eine solche Probe, die Proben aller Schüler einer Klasse enthält, positiv, analysieren die Labore keine Einzelproben mehr. Die haben die Schulen bislang direkt mitgeschickt. Stattdessen sieht das angepasste Verfahren vor, dass sich Schüler nun in der Schule schnelltesten - oder schon vor Schulbeginn einen Bürgertest machen. Über den positiven Pool-Test werden sie schon am Abend informiert. Doch das Verfahren stößt bei Grundschulrektoren auf ein geteiltes Echo - für einen Punkt gibt es durchgängig Kritik. Rektoren sehen mehr Infektionsgefahr Was zunächst auffällt: Ist ein Pool-Test positiv, kommen die Kinder in die Schule - auch die mit noch nicht entdeckter Infektion. Sie setzen ihre Maske ab. Nehmen mit einem Stäbchen eine Probe und setzen die Maske wieder auf. Mit anderen Worten: Infizierte Kinder haben zunächst Kontakt mit Kindern ohne Virus im Körper. Wie groß ist die Ansteckungsgefahr? Nicolay Loges, Leiter der Grundschule Marienmünster, weist darauf hin, dass die Kinder nur für einen kurzen Moment die Maske absetzen. Das machen sie zum Beispiel auch fürs Essen in der Schule, so Loges. Zum anderen gebe es in allen Klassenzimmern moderne Lüftungsanlagen. Daneben bemerkt der Schulleiter, dass die Kinder auch nach der Probenentnahme für die Pool-Tests zunächst weiterhin zusammen sind - und sich unter ihnen auch infizierte Kinder befinden könnten. Ein Knackpunkt ist aus seiner Sicht aber die Zuverlässigkeit der Schnelltests. "Da muss man schauen, wie aufschlussreich sie sind.""Das bisherige Testverfahren war sehr zuverlässig" Hier setzt auch Birgitt Vonde mit ihrer Kritik an. Sie leitet den Katholischen Grundschulverbund der Hansestadt Warburg, mit Standorten in Warburg, Daseburg und Ossendorf. 411 Kinder besuchen die Graf-Dodiko-Schule. Auch Vonde sieht in dem kurzen Testmoment ohne Maske nicht die größte Gefahr. Sie befürchtet eher, dass die Schnelltests die infizierten Kinder nicht finden. "Wenn es schlecht läuft", sagt Vonde, "schlägt der Pool-Test positiv an, aber die Schnelltests bei den einzelnen Kindern auch drei Tage später nicht." Das heißt: In der Klasse sind infizierte Kinder, man weiß aber nicht, welche es sind - und das über längere Zeit und ohne FFP2-Masken.Diese Befürchtung teilt Birgit Riepe-Dewender, Leiterin des Grundschulverbunds der Stadt Beverungen. "Das bisherige Testverfahren war sehr zuverlässig und bot einen sehr guten Schutz. Die Abläufe waren eingeübt und den Kindern vertraut." Das jetzige Verfahren mit den Schnelltests hingegen, sei "durchgeführt von Schülerinnen und Schüler im Alter von sechs bis zehn Jahren, nicht so zuverlässig, wie ein Lolli-PCR-Test." Es bleibe zu befürchten, dass positive Kinder "nicht schnell identifiziert werden." Das sorgt auch bei Eltern für Unbehagen. Ein Vater erklärt im Gespräch mit nw.de: "Dass jetzt möglicherweise infizierte Kinder wieder in einem Raum zusammenkommen sollen, finden wir schon etwas befremdlich. Da macht man sich natürlich als Eltern schon Sorgen, weil sich die Gefahr einer Ansteckung dadurch ja erhöht." Bürgertest statt Selbsttest Dass sich per Schnelltest nicht mit einem Mal alle infizierten Kinder finden lassen, hat das Schulministerium berücksichtigt. In der jüngsten Schulmail heißt es zumindest: "Schülerinnen und Schüler eines positiv getesteten Pools werden so lange schultäglich mit Antigenschnelltests getestet und darüber hinaus nach dem bisherigen Rhythmus mit Lolli-Tests getestet, bis das nächste negative Pooltestergebnis vorliegt."Das Schulministerium rät Eltern bei positivem Pool-Test vor Unterrichtsbeginn einen Bürgertest durchzuführen. Das empfiehlt auch die Warburger Rektorin Birgitt Vonde. Auch weil die Testdurchführung von geschultem Personal wahrscheinlich besser ist als die eines Erstklässlers, meint die Leiterin.Vor dem Schulbeginn zu testen, hält auch der Vater im Gespräch mit der NW für richtig. "In jedem Fall sollten Eltern ihre Kinder nach einem positiven Pool-Test zuhause testen, bevor sie wieder in die Schule geschickt werden, um so infizierte Kinder auf jeden Fall von den anderen fernzuhalten." Und er findet: "Dafür müssten natürlich Selbsttests zur Verfügung gestellt werden." Kritik am Ministerium Für großes Unverständnis hat das Schulministerium erneut mit seiner Informationspolitik gesorgt. Denn die Schulmail vom Ministerium mit den Details zur Umsetzung kam nach der Belastungsanzeige der Labore erst am Dienstagabend um 22.14 Uhr, berichten die Rektoren. "Das war wieder sehr sportlich", sagt Schulleiter Nicolay Loges. "Das geht schon an die Leistungsfähigkeit von dem, was man als Schulleiter schaffen kann." Und Rektorin Vonde findet: "Irgendwann ist auch mal für die Kolleginnen und Kollegen Feierabend." Die Omikron-Welle habe man kommen sehen, sagt sie, warum dann nicht, dass es in den Laboren zu Probleme kommen würde? Mit den Planungen habe man jedenfalls am nächsten Morgen im Team begonnen - und alles in die Wege geleitet. Elternbrief aufsetzen. Schaubild erstellen für Eltern mit Sprachbarriere. Und Sprechstunde organisieren, denn die Sorgen der Eltern und ihre Unsicherheit seien groß.Wird mein Kind bei Infektion nun bloßgestellt? Hat es vielleicht schon andere Kinder angesteckt? Vonde versichert, dass behutsam mit all diesen Fragen umgegangen werde. Die Kinder würden andere nicht hänseln, weil sie sich angesteckt hätten. "Sie haben eher Mitleid."

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