20 Jahre Euro: Als Münzen mit dem Frontlader in die Bank gekarrt wurden

Kreis Höxter. Am 1. Januar 2002 um 0.56 Uhr an einem Geldautomaten im Warburger Land: Die ersten neuen, bunten Scheine habe ich in den Händen. &bdquo;Er ist da!“ titelte die NW im Kreis Höxter am Tag drauf. Er? Der Euro, die neue Währung. Vor 20 Jahren ging’s los. Bis zum 28. Februar des Jahres hatten Kunden noch die Gelegenheit, parallel mit der guten, alten D-Mark in den Geschäften zu zahlen. Vielerorts waren zwei Kassen aufgestellt, gab es provisorische Wechselstuben: Die D-Mark ging, der Euro kam. In den Starterkits mit den neuen Münzen – 20 D-Mark ergaben genau 10,23 Euro – hatte man das Hartgeld zuvor zumindest schon mal in den Händen gehalten. Aber irgendwo tauchen sie auch nach 20 Jahren immer mal wieder auf: &bdquo;Es vergeht kein Monat bei uns, in dem nicht die D-Mark auf den Tisch kommt“, sagt Sascha Hofmann (Vorstand Vereinigte Volksbank): &bdquo;Irgendwo in Schubladen gefunden. Es verliert nicht an Wert“, sagt er. Und dass man in Deutschland – anders als in anderen europäischen Ländern – nicht nur die D-Mark-Scheine, sondern sogar die gefundenen Münzen noch umtauschen kann. Bei der Bundesbank ist das kostenfrei. 2,50 Euro kostet dieser Service bei der Sparkasse Höxter. Wohin mit 28,5 Tonnen Hartgeld? Zwei Hände voll D-Mark sind es jährlich, die noch eintrudeln, sagt Franz-Gerd Brökel von der Sparkasse Höxter. Und wie war das damals? &bdquo;Wir haben in einigen Bankgebäuden die Statik prüfen müssen“, erinnert sich Brökel schmunzelnd an die Zeit vor der Geld-Wende. &bdquo;Säckeweise Münzgeld haben wir hineingekarrt. Wohin mit den Münzkisten? Wohin mit 28,5 Tonnen Hartgeld? Das war ein logistisches Problem“, sagt der Mann, der Projektleiter war. Ist statisch alles gut gegangen. Bargeld, Logistik, Technik, das sind die drei Themen, die Sascha Hofmann zu der Zeit umgetrieben haben. Aus der externen Wirtschaftsprüfer-Perspektive. Weil die Geldautomaten in Sachen Echtheitsprüfung &bdquo;extrem sensibel“ seien, habe man nicht einfach D-Mark- gegen Euro-Scheine austauschen können, erinnert er sich. Neben den Geldautomaten – &bdquo;die Menschen wollten Euro-Scheine, deshalb mussten wir anfangs statt zweimal in der Woche mehrfach am Tag nachfüllen“ – habe man auch die Zählmaschinen im Haus umstellen müssen. Anders als die Scheine sei das Hartgeld mit einem gewichtigen logistischen Aufwand verbunden gewesen. &bdquo;Über den Jahreswechsel haben wir einen doppelten Bestand an Münzen beider Sorten vorgehalten“, sagt Hofmann. Nicht nur das: Es musste auch Platz im Keller da sein, es gesichert einzulagern. Zahlen-Spuren im Banker-Gedächtnis Und weil eine Bank normalerweise keinen Gabelstapler im Portfolio der Ausstattung hat, seien Mitarbeiter mit landwirtschaftlichem Familienhintergrund eingesprungen und hätten es mit Frontladern hineingebracht. Er selbst, erinnert sich der Volksbank-Vorstand, hat die ersten neuen Euro am Nachmittag des Neujahrstages gezogen. &bdquo;Aber ich hatte sie ja schon vorher in den Fingern gehabt.“ Die Vorbereitungszeit auf die Umstellung hat Zahlen-Spuren im Banker-Gedächtnis hinterlassen. Er hat 20 Jahre später nicht nur den Wert des Euro-Starterkits auf Kommando drauf. Hofmann schmunzelt: &bdquo;Ich weiß noch immer den ersten Umrechnungskurs: 1,95583.“ &bdquo;Die letzten beiden Dezember-Wochen und die ersten beiden Januar-Wochen haben uns damals sehr gefordert. In dieser Zeit wurden unzählige Euro-Starterkits an unsere Kunden verkauft“, erinnert sich Kassierer Ralf Mikus von der Volksbank Höxter. Damit die neuen, glatten Euro-Scheine reibungslos in den Geldausgabeautomaten liefen, habe man die Scheine in Zählmaschinen zunächst aufgefächert. &bdquo;Im Januar 2002 gab es lange Schlangen an den Kassen, da viele Kunden neugierig auf die neuen Euro-Geldscheine- und Münzen waren“, sagt der Kassierer von der Zweigniederlassung der Verbund-Volksbank OWL. Allzu oft hat er heute die alte Währung aber heute nicht mehr in den Fingern. Dass der Euro in Deutschland als Bar-Zahlungsmittel so schnell aus dem Umlauf verschwinden wird, das glaubt Sascha Hofmann nicht. Anders als in Skandinavien, wo fast nur noch mit Karte gezahlt wird, hätten die Deutschen eine &bdquo;extrem hohe Affinität zum Bargeld“.

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