Leiter des neuen Instituts in Höxter: „In jeder Hinsicht ein Traum“

Herr Hundt, sie sind seit einigen Wochen Institutsleiter. Aber das Institut ist noch im Aufbau. Was haben sie also gerade zu tun?Die spannendste Aufgabe, die wir derzeit angehen, ist der umfassende Personalaufbau in den Bereichen Wissenschaft, Verwaltung und technischer Dienst. Für den wissenschaftlichen Bereich sind bereits vor zwei Wochen die ersten Ausschreibungen veröffentlicht worden. Erste Vorstellungsgespräche werden wahrscheinlich Anfang Februar geführt. Ziel ist es, eine engagierte und schlagkräftige Truppe auf die Beine zu stellen. Wann wird das Team komplett sein? Die Hoffnung, die mich trägt ist, dass das neue Institut in spätestens zwei Jahren vollständig besetzt und volle Funktionsfähigkeit erreicht haben wird. Vielleicht schon etwas früher, in anderthalb Jahren oder gar schon in einem Jahr, das wäre toll. Aber ganz komplett wollen wir in etwa zwei Jahren sein, wobei die Arbeitsfähigkeit natürlich schon vorher sichergestellt wird. Heißt: Sie können schon vorher forschen? Ja, genau, das beginnt gewissermaßen mit der Einstellung der ersten Wissenschaftlicherinnen und Wissenschaftler, dann zwar noch nicht in voller Personalstärke, aber dafür mit großem Elan und Einsatz. Wir warten also nicht darauf, bis alle an Bord sind, sondern wollen unverzüglich mit dem Forschen beginnen. Wie viele Mitarbeiter wird das Institut künftig haben? Derzeit gehen wir davon aus, dass am neuen Institut für Innovation und Wertschöpfung im Jahr 2024 etwa fünfzehn bis zwanzig Personen beschäftigt sein werden. In einer weiteren Tranche, die allerdings noch vom Bundestag bewilligt werden muss, rechnen wir mit weiteren Stellen. Die von uns angemietete Etage in der Innenstadt ist übrigens für 30 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ausgelegt. Nutzen Sie die neuen Räume alleine? Nein, tatsächlich haben wir im Forschungsbereich &bdquo;Ländliche Räume“ ein Schwesterinstitut, das Thünen-Institut für Lebensverhältnisse in ländlichen Räumen. Dieses Institut soll ebenfalls bereits im kommenden Jahr erste Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an den Standort Höxter bringen. Erstes Leben kommt also schon im nächsten Jahr in die Räume? Genau, das soll relativ schnell geschehen. Unser Anspruch ist es, dass wir den Standort in der Innenstadt möglichst rasch mit Leben füllen und so schnell wie möglich mit unserer Arbeit beginnen. Sie wurden ja im Kreis Höxter, Bad Driburg geboren, wuchsen in Steinheim auf. Wie ist es für Sie als Steinheimer, dass sie nun auch im Kreis Höxter arbeiten können? Das ist in jeder Hinsicht ein Traum für mich. Und dazu noch völlig unerwartet, denn bislang gab es für meine spezielle berufliche Ausrichtung nur wenig Optionen, in OWL. Die überraschende Entscheidung der Politik, das neue Institut in Höxter anzusiedeln, hat mir gewissermaßen über Nacht eine neue Perspektive eröffnet und gibt mir nun die Möglichkeit, wieder in meine Heimat zurückzukehren. Dies hätte ich im Übrigen auch ohne die erfolgreiche Bewerbung zum Institutsleiter getan – also als Mitarbeiter. Eine unverhoffte Wende, sozusagen... Sie werden ja auch in Hannover eine Professur übernehmen. Wie oft werden sie dort sein und wie oft werden sie umgekehrt im Kreis Höxter arbeiten? Der Schwerpunkt meiner Tätigkeit liegt in Höxter. Das auf Tage herunterzubrechen ist schwierig, aber ich denke mal, dass meine Präsenz in Höxter gerade in der Aufbauphase im Durchschnitt vier Tage betragen wird. Einen Tag werde ich in Hannover sein, da ich die Forschungsergebnisse möglichst direkt in den universitären Lehrbetrieb einbringen möchte, das ist die Idee. Wenn sich die Strukturen später gefestigt haben und genügend Personal vor Ort sein wird, halte ich es für denkbar, mitunter auch anderthalb oder zwei Tage in Hannover zu sein. Dazu kommen natürlich Dienstreisen an andere Orte, etwa zu Forschungszwecken. Aber insgesamt gilt: mein Schwerpunkt liegt in Höxter. Sind Sie schon umgezogen? Wir suchen gerade. Meine Frau und ich möchten natürlich die Gelegenheit wahrnehmen, in meine Heimatstadt Steinheim zu ziehen. Vielleicht sogar in die Siedlung, in der ich groß geworden bin. Dort würden wir mittelfristig gerne das Haus meiner Großeltern übernehmen und renovieren. Eine Wohnung für den Übergang suchen wir noch. Zurzeit lebe ich mit meiner Frau in Hannover und wir würden dann vermutlich im Frühjahr, wenn das Institut in Höxter gegründet wird, umziehen. Das hängt ja auch ein wenig von den Baufirmen ab. Sich auf einen bestimmten Monat festzulegen, ist in der Tat sehr schwierig, das hängt ja auch von den Materiallieferungen und von der Auftragslage im Handwerk ab. Aber sobald das Institut bezugsfertig ist, möchten wir auch nach Steinheim wohnen. Von Steinheim zum Arbeitsort sind es dann etwa 25 Kilometer, die ich gerne täglich fahren werde, wenn auch nicht immer mit dem Fahrrad. Sie kennen die Gegend ja schon und sind auch öfter hier. Was mögen sie am meisten im Kreis Höxter? Vieles. Eigentlich alles: Die Menschen, die hier leben mit ihrer direkten aber sehr, sehr herzlichen Art. Das mag ich sehr. Ich habe hier noch viele sehr gute Freunde aus meiner Kindheit und Jugend und meine Familie ist ebenfalls noch vor Ort. Vielleicht kann ich auch meine bescheidene Karriere als Fußballer fortsetzen, fortan natürlich bei den Alten Herren. In der Jugend setzte es gegen die umliegenden Ortschaften oft empfindliche Niederlagen, nicht selten zweistellig, da ist noch einiges aufzuarbeiten. Zudem ist unsere Gegend landschaftlich wunderschön und reizvoll. Da gibt es tolle Impressionen, die ich auf dem täglichen Weg zur Arbeit mitnehmen kann. Und auch die wirtschaftliche Situation ist in Gesamt-OWL sicher wesentlich besser als oftmals dargestellt. Das ist ja sozusagen das Fachgebiet des neuen Institutes: Wirtschaft im ländlichen Raum. Wie viele Studierende werden denn künftig eigentlich in Höxter sein, wenn es mit der Arbeit losgeht? Das Institut ist eine reine Forschungseinrichtung, die Wissensvermittlung findet an der Universität in Hannover statt. Es gibt ja schon Wissenschaft in Höxter, Stichwort TH OWL. Glauben sie, dass ein weiteres Institut die Stadtkultur in Höxter verändern wird? Das erweiterte wissenschaftliche Profil wird sich sicher gut in das Stadtbild einfügen, ohne Anderes zu verdrängen. Wir forschen zwar in einem erkennbar anderen Bereich als die Hochschule vor Ort, aber das heißt nicht, dass es grundsätzlich keine Möglichkeiten der Zusammenarbeit geben kann. Insgesamt, und das ist ja auch eines der politischen Ziele, wird das Forschungsspektrum in Höxter noch breiter und vielfältiger werden. Was genau erforschen Sie denn eigentlich, wenn das Institut loslegt? Wir sind eine Forschungseinrichtung im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft. Das Ministerium versteht sich als Anwalt ländlicher Räume und unsere Aufgabe besteht darin, der Politik wissenschaftlich fundierte Entscheidungshilfen zu Fragen der wirtschaftlichen Entwicklung ländlicher Räume an die Hand zu geben. Dafür orientieren wir uns an drei Leitfragen: Erstens, wie entwickeln sich die Wirtschafts- und Arbeitsbedingungen in ländlichen Räumen, zweitens, welche Ursachen gibt es für diese Entwicklungen und drittens, welche Handlungsoptionen für die Politik und andere Akteure lassen sich daraus ableiten und wie lässt sich das bewerten? Damit ist es eigentlich ganz gut umrissen. Geht das auch ein wenig konkreter? Haben Sie vielleicht Beispiele für künftige Fragestellungen? Selbstverständlich. Zu unseren konkreten Forschungsfragen zählen etwa: Was kann für die Fachkräftesicherung in ländlichen Räumen getan werden? Wie kann die Wettbewerbs- und Innovationsfähigkeit von Unternehmen in ländlichen Räumen gesteigert werden und welche Standortfaktoren sind für verschiedene Branchen und Betriebe wichtig? Aber auch: Welche Auswirkungen haben Megatrends wie zum Beispiel die Digitalisierung oder Veränderungen, die im Zusammenhang mit dem Klimawandel stehen, auf die Wirtschaft und Arbeit in ländlichen Räumen? Sie werden dann in Zukunft also auch mal wissenschaftlich auf die Situation im Kreis Höxter schauen? Indirekt. Grundsätzlich analysieren wir wirtschaftliche Prozesse immer flächendeckend für Deutschland, wobei uns natürlich vor allem die Entwicklungen in den ländlich geprägten Gebieten interessieren, gerade auch im Vergleich mit den dichter besiedelten Regionen Deutschlands. Wenn sich aus dieser flächendeckenden Forschung dann Erkenntnisse und Empfehlungen für OWL ableiten lassen, umso schöner.

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