Höxter

Trauer um verdienten Höxteraner Seelsorger

Priester im Unruhestand: Pfarrer i.R. Günter Sandfort ist mit 92 Jahren gestorben.

Pastor Günter Sandfort starb im Alter von 92 Jahren. | © Gemeinde

11.11.2020 | 11.11.2020, 13:39

Höxter-Lütmarsen. Nach einem langen, bewegten Leben im Dienst der Kirche, des Evangeliums und der Menschen ist Geistlicher Rat Pfarrer i.R. Günter Sandfort vor einigen Tagen verstorben. Am ersten Weihnachtstag wäre der geschätzte Geistliche 93 Jahre alt geworden. In Lütmarsen, wo er bis zuletzt als Seelsorger tätig war, und im gesamten Pastoralverbund Corvey trauern die Menschen um Pastor Sandfort und blicken dankbar auf sein segensreiches Wirken zurück.

Eigentlich war Günter Sandfort seit 1997 Pfarrer im Ruhestand. Dafür steht die Abkürzung „i.R". In seinem Fall hatten die zwei Buchstaben aber eine andere Bedeutung: Sie standen für „in Reichweite". Das war der Seelsorger für seine Gemeinde und ihre Menschen. Pastor Sandfort war immer ansprechbar. „Ein Glücksfall für uns", sagen die Lütmarser. Entsprechend groß ist jetzt die Trauer – und mit ihr die Dankbarkeit: für seinen jahrzehntelangen Dienst, seine Mitmenschlichkeit und sein beherztes Engagement für die Kinder und Jugendlichen unter anderem bei der Kommunionvorbereitung.

Ein Zeitzeuge für das 20. Jahrhundert

Es war also ein Unruhestand, aus dem heraus Günter Sandfort jetzt in hohem Alter von 92 Jahren verstorben ist. Seine geistliche Berufung und die frohe Botschaft des Evangeliums waren ihm Kompass und Kraftquelle. Für das 20. Jahrhundert war der Seelsorger ein Zeitzeuge. Er erlebte die Schrecken des Zweiten Weltkrieges mit und verkündete als Priester für die Erzdiözese Paderborn das Wort Gottes lange Jahre in der Diaspora, der ehemaligen DDR. Dort wurde er in der Zeit bis zum Mauerfall von der Stasi bespitzelt – unter anderem auch deshalb, weil er gegen die Jugendweihe kämpfte. Im Wende-Jahr 1989 nahm der Geistliche in Leipzig aktiv an den Montagsdemonstrationen teil. Dass die Mauer tatsächlich fiel und es ein knappes Jahr später zur Wiedervereinigung kam, empfand er als ein Wunder.

Geboren worden war Günter Sandfort am 25. Dezember 1927 in Warendorf im Bistum Münster. Als er neun Jahre alt war, zog seine Familie nach Höxter. Seine Schulzeit wurde unterbrochen durch Einberufungen als Luftwaffenhelfer, für den Arbeitsdienst und zur Wehrmacht. Sandfort geriet in amerikanische Kriegsgefangenschaft.

Theologiestudium in Paderborn

Nach dem Abitur nahm der junge Mann im April 1949 sein Theologiestudium in Paderborn auf. Am 3. April 1954 wurde er im Hohen Dom zum Priester geweiht – und meldete sich freiwillig für den Kirchendienst in der damaligen DDR. Seine erste Vikarstelle führte ihn nach Magdeburg. In Bad Düben bei Leipzig war er schließlich von 1974 bis 1997 Pfarrer.

Als Günter Sandfort am 1. August 1997 in den Ruhestand versetzt wurde, kam er zurück nach Höxter und lebte seither im Pfarrhaus in Lütmarsen. Der Seelsorger feierte mit der Gemeinde die Heilige Messe, spendete Sakramente, öffnete die Herzen der Jugend für den Glauben und war immer für die Menschen da. Der Priester im „Unruhestand" hat Spuren hinterlassen. Er wird den Lütmarsern fehlen.