Warum Bäume in der Fußgängerzone gar nicht alt werden können

Höxter. Die beiden Eichen in der Fußgängerzone Höxter haben ausgedient. Sie sollen während der aktuellen Baumaßnahmen entfernt, aber auch ersetzt werden. Und zwar durch mindestens sechs neue Bäume. Wo diese dann konkret stehen sollen und welche Art eingepflanzt wird, ist noch nicht klar, wie Stadtgärtner Ralf Haffke erklärt. Allerdings steht das Anforderungsprofil an Gewächs und Standort - denn einfach ist es natürlich nicht, einen Baum in die Fußgängerzone zu stellen. "Es gibt viele Faktoren, die darauf Einfluss haben, wo ein Baum steht, und da können 50 Zentimeter kriegsentscheidend sein", erklärt Haffke. Er darf Außengastronomie und Marktstände nicht behindern, die "Infrastruktur" wie Kabel im Boden darf er nicht stören, die Rettungswege müssen frei bleiben. Vor allem aber muss auch der Baum genug Platz bekommen, um sich unterirdisch entfalten zu können. Genau das ist bei den beiden Eichen nämlich nicht gegeben. Früher sei einfach nicht darauf geachtet worden, dass Bäume genug Raum für Wurzelfreiheit bekommen. "Das ist nicht nur in Höxter ein Problem. Das merken wir in allen Kommunen und allen Straßen, dass die Bäume sich irgendwann verabschieden." Wurzeln brauchen Luft So ein Baum braucht mehrere Kubikmeter Platz für seine Wurzeln, wie Haffke erklärt. Aber das ist nicht alles, Wurzeln müssten auch belüftet werden. "Im Garten oder im Wald ist das natürlich nicht nötig, da ist normaler Boden, da sind Regenwürmer, da ist nichts zugepflastert." In urbanen Bereichen sieht das anders aus. Die Luftzufuhr muss künstlich erzeugt werden. Einmal durch ein besonderes Substrat, in das der Baum gepflanzt wird. Mit Anteilen Lavagesteins, das sehr porös ist. Außerdem werden Belüftungsrohre verbaut, durch die frische Luft in den Wurzelbereich geleitet wird. "Die sehen so ähnlich aus wie die gelben Drainageschläuche, nur mit viel, viel mehr Löchern." Dass Wurzeln nach Frischluft gieren, zeigt sich auch ihn ihrem Verhalten. "Sie suchen immer den Weg des geringsten Widerstands", erklärt Haffke. Denn ein geringer Widerstand verspricht Hohlräume, die wiederum verheißen Wasser und Luft. Deswegen komme es nicht selten vor, dass sich Wurzeln ihren Weg zu Abwasserrohren bahnen. Nicht wegen des Wassers, denn das wäre für die Bäume schädlich. Sondern weil diese Rohre gerne in Sand liegen. Und der ist ideal für Wurzeln und weit nachgiebiger als anderer Boden. Haben Wurzeln Hohlräume entdeckt, dehnen sie sich aus, denn andernfalls könnten sie dort einfach wieder herausgezogen werden. So kann es wiederum passieren, dass Pflastersteine beispielsweise verschoben oder angehoben werden. Welche Baumsorten in Frage kommen Die beiden Eichen hatten nicht genug Wurzelraum. Ein Experte wie Ralf Haffke sah den Bäumen das auch an. Denn grüne Blätter allein sind kein Indikator für einen gesunden Baum. Die Eichen sind von Blattläusen befallen, außerdem fehle es an feinem Astwerk. "Wenn daneben eine gesunde Eiche stände, würden die Menschen das sofort erkennen." Das sei ein bisschen wie mit der Zimmerpflanze auf der Fensterbank. An deren Anblick gewöhne sich der Besitzer, bis er mal im Geschäft ein frisches, junges Exemplar sehe und sich denkt, dass das heimische Gewächs im Vergleich doch etwas kläglich aussieht. Nachträglich für mehr Raum zu sorgen - kaum bis gar nicht machbar, sagt Haffke. Alles in allem ist so eine Fußgängerzone laut Haffke ein "widriger" Ort für Bäume. Trotzdem soll es natürlich Grün in urbanen Bereichen geben. Das allerdings wirkt sich auf die Lebensdauer der Pflanzen aus. Zwar würden die neuen Bäume für viele, viele Jahre geplant. Dass aber Pflanzen in Innenstädten irgendwann ersetzt werden müssten, das müsse verstanden werden, appelliert Haffke. "Ich kann Grün nicht bis zum Sankt-Nimmerleinstag in der Innenstadt wachsen lassen." Welche Baumarten stehen zur Auswahl? Eichen, sagt Haffke, wüchsen für eine Fußgängerzone eigentlich viel zu hoch. Zu kleine Bäume dürften es aber auch nicht sein, damit zum Beispiel die Feuerwehr darunter entlangfahren kann. Benötigt würden 4,5 Meter "lichter Raum". Möglich wären Platanen wie auf dem Holzmindener Marktplatz, die allerdings regelmäßig in Form geschnitten werden müssten. Auch Hainbuchen wären denkbar. Und zu den Anforderungen kommt natürlich noch hinzu, dass die neuen Bäume gut mit den steigenden Temperaturen zurechtkommen müssen.

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