Basis will Friedrich Merz: So stimmen die Delegierten aus dem Kreis Höxter

Kreis Höxter. Armin Laschet, Friedrich Merz oder Norbert Röttgen – wer wird die Union in Deutschland in den Bundestagswahlkampf 2021 führen? Das ist hier die Frage. Und zwar am Samstag, 16. Januar, beim digitalen Bundesparteitag der CDU. Eine Premiere in dieser Größenordnung inklusive Wahl. Und die wird nicht nur spannend, was den Ausgang betrifft, sondern auch bei der Frage: Klappt das mit der Technik für 1.000 und einen Delegierten, für die am Dienstagabend bereits die Generalprobe stattfand? CDU-Kreisgeschäftsführer Fabian Lülff macht deutlich, warum ein digitaler Parteitag aufwendiger wird als eine Präsenzveranstaltung – und was fehlt. Delegierte Fünf der Delegierten kommen aus dem Kreis Höxter: Bundestagsabgeordneter Christian Haase, Landtagsabgeordneter Matthias Goeken, Landrat Michael Stickeln, der stellvertretende Landrat Werner Dürdoth und der ehemalige Landtagsabgeordnete und heutige Senioren-Unions-Chef Hubertus Fehring werden für die Unionsmitglieder im Kreis Höxter abstimmen. Der CDU-Kreisverband hatte sich via Mitgliederbefragung über eine Postkartenaktion bereits mit mehr als 55 Prozent der Stimmen bei einer Wahlbeteiligung von fast 50 Prozent für Friedrich Merz ausgesprochen. Die Delegierten – sie werden alle zwei Jahre im Kreis gewählt – sind für ihre eigene Stimme am Samstag nicht daran gebunden, wiewohl sie sich der Bedeutung einer solchen Mitgliederstimmung bewusst sind. Die NW hat die Fünf gefragt, mit welchen Erwartungen sie in die digitale Versammlung gehen – und wer ihre Favoriten sind. Vorstellung Neben der Postkartenaktion hatten die Mitglieder die Möglichkeit, sich in einer Videokonferenz zu den verschiedenen Kandidaten zu äußern. Armin Laschet, Friedrich Merz und Norbert Röttgen hatten dazu ein persönliches Grußwort geschickt, das eingespielt wurde. &bdquo;In einer Zeit, die von der Corona-Pandemie und deren Folgen stark belastet ist, wollten unsere Mitglieder offensichtlich trotzdem oder gerade an der politischen Zukunft mitgestalten", freut sich der Kreisvorsitzende Christian Haase aus Beverungen. Votum Das Votum im Kreis Höxter fiel bei einer Wahlbeteiligung von 49,83 Prozent (1.359 Stimmen, davon 1.345 gültig) der stimmberechtigten Mitglieder mit 55,17 Prozent (742 Stimmen) für Friedrich Merz sehr deutlich aus. Armin Laschet erhielt 23,20 Prozent (312 Stimmen) und Norbert Röttgen 21,63 Prozent (291 Stimmen). Lülff Per Satzung und laut Parteiengesetz sei eine Online-Wahl wie am Samstag allein jedoch nicht gültig, erklärt Fabian Lülff. Um das Ergebnis anschließend anzuerkennen, bedürfe es noch einer Bestätigung im Nachgang der Abstimmung per Post. &bdquo;Das macht es noch aufwendiger", sagt der Kreis-Geschäftsführer. Mit großem Aufwand verbunden – den Angaben zufolge nicht nur aufwendiger, sondern sogar teurer als ein Präsenz-Parteitag – seien die Vorbereitungen von Technik und Sicherheitsstandards des Wahlverfahrens mit Hilfe der Bundesgeschäftsstelle. Was aber fehle, seien die Gespräche und der Meinungsaustausch abseits der Tagesordnung, sagt Lülff. Dass die Union im Kreis vorab eine Mitgliederbefragung gestartet hatte, sei für die Delegierten ein wichtiges Instrument für eine Stimmungsabfrage. &bdquo;Die Fünf müssen aber nicht zwangsläufig für Merz stimmen – jeder Delegierte ist da frei." Zwei hätten sich bereits klar im Vorfeld Pro-Merz geäußert. Er selbst sei auch nicht überrascht über die gut 55 Prozent im Kreis für den Mann aus dem Sauerland &bdquo;In den gesamten OWL-Mitgliederbefragungen liegt er relativ weit vorn. Laschet und Röttgen teilen sich ein Lager." Haase Die fünf Delegierten des Kreisverbandes nähmen dieses Votum als wichtigen Teil ihrer eigenen Entscheidung mit in die digitale Abstimmung am Samstag, sagt Haase. Die drei Kandidaten haben in verschiedenen digitalen Formaten und einem Brief an die Delegierten für sich geworben. Aus all diesen Informationen müssen sie ihre Wahl treffen. &bdquo;Natürlich hat die Meinung der Parteimitglieder in unserem Kreis eine wesentliche Bedeutung, die wir sehr ernst nehmen." Trotz der aktuellen Einschränkungen solle vom Parteitag ein starkes Zukunftssignal ausgehen. Die CDU übernehme in der Krise Verantwortung und wolle das Land &bdquo;nach dem möglichst baldigen Ende der Pandemie wieder auf einen positiven Pfad führen", so der Kreisvorsitzende. Goeken &bdquo;Ich weiß, wen ich nicht wählen werde", sagt Landtagsabgeordneter Matthias Goeken. Mehr aber nicht zu seinem Favoriten. Doch: &bdquo;Das Meinungsbild des Kreisverbandes Höxter wird sich auch bei den Delegierten wiederfinden." Entscheidend sei der erste Wahlgang. Goeken geht wie viele Beobachter von einer Stichwahl aus – und davon, dass der neue Parteichef auch der künftige Kanzlerkandidat sein wird: &bdquo;Das ist fast immer so gewesen, das macht Sinn." Doch man müsse sich mit der Schwesterpartei abstimmen. Für ihn wichtig: &bdquo;Wir brauchen eine klare Führung." Und dass das digital mit der Wahl klappt, da ist der Bad Driburger zuversichtlich: &bdquo;Wir sind darin mittlerweile geübt, auch wenn der Parteitag selbst dann aufregend sein wird." Stickeln Auch Michael Sticken möchte nicht vorher sagen, wen er wählen wird und begründet das mit dem Amt des Landrats. Ob der Gewählte der neue Kanzlerkandidat der CDU sein kann, das müsse ein anderer Parteitag entscheiden. Da liege noch Zeit dazwischen: &bdquo;Jetzt geht es um den Vorsitz, das sollte nicht verknüpft werden." Ja, das Votum des Kreises müsse und solle in die Entscheidungsfindung der Delegierten einfließen, macht Stickeln deutlich. &bdquo;Das ist Basisdemokratie in schwierigen Zeiten. Die recht hohe Wahlbeteiligung zeigt das Interesse der Parteibasis." Seit rund einem Jahrzehnt kennt Stickeln die Delegiertenrolle – immer in Präsenz: &bdquo;Interessant, informativ, anstrengend und beeindruckend." Nun ein neues Format: Es werde sicherlich vieles fehlen, wie die Vorbesprechung am Abend zuvor. &bdquo;Eine gute Möglichkeit des Netzwerkens, bei der ich immer auch Themen für die Region mit besprochen habe." Deshalb hoffe er inständig, dass die digitale Variante eine Ausnahme bleiben werde. Dürdoth Sein Stellvertreter Werner Dürdoth wird das &bdquo;Parteitags-Feeling" auch vermissen, sagt er. &bdquo;Es ist der vierte Vorsitzende, den ich als Delegierter wählen darf." Beim letzten Mal habe er für Friedrich Merz gestimmt – heute sei er noch am überlegen, auch wenn er sich des Votums im Kreis bewusst sei und es respektiere. Aber: &bdquo;Es hat mich geärgert, dass er sich nach der Wahl von Annegret Kramp-Karrenbauer nicht in die Parteiarbeit hat einbinden lassen. Das war nicht prickelnd." Grundsätzlich sei er &bdquo;ein Freund der Erneuerung", sagt Dürdoth. Norbert Röttgen sei ein Typ – Armin Laschet gut fürs Land NRW. &bdquo;Ich halte mit meine Entscheidung bis zur Wahl offen." Aber: Es sei kein Automatismus, den Bundeschef auch zum Kanzlerkandidaten zu machen. &bdquo;Der muss nicht zwingend CDU-Vorsitzender sein." Fehring &bdquo;Ich wünsche mir, dass das Kreis-CDU-Votum auch das bundesweite Votum für den neuen Vorsitzenden sein wird", sagt Hubertus Fehring, früherer Landtagsabgeordneter. Er persönlich wie auch die Senioren-Union favorisieren Friedrich Merz, weil er für die &bdquo;CDU-Herzensthemen" stehe: &bdquo;Die CDU-Seele vermisst den Kern. Wir haben ein bisschen Kontur verloren von dem, wofür wir als Partei stehen. Mit der Merkelschen Linie haben wir der Sozialdemokratie die Themen geklaut. Das ist lange gut gegangen." Merz sei ein Typ mit Ecken und Kanten und kernigen Aussagen: Das sei gut fürs &bdquo;Innenleben der Partei". &bdquo;Ich weiß auch, das er nicht unumstritten ist." Und ein Kanzler Merz – auch wenn für Fehring nicht automatisch der Bundesvorsitzende auf diesen Schild gehoben wird – habe es später schwerer, eine Regierungsmannschaft zusammenzustellen mit einem Partner für notwendige Mehrheiten.

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