Festival statt Abschlussball? So planen Abiturienten in Corona-Zeiten

Kreis Höxter. Resigniert blickt Abiturientin und Stufensprecherin Maria Mikus vom Gymnaisum St. Kaspar in Neuenhersee auf die vergangenen Monate zurück. "Das Abi steht in den Sternen", sagt die 18-Jährige. Während die Schülerin den ersten Lockdown als "gar nicht mal so schlimm" erlebt habe, sei vor allem in den Wintermonaten eine zunehmende Abgeschlagenheit bei ihr und ihren Mitschülern aufgetreten: "Wir haben nicht genug Geld für den Abiball, wir können so gut wie nichts planen, viele von uns sind gestresst wegen der bevorstehenden Prüfungen. Alles ist so unwirklich", sagt sie. Ähnlich ergeht es Helena Beckmann vom Städtischen Gymnasium in Steinheim. Die Stufensprecherin ist der Meinung, dass die Noten durch das Homeschooling in Mitleidenschaft gezogen wurden. "In den Videokonferenzen habe ich oft Internetprobleme, das ist frustrierend", findet sie. Nach vier Monaten des Homeschoolings erlebt sie ihren ersten Tag in Präsenz als Erleichterung. Doch eines stört sie: "Der Unterricht läuft ganz regulär weiter. Ich fände es schöner, wenn wir uns stärker auf unsere Abiturfächer konzentrieren." Positiv gestimmter blicken die Stufensprecher Justus Marquardt (19) und Maira Claes (17) vom König-Wilhelm-Gymnasium Höxter in die Zukunft. "Ich habe mich gefreut, dass wir wieder in die Schule gehen dürfen und bin auch gleich motivierter, was die Prüfungsvorbereitung betrifft", sagt Marquardt. Doch auch der digitale Unterricht habe gut funktioniert, betont Mitschülerin Maira Claes: "Der Austausch mit den Lehrern über die Aufgaben war hilfreich und auch die Videokonferenzen liefen bestens." Eine Herausforderung sei das Zeitmanagement gewesen: "Wir mussten uns alles selbst einteilen und darauf achten, dass wir alles rechtzeitig erledigen." An der Schule starten die Abiturienten in der ersten Woche Präsenz ausschließlich mit den Abifächern. Mittlerweile läuft der Unterricht regulär weiter. Partys und die "Mottowoche" fallen aus Unter den Folgen der Pandemie leidet auch das Soziale. Mottowoche, Stufenfeiern und Treffen mit Freunden fallen zum Großteil weg."Es ist nicht nur das Schulische", sagt Helena Beckmann, "wir sind in einer Phase, in der wir unsere Persönlichkeit finden, das wirft uns in unsere Entwicklung zurück", findet sie. Partys würden nun mal dazugehören und einen Ausgleich schaffen. Denn vielen Schülern sei zuhause die Decke auf den Kopf gefallen. Schon jetzt ist am Städtischen Gymnasium in Steinheim klar, dass die berüchtigte Mottowoche, in der sich die Schüler verkleiden, höchstwahrscheinlich ausfallen muss. Auch ein Abiball, wie er im großen Stil vor der Pandemie gefeiert wurde, wird es nicht geben. "Derzeit überlegen wir, ob wir die Zeugnisausgabe in einem halbwegs feierlichen Rahmen auf der Freilichtbühne in Bökendorf abhalten können", sagt Beckmann. "Es lohnt sich aber nicht, allzu viel Mühe in die Planung zu investieren. Man weiß ja nicht, was kommt", sagt die Abiturientin. Am St. Kaspar in Neuenheerse wird derweil schon an neuen Perspektiven gearbeitet. Auch hier wird es nicht den klassischen Abiball in der Stadthalle geben. Aber Schülerin Maria Mikus hätte eine alternative Idee: "Was wir uns gut vorstellen können, ist ein Festival auf irgendeiner Kuhwiese, mit Foodtrucks und einem DJ, den wir buchen." Dadurch würden die Schüler auch Geld für die teuren Locations sparen. Für die 18-Jährige gehört ein Abiball zu einem würdigen Abschluss dazu: "Ein Lebensabschnitt geht zu Ende. Man muss irgendwie abschließen", findet sie. Europa statt Südamerika Zurückhaltender in der Planung sind die Abiturienten vom König-Wilhelm-Gymnasium. Die Stadthalle sei zwar schon reserviert, aber, ob das große Ereignis dort stattfinden könne, sei derzeit ungewiss. "Jetzt in die Glaskugel zu schauen, ist schwierig", betont auch Stufenkoordinator Ralf Westerkamp. Und Schülerin Maira Claes fügt hinzu: "Wir müssen spontan sein und kurzfristig planen." Im vergangenen Jahr sei der Jahrgang in zwei Gruppen aufgeteilt worden, um die Personenzahl zu minimieren. Ähnliches könne man sich auch in diesem Jahr vorstellen. Die Pandemie betrifft auch die Zukunftspläne einiger Abiturienten. Helena Beckmann hatte schon ihre Reise nach Australien mit einer Organisation geplant. Nun musste sie stornieren und umdenken: "Ich werde jetzt vermutlich einen Freiwilligendienst in Europa machen", sagt sie. Auch Maria Mikus, die nach dem Abi ursprünglich nach Costa Rica wollte, hat ähnliche Pläne. Mit einer Freundin möchte sie nun Europa per Zug bereisen.

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