Digitaler Impfnachweis kommt: Ärzte im Kreis Höxter fürchten Überlastung

Kreis Höxter. Der Zeitplan ist ambitioniert – aber eng. Und er sorgt bei den Ärzten im Kreis Höxter für Kopfschütteln und Sorgenfalten. Denn vorbereitet ist die von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn für Juni angekündigte Einführung des digitalen Impfpasses offenbar nicht. Die Praxen fürchten, dass sie mit einem Haufen Verwaltungsaufwand allein gelassen werden. Auch bei der Kassenärztlichen Vereinigung, die für die Organisation mitverantwortlich ist, gibt es bislang mehr Fragen als Antworten. Nur einer weiß ein bisschen was. &bdquo;Die Gespräche zur Umsetzung des digitalen Impfzertifikats laufen auf verschiedenen Ebenen auf Hochtouren, Entscheidungen stehen jedoch noch aus", sagt Vanessa Pudlo. Pressesprecherin der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL). Deshalb habe die Vereinigung auch die Arztpraxen noch nicht darüber informieren können, wie es weiter geht. Zumindest einige Fakten sind schon bekannt, unter anderem der, dass der digitale Impfpass in Deutschland noch im Juni kommen soll. Ebenso kein Geheimnis ist, dass den Hausarztpraxen aber auch Impfzentren und für bereits geimpfte auch Apotheken bei der Verwaltung der Nachweise eine wichtige Rolle zukommen wird. Sie sollen verwalten, wer den Impfpass bekommen darf – nicht nur für Menschen, die in der eigenen Praxis geimpft worden sind. Aber nicht nur darin sehen die Ärzte im Kreis Höxter eine große Hürde. Nicht stets zusätzliche Aufgaben aufbürden &bdquo;Man kann uns nicht stets zusätzliche Aufgaben aufbürden, die Bürokratie im Zusammenhang mit den Impfungen ist schon groß genug", sagt Dr. Wolfgang Avenhaus, Vorsitzender des Gesundheitsnetzes im Kreis Höxter. Zwar solle es eine finanzielle Kompensation für die Verwaltungsaufgaben rund um den digitalen Impfpass geben, dabei sei das Geld nicht das größte Problem. &bdquo;Wir müssen mit den Stunden zurechtkommen, meine Mitarbeiter arbeiten schon am Anschlag", sagt Avenhaus, der eine Praxis in Höxter betreibt. &bdquo;Wir haben eigentlich genug zu tun", sagt auch Dr. Elmar Arens aus Scherfede. Aktuell haben er und seine Kollegen &bdquo;überhaupt keinen Plan", welche Aufgaben im Zusammenhang mit dem digitalen Impfausweis auf die Praxen zukommen werden. Bislang erhalte in der Praxis jeder Geimpfte einen Stempel und die Chargennummer des Impfstoffes in den gelben Impfausweis, wer seinen Ausweis nicht mehr wiederfinde, erhalte einen neuen, der Aufwand sei da insgesamt abschätzbar. Wie es sich mit dem digitalen Ausweis verhalte, sei offen. &bdquo;Natürlich wird es ein Mehraufwand sein", glaubt Arens, auch, weil die digitale Variante in den meisten Fällen als Zusatznachweis zur bisher gebräuchlichen gelben Impfbescheinigung genutzt werden dürfte. Denn laut den Informationen der Bundesregierung ist der digitale Impfpass &bdquo;lediglich ein freiwilliges und ergänzendes Angebot". Doppelte Arbeit dürfte tatsächlich Mehrarbeit bedeuten. App-Idee als clevere Lösung Dr. Jens Grothues, der in Beverungen eine Praxis betreibt und zugleich medizinischer Leiter des Impfzentrums in Brakel ist, stellt heraus, dass die App-Idee &bdquo;clever gelöst" sei. Sie könnte auch helfen, die Fälschungsprobleme mit den gelben Impfausweisen zu lösen. Allerdings fürchtet er &bdquo;einen Rattenschwanz an Bürokratie" auf die Praxen zukommen. Und: Viele Fragen seien bislang noch nicht zu beantworten. Etwa die, was mit Menschen ist, die ihre Impfungen anderswo erhalten haben und dann mit dem Impfausweis in die Praxis kommen, um den digitalen Nachweis nachträglich zu erhalten. Noch mehr Aufwand für die Praxen, &bdquo;wir saufen hier ohnehin schon ab". Ungeklärt seien beim Prozedere bislang auch profane Fragen: Für die Registrierung in der digitalen Impfdatenbank erhalten Geimpfte einen QR-Code, wenn sie den einscannen, können sie den Nachweis auf ihre App hochladen. Diese QR-Codes werden aktuellen Planungen zufolge von den Praxen per Post verschickt. Wer zahlt dafür das Porto? Viele Fragen sind noch offen, Grothues fürchtet, dass der Aufwand immens werden wird. &bdquo;Es ist gerade kein Zuckerschlecken für uns", sagt er im Gespräch.

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