Anwohner im Kreis Gütersloh schockiert: Bahn äußert sich zu plötzlichem Kahlschlag

Rheda-Wiedenbrück. Empört, entsetzt und enttäuscht - so beschreibt Alwin Wedler seine Emotionen, als er den Kahlschlag am Bahndamm sah. Vom rückseitigen Eingang des Bahnhofs bis zur Pixeler Straße auf einer Länge von 650 Metern und darüber hinaus bis zur Eisenbahnbrücke über die Ems auf 350 Metern steht kaum noch ein Baum, geschweige denn ein Busch. Nun hat sich auch die Bahn geäußert. Informiert worden war der Rheda-Wiedenbrücker von seinem Sohn über das traurige Erscheinungsbild des Bahndamms. &bdquo;Als ich das Foto sah, wusste erst gar nicht, wo das ist“, erzählt Wedler. Dass ihm das Gelände total fremd vorkam, ist kein Wunder. Denn dort, wo er schon vor 50 Jahren unter den Bäumen gespielt habe, ist von stolzen Buchen und Eichen kaum noch etwas zu sehen - außer den am Boden liegenden Stämmen. Nun gibt es Antworten von der Bahn zu dem Kahlschlag. Entlang der Gleise seien Vegetationsarbeiten vorgenommen worden, so eine Sprecherin der Bahn. Zurückschneiden der Gehölze zur langfristigen Verjüngung Abgestimmt worden sei das vorab sowohl mit der zuständigen Naturschutzbehörde als auch mit der Kommune. In welcher Art, das ließ die Sprecherin offen. Die Stadt hatte vergangene Woche informiert, dass ein Mitarbeiter der Grünflächenverwaltung davon in Kenntnis gesetzt worden sei, dass die DB-Netz einen Pflegeschnitt am Bahndamm plane. Die Ausführung bezeichnet Alwin Wedler als Tabularasa, weil kaum ein Baum oder Strauch stehen geblieben ist. Von 100 gefällten gesunden Bäumen spricht der Rheda-Wiedenbrücker. Ob der Pflegeschnitt auch behutsamer hätte ausfallen können, dazu äußert sich die Bahn nicht. Sie informiert, dass das Zurückschneiden der Gehölze &bdquo;der langfristigen Verjüngung der Bestände“ diene. Denn die Wurzelstöcke blieben im Boden, sodass sich in der nächsten Wachstumsperiode neue Triebe bilden könnten. Neue Baum- und Straucharten werden gepflanzt Doch das bringt nach der umfangreichen Rodung des Bahndamms zwischen Bahnhof und Emsbrücke am Milchweg vielleicht nicht genug neues Grüne hervor. Die Bahn-Sprecherin sagt, dass &bdquo;die Fachexpertinnen im bearbeitenden Bereich am Milchweg“ Baum- und Straucharten wie Hainbuchen, Feldahorn und Pfaffenhütchen pflanzen würden. &bdquo;So trägt die DB den Aspekten des Lärm- und Sichtschutzes sowie des Artenschutzes und der Landschaftspflege Rechnung.“ Lesen Sie auch: Waldbesucher ignorieren Regeln: Drastische Maßnahme ärgert Anwohner im Kreis Gütersloh Einen Zusammenhang mit dem Bau einer Lärmschutzwand, so wird in der Stadt erzählt, gebe es nicht, sagt die Bahn-Sprecherin. Auch, ob die Bahn die Vegetationsarbeiten hinter der Emsbrücke in Richtung Moorweg fortsetzen wird, bleibt offen. Stattdessen wird auf einen Grundsatz verwiesen: &bdquo;Eine umweltfreundliche Vegetationskontrolle gehört zu den Schwerpunkten der DB-Konzernstrategie ,Starke Schiene’“. Alwin Wedler, Mitglied der Bündnisgrünen im Stadtrat, spricht von einem rücksichtslosen Vorgehen. Keine Frage ist es für ihn, dass die Sicherung der Gleisanlagen und der Oberleitungen eine hohe Priorität haben. Darum müssten natürlich angesichts von immer mehr Stürmen Bäume und Büsche zurückgeschnitten werden. Mehr als 100 gesunde Bäume am Bahndamm betroffen Aber bei den Arbeiten am Bahndamm, an dem ein Rad- und Fußweg entlang führt, sei jetzt deutlich übertrieben worden. &bdquo;Anstatt mit Augenmaß zu agieren, hat man einen brutalen Kahlschlag nahezu aller Bäume durchgeführt.“ Betroffen seien davon mehr als 100 gesunde Bäume, die teilweise über 50 Jahre alt gewesen seien. Weil viele von denen am Fuß des Bahndamms wurzelten, &bdquo;hätte man mit einem maßvollen Schnitt viele dieser Bäume erhalten können“, spricht Wedler von Tabula rasa. Verantwortlich dafür ist die Bahn. Das sagt die Stadtverwaltung. Ein Mitarbeiter des Grünflächenamtes sei Anfang Dezember in Kenntnis gesetzt worden, dass die DB-Netz &bdquo;einen Pflegeschnitt am Bahndamm plant“, sagt Stadtsprecher Martin Pollklas. Für Januar habe der bundeseigene Mobilitäts- und Transportkonzern eine Sperrgenehmigung der unmittelbar am Bahndamm liegenden Wege beantragt, die von der Stadt erteilt wurde. Zudem habe die Verwaltung &bdquo;eine Erlaubnis gegeben, Holzschnitt auf einer städtischen Fläche zu lagern“, informiert Pollklas. Das Holz werde über den Landesbetrieb Wald und Holz NRW, bei dem die DB-Netz Mitglied sei, vermarktet. Auch die Stadt sei als Waldbesitzerin Mitglied dieser Forstgemeinschaft. &bdquo;Sie hat aber nichts mit der Vermarktung von Bahnhofholz zu tun“, versichert der Stadtsprecher. Sprich: Die Kommune wird am Verkaufsgewinn der nun gefällten Bäume nicht beteiligt. Vorgehen im Kreis Gütersloh nicht zu rechtfertigen Mit der Stadt hat auch Wedler gesprochen. Und erfahren, dass Bürgermeister Theo Mettenborg mit der Maßnahme am Bahndamm &bdquo;völlig nicht einverstanden ist“, erzählt der Bündnisgrüne. Für ihn ist das Vorgehen der Bahn &bdquo;ein Frevel an der Natur und der Stadtgesellschaft“. Der Anblick dieses Raubbaus an der Natur sei für ihn kaum zu ertragen. Das Vorgehen sei in Zeiten des Klimawandels nicht zu rechtfertigen. Es dauere Jahrzehnte, bis der Beitrag, den die jetzt gefällten Bäume zur Reduzierung des CO2-Ausstoßes geleistet hätten, ausgeglichen werden könne, meint Wedler. Es mache ihn fast wütend, dass Bemühungen der Bürgerinnen und Bürger, die ihre Häuser begrünen, Gärten pflegen oder Baumpatenschaften für den neuen Bürgerwald in Batenhorst &bdquo;durch solche übertriebenen Aktionen konterkariert werden“. Lesen Sie auch: Anwohner beklagen sich über heftige Erschütterungen beim Hotel-Abriss im Kreis Gütersloh Im Namen der Bündnisgrünen fordert er die Stadtverwaltung auf, unverzüglich mit der Bahn Kontakt aufzunehmen und sich dafür einzusetzen, dass weitere Grünmaßnahmen am Bahndamm deutlich maßvoller und sensitiver im Sinne des Baumschutzes vorgenommen werden. &bdquo;Man muss die Bahn ausbremsen, der Bahndamm ist lang“, meint Wedler.

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