Wann das Horrorszenario Waldbrand droht

Kreis Höxter. Das Szenario ist erschreckend und dramatisch zugleich: Eine Wand aus Feuer frisst sich durch den trockenen, zerstörten Wald. Hinterlässt ein schwarzes Feld der Zerstörung. Die Rauchsäule, die darüber hängt, ist kilometerweit zu sehen. Passiert im April 2020: 25 Hektar Wald werden ein Raub der Flammen. Ursache: vermutlich eine glimmende, weggeworfene Zigarette. So ein Waldbrand-Horrorszenario wie im Oberbergischen Kreis bei Gummersbach vor gut einem Jahr ist auch im Kreis Höxter nicht komplett auszuschließen. Denn die Waldbrand-Gefahrenstufe wird an diesem Donnerstag, 17. Juni, auf Rot – die zweithöchste Stufe – heraufgesetzt. Bereits heute sind die Förster in Alarmbereitschaft versetzt worden, dass die Waldbrand-Rufbereitschaft für sie bis auf weiteres aktiviert wurde. Der Faktor Mensch Die Waldbrandgefahr wachse derzeit von Tag zu Tag, sagt Förster Jan Preller vom Waldinfozentrum Hammerhof, der gemeinsam mit zwei Kollegen zu den ersten Feuerwehrberatern Forst gehört – ein Projekt im Kreis Paderborn, das so auch auf den Kreis Höxter übertragen werden könnte. Es sind in den wenigsten Fällen Blitze, die einen Brand im Wald auslösten: &bdquo;Es ist der Mensch und seine Fahrlässigkeit – das passiert meist nicht aus mutwilligem Vorsatz", relativiert Preller. Wie der Mensch in den meisten Fällen Verursacher ist, so ist er auch in den meisten Fällen der aufmerksame Beobachter und Warnende: &bdquo;Dass wir bei uns in der Region noch nicht ähnliche Szenarien wie im Oberbergischen Kreis hatten, das liegt an den frühzeitigen Alarmierungen." Die Jahreszeit Aber, auch das sagt der Förster: Eigentlich sind wir mit der hohen Waldbrandgefahr zeitlich im Jahr schon relativ spät dran: 2020 sei die Gefahrenstufe schon Ostern erreicht worden. Auch wenn viele Menschen das Thema derzeit nicht auf dem Schirm hätten, weil es viel geregnet habe: Man müsse die Menschen immer wieder erinnern, achtsam und nicht leichtsinnig zu sein: Feuer gehöre eben nicht in den Wald. Und da sei es egal, ob es sich um eine brennende Zigarette oder um einen Einweg-Grill handele von Menschen, die es verständlicherweise nach der Corona-Seuchen-Isolation jetzt in die Natur ziehe. &bdquo;Das ist ja auch gut so, doch es gilt auch ein absolutes Rauchverbot." Dass möglicherweise auch Glasscherben als Brennglas dienen und einen Waldbrand entfachen könnten, das will Jan Preller nicht bestätigen: &bdquo;Theoretisch möglich, praktisch noch nie nachgewiesen – Gleiches gilt für eine mit Wasser gefüllte PET-Flasche. Grundsätzlich gehören beide aber natürlich nicht weggeworfen in den Wald." Die Situation Was die Situation derzeit so gefährlich mache? Die vielen durchgegrünten Buchenbestände mit viel Naturverjüngung darunter sind es nicht. Sondern die vielen trockenen Bäume, Äste und Reisig, die auf den von Trockenheit und Borkenkäfern zerstörten Nadelholz-Flächen liegen. Inklusive des brennbaren Harzes. Eine &bdquo;hohe Brandlast auf den Flächen" nennt das der Experte. &bdquo;Tiefhängende Äste von trockenen Bäumen können zudem dafür sorgen, dass aus einem Bodenfeuer mehr werden kann." Das Riesenthema Was das Riesenthema dabei für die Feuerwehr sei? &bdquo;Wie kommt das Wasser in den Wald." Die Feuerwehr kümmert sich darum bereits auf Bezirksebene, setzt auf neue Technik und neue Abläufe: Das hatte der stellvertretende Kreisbrandmeister Jürgen Schmits vor kurzem gesagt, als die Höxteraner Feuerwehr zu einem Waldbrand, der allerdings beim Übungsschießen der Bundeswehr am Bielenberg entstanden war, ausrücken muste. Hier sollen neue Konzepte mit veränderten Fahrzeugstationierungen und beispielsweise perforierten Schläuchen für eine effektivere Feuerbekämpfung in der Fläche sorgen. Die große Bitte Eine Bitte an die Waldbesucher hat Jan Preller: die Wege nicht mit Fahrzeugen zuzuparken. Denn wenn die Feuerwehr in den Wald ausrücken muss, dann mit großem Besteck und massivem Materialeinsatz. Sprich: Dann braucht sie Platz. Viel Platz. Das ist die Strategie. Außerdem können freie Wege Leben retten: Nämlich dann, wenn es bei schwülen Temperaturen zu Kreislaufversagen bei Waldbesuchern und Wanderern oder E-Bike- und Radfahrern kommen sollte – und ein Rettungswagen benötigt wird.

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