Marke von 10.000 Infektionen im Kreis Höxter überschritten

Kreis Höxter. Die Schallmauer ist durchbrochen, wir sind fünfstellig: kein schöner Tag, keine schöne Nachricht. Nachdem am Montag keine weiteren Corona-Infektionszahlen gemeldet worden waren – wie seit zwei Wochen üblich –, knackte der Kreis Höxter bei den neuen Zahlen vom Dienstag die Anzahl von 10.000 offiziell bestätigten Corona-Infektionen seit Mitte März 2020. Erwartbar nach der Entwicklung der vergangenen Woche. Dafür sorgten 255 bestätigte neue Fälle seit Sonntag. Und das wiederum ließ die Inzidenz im Kreis Höxter um mehr als 100 Punkte weit nach oben schnellen: auf nunmehr 699,9. In einer Kommune ist die Städte-Inzidenz mittlerweile vierstellig: in Bad Driburg mit 1.232,7 – nahe dran sind Borgentreich mit 999,9 und Willebadessen mit 956,6. Am unteren Ende: Beverungen (313,8) und Nieheim (265,5). So hoch waren die Inzidenzen während der gesamten fast zwei Jahre dauernden Pandemie noch nicht gewesen. Auch die Anzahl der gleichzeitig aktiv Infizierten erreicht mit 1.097 den bisherigen Höchststand. Wie sieht der Leiter des Kreisgesundheitsamtes, Dr. Ronald Woltering, die Corona-Situation im Kreis? Wie ordnet er die vergangenen beiden Ausnahmejahre auch ganz persönlich aus Sicht des Gesundheitsamtes ein? Herr Dr. Woltering, es war das zweite Jahr, das von Corona komplett auf den Kopf gestellt wurde. Wie haben Sie als Verantwortlicher im Kreisgesundheitsamt das erlebt? Ronald Woltering: Das Pandemie-Jahr 2021 war wesentlich gekennzeichnet durch die Impfkampagne. Mit der Impfung haben wir als Gesellschaft nun ein wirksames Mittel, um den Weg zurück zu mehr Normalität zu finden. Die Impfungen an die Menschen zu bringen, war deutschlandweit eine Mammutaufgabe – auch im Kreis Höxter. Vor Ort ist es uns gelungen, durch die erfolgreiche Kombination aller Kräfte ein breites Impfangebot zu ermöglichen. Dafür gebührt allen Beteiligten großer Dank. Umso glücklicher bin ich, dass sich in unserem Kulturland die weit überwiegende Mehrheit der Menschen für die Impfung entschieden hat. Das ist ein Zeichen der Vernunft und des Verantwortungsbewusstseins. Von den Impfquoten, die wir im Kreis Höxter haben, kann man anderswo nur träumen. Was war die größte Herausforderung in diesem Jahr? Was war die schwerste Phase? Bevor große Teile der Bevölkerung geimpft waren, war die Zahl der schweren und zum Teil sogar lebensbedrohlichen Krankheitsverläufe bei einer Corona-Infektion um ein vielfaches größer. Das war auch für die Kolleginnen und Kollegen des Gesundheitsamtes, die im Kontakt mit den Erkrankten standen, eine große Belastung. Sie haben in dieser Zeit viele schwere Schicksale der Betroffenen mitbekommen. Das geht an niemandem spurlos vorbei. Welches die größte Veränderung für die Arbeit des Gesundheitsamtes im vergangenen Jahr? Die Pandemie hat alle Bereiche des Gesundheitsamtes vereinnahmt. Besonders die tägliche Kontaktnachverfolgung, die von den sogenannten Containment Scouts übernommen wird, ist gerade mit Blick auf die hohen Infektionszahlen eine enorme Arbeit. Doch zum Glück haben wir ein ganz hervorragendes und eingespieltes Team, das derzeit wieder von Soldatinnen und Soldaten des ABC-Abwehrbataillons 7 aus Höxter unterstützt wird. War der Anstieg der Zahlen seit September zu erwarten? Warum ja, warum nein? Kaum eine Entwicklung in dieser Pandemie war genau vorhersehbar. Jede Virusvariante mischt die Karten neu. Was können wir alle in diesem Jahr besser machen? Im Verlauf der Pandemie haben sich viele Maßnahmen als sinnvoll erwiesen. Das Wichtigste ist und bleibt natürlich, sich impfen zu lassen. Insgesamt sollten wir weiter umsichtig und achtsam bleiben. Mit welcher Erwartung gehen Sie in 2022? Auch 2022 wird für die Kolleginnen und Kollegen im Gesundheitsamt ein anspruchsvolles Jahr. Aber die Erfahrung, dass wir als Team bereits viele Herausforderungen gemeistert haben, stimmt mich sehr zuversichtlich. Wie beurteilen Sie die gegenwärtige Lage mit den nach oben schnellenden Infektionszahlen? Auch wenn die vergleichsweise hohen Infektionszahlen zum Glück größtenteils nur leichte Verläufe verursachen, beansprucht das trotzdem unser Gesundheitssystem. So arbeiten zum Beispiel viele Hausarztpraxen schon lange am Limit. Auch aus Respekt den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Praxen gegenüber sollten wir alle jetzt besonnen auf den Infektionsschutz achten. Auch Omikron dürfen wir nicht auf die leichte Schulter nehmen. Und was wünschen Sie uns allen für 2022? Ich hoffe sehr, dass wir als Gesellschaft in eine endemische Lage kommen und dann lernen, auch mit diesem Virus zu leben.?¦ 3. und 5. Lokalseite

Meistgelesen