Von Shuttle bis Fähre: So realistisch sind die Alternativen zur Weserbrücke

Höxter. Tag um Tag rückt der Baubeginn an der Höxteraner Weserbrücke samt Vollsperrung näher. Stand jetzt gäbe es für Fußgänger und Fahrradfahrer keine Alternative, die Weser nahe der Kernstadt direkt zu queren. Der Druck ist groß, ortsnah Möglichkeiten zu schaffen, um die Weserseite zu wechseln. Und ebenso groß ist die Zahl der diskutierten Alternativen für Passanten. Doch wie realistisch sind sie? Ein Überblick. Pontonbrücke "Eine Pontonlösung wird es nicht geben", sagt Peter Mittendorf. Beim Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Weser leitet er den Außenbezirk Höxter. Denn die Weser müsse weiterhin passierbar sein. Eine Pontonbrücke würde jedoch auf der Wasseroberfläche schwimmen. Schiffe könnten dann nicht mehr hindurch. Auch von Höxters Bürgermeister Daniel Hartmann gibt es auf Rückfrage ein klares Nein zur Pontonbrücke. Man könne die Weser nicht einfach sperren, da es sich um eine Bundeswasserstraße handele. Außerdem sei das für eine Pontonbrücke benötigte Material der Bundeswehr in den Flutgebieten im Ahrtal im Einsatz. Temporäre Brücke Neben einer auf dem Wasser aufliegenden, schwimmenden Ponton-Brücke steht auch der Bau einer Ersatzbrücke in der Diskussion. Ähnlich wie die baufällige aktuelle Brücke würde sie die Weser überspannen. Bürgermeister Hartmann sieht hier riesige Hürden. "So einen Bau kann die Stadt Höxter aus eigener Kraft nicht schaffen", sagt er. "Wir sind keine Brückenexperten." Die aktuelle Brücke misst immerhin etwa 136 Meter. Deswegen habe die Stadt bei Straßen NRW um Unterstützung gebeten. Doch im Antwortschreiben, das im Ratsinformationssystem der Kreisstadt einzusehen ist, verdeutlicht Sven Koerner, Leiter der Regionalniederlassung Sauerland-Hochstift, dass auch der Landesbetrieb keine Erfahrungen mit temporären Fußgängerbrücken derartiger Spannweite habe. Koerner legt der Stadt Höxter nahe, sich ein Ingenieurbüro zur Hilfe zu holen. "Ob und inwieweit aufgrund der Flutkatastrophe im Juli dieses Jahres Kapazitäten bei Ingenieurbüros und Materialien für temporäre Brücken am Markt zur Verfügung stehen, ist hier nicht bekannt", schreibt Koerner. Auch zeitlich wird eine Umsetzung nicht mehr möglich sein, glaubt Hartmann. "Ich gehe davon aus, dass die Höxteraner Weserbrücke schneller fertig ist als die provisorische Brücke", so der Bürgermeister. Die "Tunnellösung" Hinter dieser Bezeichnung versteckt sich die Idee, Fußgänger und Fahrradfahrer während der Bauarbeiten durch einen schützenden Tunnel auf die andere Weserseite zu führen. Dieser würde auf der aktuellen Weserbrücke verlaufen. Straßen NRW lehnt diese Idee ab. Ein Tunnel aus Betonteilen würde zusätzliche Last für die in der Bauzeit geschwächte Brücke bedeuten. Eine Konstruktion aus Holz zu wenig Schutz bieten. Gierseilfähre Sie ist wohl der Hoffnungsträger: Eine drahtgeführte Personenfähre, die nur durch die Kraft des Stroms zwischen den Ufern hin- und hertreibt. Bürgermeister Hartmann sieht diese Lösung skeptisch. Zunächst mit Verweis auf den Pegelstand. "Wir hatten die letzten zwei Jahre nicht viel Wasser in der Weser." Mit Gummistiefeln habe man hindurch waten können. "Eine Fähre ohne Wasser in der Weser - das wäre schwierig." Auch würden Zuwegungen über fremde Grundstücke verlaufen. Notwendig wäre eine wasserrechtliche Genehmigung von der Bezirksregierung Detmold. Dafür veranschlagt der Bürgermeister mindestens ein Jahr. Hartmann sieht noch eine weitere Erschwernis. "Die Uferpromenade ist derzeit wegen der Landesgartenschau eine Großbaustelle." Sollte es eine provisorische Querung geben, dann zumindest nicht ganz stadtnah. Peter Mittendorf vom Schifffahrtsamt hätte eine Stelle für eine Gierseilfähre im Visier. Auf der Boffzener Seite etwas stromabwärts auf Höhe des Ruderclubs oberhalb des Freibades, und auf der Höxteraner Seite etwas unterhalb des R1-Cafés. Wenn, dann wäre es jedoch keine Fähre mit oberirdisch verlaufendem Führungsdraht. Denn dafür müssten Pylonen als Ankerpunkte für den Draht errichtet werden. Stattdessen gebe es die Möglichkeit, das Drahtseil im Fluss selbst zu verankern. Daran würde die Fähre hängen, um dann buchstäblich zwischen den Ufern pendeln. Doch müsste zwischen Ankerpunkt und Ufer noch Platz für Schiffe bleiben. Prüfungen und die Zustimmung des Amtes wären notwendig. Bus-Shuttle Die Einrichtung eines Shuttle-Dienstes über die Lüchtringer Weserbrücke hält Höxters Bürgermeister Hartmann für die wahrscheinlichste Lösung. "Wie auch immer man ihn ausgestalten mag." Suche nach Lösungen "Wenn der Rat entsprechende Gelder freigibt, wird es eine Lösung geben", sagt Hartmann. Doch die müsse auch realistisch sein. "Ich weiß, dass die Emotionen hochkochen und viele betroffen sind", betont der Bürgermeister. Doch städtischerseits versuche man wirklich alles.

Meistgelesen