Das Geheimnis der rätselhaften Löcher im Kreis Höxter

Höxter/Kreis Höxter. Erika K. traute ihren Augen nicht, als sie am vergangenen Freitag aus dem Fenster in ihren Vorgarten sah. Der Rasen war durchwühlt. Ein bisschen Mondlandschaft mitten in Höxter. Von den Anwohnern in ihrer Straße hörte sie ähnliches. Das müssen Wildschweine gewesen sein, fürchtete die Nachbarschaft, verbunden mit der Sorge, die herumlaufende Tiere könnten im Dunkeln auch Spaziergänger gefährden. Jäger teilten mit Blick auf die Bilder diese Vermutung. Erika K. informierte auch den für Höxter zuständigen Jagdberater, der allerdings anderer Meinung war und eine Falle aufstellte. Sein Tipp sollte sich bestätigen und saß zwei Tage später auch in der Falle: ein Waschbär. Irritationen darüber zerstreut der stellvertretende Kreisjagdberater Claus Knipping: &bdquo;Auch Waschbären wühlen auf der Suche nach Nahrung", berichtet er. Das viel größere Problem Gleichwohl komme das nicht sehr häufig und schon gar nicht in jedem Jahr vor. In diesem Jahr aber gibt es aber sehr reichlich Wiesenschnakenlarven: ein gefundenes Fressen für den behänden Jäger mit der Maske. Sehr eiweißhaltig dazu. Weil diese Larven direkt unter der Rasenkante sitzen, braucht der Waschbär mit seinen flinken Vorderpfoten nur großflächig die Grasnarbe wegschieben – und fressen. Auch Engerlinge findet er dort zuhauf. Zurück bleibt ein durchwühlter Garten – derzeit ein Problem vielerorts im Kreis. Viel tun kann der Gärtner dagegen übrigens nicht. Denn der Kletterer mit der auffällig schwarzen Gesichtsmaske lässt sich von keinem Zaun aufhalten. Seine Kletterkünste, sagt Knipping, sind auch das eigentliche Problem. Denn ein umgegrabener Garten oder eine umgeworfene Mülltonne seien zwar ärgerlich, aber kein Vergleich zu dem Schaden, denn ein Waschbär im Dachgeschoss anrichten kann. Hohe Kosten Dorthin gelangt er leicht über ungesicherte Fallrohre oder Bäume, die bis direkt ans Dach reichen. Dachpfannen selbst stemmt er mühelos mit seien Vorderpfoten hoch. Einmal ins Dach eingedrungen, kann er vor allem in der Dämmwolle großen Schaden anrichten. Denn gern baut er darin ein Nest für seine Jungen, berichtet Knipping. Die Sanierungskosten können dann schnell in den fünfstelligen Bereich gehen. Das Problem sei, so der Experte, dass man manchmal am Dach den Eindringling nicht sofort erkennt und der Schaden erst sichtbar wird, wenn es rein regnet. Übrigens ist der Waschbär nicht der einzige tierische Einbrecher, der sich auf Dachböden sehr wohl fühlt. Auch der Marder nutzt jede sich bietende Gelegenheit, um ins Haus einzudringen. Lizenz zum Schießen Auch wenn er niedlich ist, kann es teuer werden, dem Treiben tatenlos zuzusehen. Gerade in diesem Jahr wächst die Waschbärenpopulation im Kreis Höxter wieder enorm. &bdquo;Das ist aktuell ein großes Problem", bestätigt auch Ina Hegemann, Geschäftsführerin der Kreisjägerschaft. Angesichts des zunehmenden Raubwildvorkommens und der damit verbundenen Schäden erlaubt die Untere Jagdbehörde des Kreises Höxter deshalb in begründeten Fällen auch in Siedlungen die Jagd auf die Tiere. Mit Schusswaffengebrauch – der in befriedeten Gebieten wie Siedlungen, Spielplätzen und Friedhöfen sonst generell verboten ist. Übernehmen dürfen das allerdings nur Jäger mit einer speziellen Schulung und Genehmigung. Im Allgemeinen stellen sie zunächst eine Falle auf und versuchen, das Tier zu fangen und nehmen es dann mit. Wer privat einen Jäger dafür anfordert, muss dafür 50 Euro plus Kilometergeld für die Anfahrt bezahlen. Experten auf einen Blick Die Kreisjägerschaft Höxter hat auf ihrer Homepage www.kjs-hx.de unter dem Stichwort Aktuelles und dem Artikel &bdquo;Marder und Waschbär in Haus und Garten" eine Liste mit Jägern und ihren Telefonnummern in jeder Stadt des Kreises hinterlegt, die diese Aufgabe übernehmen dürfen. &bdquo;Sie werden übrigens auch bei Wildunfällen gerufen, wenn verletzte Tiere erlöst werden müssen", berichtet Knipping.

Meistgelesen