Wo es im Kreis Höxter besonders oft kracht und was dagegen getan wird

Kreis Höxter. Auf der Landesstraße 828 im Bereich bei Borlinghausen und Willebadessen gab es 2019 vier Unfälle mit Todesfolge und einen in 2020. Auf gerader Strecke. Dennoch lagen im vergangenen Jahr alle vier weit auseinander und waren vom Typ her unterschiedlich. Unachtsamkeit, Fahrfehler, Ablenkung, medizinischer Notfall? Was trifft gehäuft an dieser Stelle zu? Und ist die gefühlte Unfallhäufung auch eine solche, die belegbar ist und zu Konsequenten führt? Inklusive rechtlicher Absicherung? Deutschland ist Autoland, sagt Norbert Lammers, Leiter der Direktion Verkehr bei der Kreispolizeibehörde Höxter. Die Maxime laute: Sicherheit. Aber auch: &bdquo;Der Verkehr soll fließen." Der nimmt aber zu, deshalb muss das Umfeld Straße daran angepasst werden. 500 Meter dieses Streckenabschnitts der L 828 nahe Willebadessen sind in den Statistiken der Kreispolizeibehörde zur Unfallhäufungslinie in der Drei-Jahres-Kategorie geworden. Immer wieder kracht es auch auf der Bundesstraße 252 in Höhe des Abzweigs Bergheim. &bdquo;Diese Örtlichkeit ist gerade in der Prüfung als unfallhäufiger Bereich. Das könnte eine werden", sagt Lammers. Gleiches gilt für die Autobahnauffahrt von der B 252 zur A 44. Erfüllt dieser Bereich die Definition? Auch das wird derzeit überprüft. Und könnte man dort mit einer Verlängerung der Tempo-70-Zone Abhilfe schaffen, um dem Autofahrer durch geringere Geschwindigkeit mehr Zeit für die Orientierung zu geben? Für den Ersten Polizeihauptkommissar ist unabhängig von diesem Einzelfall klar: &bdquo;Niedrigere Geschwindigkeit bringt höhere Sicherheit." Und er betont: &bdquo;Wir sind keine Verhinderer, sondern orientieren uns an objektiven Fakten." Ein vielschichtiges und kompliziertes Verfahren Er unterscheidet dafür verschiedene Unfalltypen und Kategorien in einem zeitlichen Bezug. Sind die Voraussetzungen gegeben, um an diesen Stellen im Sinne der Verkehrssicherheit einzugreifen? Es ist ein vielschichtiges, ganz individuelles und kompliziertes Verfahren, bis aus einem Ort, an dem viele Unfälle passieren, auch eine nach dem Gesetz geltende Unfallhäufungsstelle (UHS) oder Unfallhäufungslinie (UHL) wird. Denn das hat Konsequenzen. Deshalb ist das Straßenverkehrsnetz im Kreis Höxter ein dynamisches, das an die Belastungen angepasst wird, das damit aber auch nie fertig ist. UHS gibt es laut Lammers an Einmündungen und Kreuzungen, UHL auf einem Abschnitt von Straßen. Und dann auch noch in Abhängigkeit von der Anzahl der dort täglich gezählten Fahrzeuge. Und abhängig von der Schwere der verletzten beziehungsweise von der Anzahl der dabei Getöteten sowie von den Schadenshöhen. Was früher mit bunten Nadeln auf einer Kreiskarte markiert wurde, wird heute elektronisch erfasst. So werden sie in Kategorien eingeordnet und dann im Vergleich eines Jahres oder über drei Jahre hinweg analysiert. Sie sind &bdquo;Aufmerksammacher" für die Mitglieder der Verkehrsunfallkommission unter Vorsitz des Kreises. Dazu gehören die Polizei, aber auch die Straßenbaulastträger. Die Kommission bekommt rund 60 bis 70 Hinweise aus der Bevölkerung auf solche Stellen. Diese Hinweise seien richtig und wichtig, sagen Lammers und Polizeihauptkommissar Dietmar Mathias als Leiter der Führungsstelle Verkehr und sprechen von einer Prioritätenliste, die daraus erstellt wird. "Bauchgefühl mit Fakten hinterlegen" Häufig komme ein solcher Tipp vor dem Hintergrund von zu hoher Geschwindigkeit. &bdquo;Wir müssen dieses Bauchgefühl aber mit Fakten hinterlegen", sagt Lammers. Die Kommission tagt regelmäßig im Jahr bei ihrer Hauptsitzung, aber auch immer dann, wenn Bedarf da ist – anlassbezogen, nachdem eine neue Häufungsstelle identifiziert wurde und man sich die Frage stellt, was kann man speziell an dieser Stelle gemeinsam für mehr Sicherheit der Verkehrsteilnehmer tun, erklärt Mathias. Das reicht von verstärkten Geschwindigkeitsmessungen und Schildern – die schnellste und meist kostengünstigste Variante – über eine bessere Sichtbarmachung von Gefahrenstellen mit dem Schneiden von Straßengrün oder dem Aufstellen von Pfeilbarken bis hin zu baulichen Veränderungen. Die sind meist aufwendig, langwierig und kosten richtig Geld. Wie im Bereich des neuen Kreisverkehrs B 239/B 252 in Steinheim: &bdquo;Das war vorher eine echte Unfallhäufungsstelle mit schweren Folgen für die Autofahrer", erklärt Lammers. Denn schon 2004 war der Bundesstraßenbereich als Unfallhäufungsstelle identifiziert worden. "Jede Stelle genau angucken" Durch den Bau des Kreisels seien die Unfallzahlen deutlich nach unten gegangen. Aber es sei auch die aufwendigste Variante gewesen – nicht nur zeitlich, sondern auch, weil man Flächen ankaufen musste für den neuen Kreisel. Aber auch der habe nur eine begrenzte Leistungsfähigkeit, um die Verkehrsmengen aus den unterschiedlichen Armen aufzunehmen. &bdquo;Deshalb muss man sich jede Stelle genau angucken", sagt Norbert Lammers. Derzeit macht ein Stück weiter auf der B 239 der Rechtsabzweig nach Hagedorn (Kreisstraße 10) und vor allem die Linksabbieger nach Rolfzen Sorgen: &bdquo;Das könnte eine Ampelkreuzung werden", schätzt Lammers. Es seien stets die Bewegungsabläufe der Verkehrsteilnehmer, nicht die Schuldfrage im Fokus dieser Ermittler. Und es gebe immer wieder Stellen, da könne man bauen und machen, was man wolle – es werde einen bestimmten Typus Unfall dort immer wieder geben.

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