Corveyer Barockorgel: So wird nach 338 Jahren die Erneuerung gefeiert

Höxter. Es war ein langer Weg. Von den ersten Plänen bis zur feierlichen Weihe am Samstag sind 14 Jahre vergangen. Manche Initiatoren der ersten Stunde sind zwischenzeitlich gestorben und konnten den großen Tag der Orgelweihe in der Abteikirche in Corvey nicht mehr miterleben. So wie der ehemalige Höxteraner Landrat Hubertus Backhaus, der 2009 den Vorsitz im frisch gegründeten Förderverein übernommen hatte. Oder der Fördervereins-Schatzmeister Johannes Mellwig, der im Herbst 2020 gestorben war. Oder der Baubeauftragte der Corveyer Kirchengemeinde, Franz-Josef Beine, der in diesem Februar kurz vor Vollendung des Orgel-Restaurierungsprojektes starb. &bdquo;Als ehemaliger Mitarbeiter in der Finanzabteilung des erzbischöflichen Generalvikariats hat Franz-Josef Beine viel dafür getan, dass nach anfangs ablehnender Haltung auch das Erzbistum sich für dieses Vorhaben engagiert hat", erinnerte der Fördervereinsvorsitzende Hans-Hermann Doninger, der 2012 nach dem Tod von Backhaus das Amt übernommen hatte. &bdquo;Als ich gefragt wurde, ob ich es nicht machen könnte, habe ich es als Verpflichtung angesehen und als Auftrag, das gesteckte Ziel zu erreichen", sagte Doninger. 80.000 Euro waren 2012 in der Kasse 80.000 Euro waren 2012 in der Kasse des Fördervereins. Am Ende waren es 350.000 Euro. Das macht den Förderverein Chorus (Corveyer Hilfswerk Orgel-Rettung und -Sicherung) zum größten Geldgeber der Sanierung. Den zweitgrößten Anteil an der Finanzierung hat mit 300.000 Euro NRW-Stiftung geleistet, die am Samstag durch ihren ehemaligen Präsidenten und Landesumweltminister Eckhard Uhlenberg vertreten wurde. Knapp 140.000 Euro kamen vom Bund. Den Rest haben das Erzbistum und die Corveyer Kirchengemeinde St. Stephanus und Vitus aufgebracht. Ohne diese große Rettungsaktion wäre die historische Corveyer Barockorgel unweigerlich verloren gewesen. 2007 war bereits umfänglicher Bleifraß an vielen der insgesamt rund 2.500 Orgelpfeifen festgestellt worden. Ohne eine umfangreiche Sanierung wäre diese Denkmalorgel für immer zerstört gewesen. &bdquo;Es war eine Rettung in letzter Sekunde, und es ist ein großes Glück für das Weltkulturerbe und alle Liebhaber historischer Kirchenorgeln, dass dieses Instrument nun wieder seiner Bestimmung übergeben werden konnte", sagte Doninger. Kreis Höxter ist ein besonderer Hotspot Für Orgelliebhaber ist der Kreis Höxter ein ganz besonderer Hotspot. Der Orgelbaumeister Gottfried Bader (Bielefeld) schuf um 1677 die Borgentreicher Barockorgel, der ehemalige Bader-Schüler Andreas Schneider 1681 bis 1683 die Corveyer Barockorgel und der Lippstädter Orgelbaumeister Johann Patroclus Möller 1736 bis 1738 die Orgel der Abtei Marienmünster. Alle drei Orgeln zeichnen sich durch die fast nur in Westfalen beheimatete anspruchsvolle Bautechnik der Springlade aus, während sich sonst überall auf der Welt die Schleifladenbauweise verbreitet hat. Borgentreich hat die größte Springladenorgel der Welt und Marienmünster die am meisten im Originalzustand befindliche Barockorgel. In Corvey hat der Orgelbaumeister Andreas Schneider sein großes Alterswerk gebaut, bevor er 1685 gestorben ist. Seit 1676 war Schneider in Höxter wohnhaft. Das Besondere an der Corveyer Orgel ist, dass alle Register in Springladentechnik ausgeführt wurden. &bdquo;Diese Orgel ist ein Juwel unter den Barockorgeln, ich kenne kein historisches Instrument, dessen Achtfuß-Prinzipal im Hauptwerk so wunderbar klingt, wie bei dieser Orgel", schwärmt der Orgelsachverständige und Dekanatskirchenmusiker Jörg Kraemer. &bdquo;Im Klang dieser Orgel wird die Harmonie des Himmels spürbar", begrüßte Pfarrdechant Hans-Bernd Krismanek die Teilnehmer an dem Weihegottesdienst. Weihbischof Manfred Grothe verglich in seiner Predigt die Pfeifen eine Orgel mit der Gesellschaft. &bdquo;In einer menschlichen Gemeinschaft kommt es darauf an, dass – wie bei einer Orgel auch – die leisten Stimmen Gehör finden und nicht von den lauten übertönt werden." Als die Aktion zur Rettung der Corveyer Orgel ins Leben gerufen wurde, war noch nicht abzusehen, dass Corvey einmal Weltkulturerbe werden würde. Das hätte vielleicht manches leichter gemacht. Vielleicht wäre die Rettung dann aber auch bereits zu spät gekommen.

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