Boostern: Trotz Impfstoff-Frust ist Höxter bei Drittimpfungen vorn

Kreis Höxter. Das Boostern ist in den Augen vieler Experten ein wichtiges Instrument, um die vierte Welle zu brechen. In Israel konnte mit Hilfe dieser dritten Impfdosis die Zahl der Neuinfektionen deutlich gesenkt werden, weitere Beispiele zeigen, dass Boosterungen die Zahl der Ansteckungen zeitweise senken können. Laut Angaben des Kreises Höxter läuft die Booster-Kampagne im Kreis Höxter bisher gut. Einen Wermutstropfen gibt es dabei allerdings - zumindest aus Sicht der Booster-Willigen: den Impfstoff. Dabei sei das Unbehagen vieler Patienten vor dem Moderna-Booster völlig unbegründet, sagt der Mediziner Jens Grothues aus Beverungen. Er findet, dass die Politik in dem Zusammenhang nicht ideal kommuniziert hat, was Moderna kann. "Die hohe Impfbereitschaft im Kreis Höxter zeigt sich auch bei den Booster-Impfungen sehr deutlich", sagt Matthias Potthoff, Leiter der Koordinierungsgruppe Covid-Impfeinheit des Kreises Höxter. Es seien in beiden Impfstellen noch Termine verfügbar, "allerdings nur mit Moderna" fügt der Fachmann hinzu. Und das könnte aus Sicht vieler Booster-Williger in Impf-Hindernis seien, denn das Vakzin von Biontech genießt bei vielen Menschen einen besseren Ruf. Kritik von den Ärzten Laut Empfehlung der Ständigen Impfkommission sollen für die Auffrischungsimpfungen nur mRNA-Impfstoffe verwendet werden - also eben Biontech oder Moderna. Nun hat Gesundheitsminister Jens Spahn allerdings die Ausgabe von Biontech gedeckelt, mit der Folge, dass dieses Präparat für Drittimpfungen ebenso knapp wie begehrt ist. Bei der Sprecherin der Kassenärztlichen Vereinigung in Westfalen-Lippe, die die Drittimpfungs-Kampagne der niedergelassenen Ärzte organisiert, stößt das auf Kritik: Die niedergelassenen Ärzte hätten beim Impf-Tempo nochmal ordentlich zugelegt, bei der Beschaffung sei die Politik gefordert, stellt Sprecher Werner Müller klar. "Vielleicht sollte Herr Spahn bei der Impfstoff-Beschaffung auch mal endlich das Gaspedal finden", poltert KVWL-Vorstand Thomas Müller. Grundsätzlich fordert die KVWL eine Rücknahme der Biontech-Deckelung. Hohe Impfbereitschaft trotz Moderna Dass es statt Biontech für die dritte Dosis auch im Kreis Höxter in der Regel Moderna gibt, wenn der Impfling älter als 30 Jahre ist, täte der Kampagne hier aber noch keinen Abbruch. "Die hohe Impfbereitschaft im Kreis Höxter zeigt sich auch bei den Booster-Impfungen sehr deutlich", sagt Potthoff. Der Mediziner Jens Grothues, ehemaliger Leiter des Impfzentrums in Brakel, stellt allerdings klar, dass durchaus Patienten anriefen, die wissen möchten, welches Vakzin sie als Booster erhalten. Wenn sie erfahren, dass die Moderna bekommen, sagten sie oft: "Dann will ich nicht." Alternativen gibt es aber wenige bis kaum. "Biontech ist knapp, es ist der am besten akzeptierte Impfstoff" sagt Grothues. Aber die Ablehnung von Moderna ist ihm zufolge völlig unbedgründet. Moderna sei nämlich eigentlich sogar besser. "Laut der Studienlage zeigt Moderna nach sechs Monaten eine bessere Wirkung als Biontech", sagt der Experte, der in Beverungen eine Praxis betreibt. Die Daten dieser Studie hat Gesundheitsminister Jens Spahn in seinen Augen zu spät kommuniziert. Deshalb seien nun Ärzte gefragt und müssten Aufklärungsarbeit leisten. Dabei ist die Zeit ohnehin knapp. "Wir impfen in unserer Praxis diese Woche 2.500 Menschen", kreisweit seien bereits 25.000 Menschen geboostert, am Wochenende gebe es viele Impfaktionen, "jetzt geht es richtig zur Sache". Grothues rechnet damit, dass die Dritt-Impfquote dann im Kreis bis zu 24 Prozent derer erreicht, die geboostert werden können. Damit wäre die Booster-Quote im Kreis nahezu doppelt so hoch wie im Bund. Allein in der vergangenen Woche gingen im Kreis laut Daten der Kassenärztlichen Vereinigung 8.127 Booster-Impfungen über die Bühne. Diese Änderung gibt es Zum Vergleich: im Kreis Gütersloh, der mehr als doppelt so viele Einwohner als der Kreis Höxter hat, waren es 10.823 Auffrischungsimpfungen - also anteilig gesehen deutlich weniger als im Kreis Höxter. Trotz hoher Nachfrage gibt es im Kreis offenbar noch genug Termine. Das hatte den Kreis zu einer Änderung der Bedingungen für die Impfungen bewogen. "Da in den Impfstellen des Kreises Höxter mittlerweile viele Termine verfügbar sind und in den einzelnen Städten zahlreiche Impfaktionen stattfinden, ist eine Booster-Impfung nach fünf Monaten möglich", stellt Potthoff heraus. Die ständige Impfkommission hatte die Verkürzung des Abstandes zwischen Erst- und Zweitimpfung von sechs auf fünf Monate dann für möglich erachtetet, wenn es genug Kapazitäten gibt. Und die gibt es offenbar weiterhin: "Allein für diese Woche gibt es in den beiden Impfstellen des Kreises Höxter in Lütmarsen und Warburg insgesamt 3.500 Impftermine", weiß Potthoff. Dazu kommen die Kapazitäten der niedergelassenen Ärzte, die aber im Vorfeld nicht einzeln erfasst werden. Etliche Ärzte bieten in Kommunen auch Sonderimpfaktionen an. So auch Grothues mit einer riesigen Aktion am Samstag, 4. Dezember, auf dem Gelände der Firma ArntzOptibelt.

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