Höxters Skyline wird zur Geschenk-Idee

Höxter. Als Lufthansa-Pilot fliegt Michel Schaefer um die ganze Welt und hat im Anflug auf die Metropolen schon so manche beeindruckende Skyline gesehen. Die von seiner Heimatstadt Höxter hat er jetzt verewigt. Alles begann mit der Suche nach einem Weihnachtsgeschenk für seinen Vater Carl im vergangenen Jahr. Es sollte nicht einfach etwas Gekauftes sein – im gesegneten Alter von 80 Jahren haben materielle Dinge einen untergeordneten Wert. Besondere Bedeutung aber hat für die Familie ihr denkmalgeschütztes Fachwerkhaus an der Marktstraße, dass sie in den vergangenen Jahren aufwendig renovieren ließen. Immerhin ist das 1571 auf ein mittelalterliches Steinhaus aufgebaute Gebäude direkt an der Dechanei eine der stadtbildprägenden Bauten Höxters. In seiner Hannoveraner Wohnung, wo der 33-Jährige, der das jüngste von fünf Kindern ist, wohnt, fiel der Blick auf eine kleine Metallsilhouette der Stadt, so wie es sie inzwischen von vielen Metropolen zu kaufen gibt. Nicht aber von Höxter. &bdquo;Das lohnt sich für die Firmen sicherlich nicht", vermutet Michel Schaefer. Also entwickelte der Pilot die Idee selbst weiter. Als erstes galt es, markante Gebäude für die Skyline zu finden. &bdquo;Das ist in Höxter nicht schwer", sagt der gebürtige Höxteraner lachend. Dechanei, Nicolai-Kirche, Kiliani-Kirche, Historisches Rathaus wählte er aus – und natürlich das Haus Schaefer an der Marktstraße 18. Weil für ihn aber nur ein paar Gebäude zu wenig Abwechslung boten, fügte er auch den für Höxter so bedeutsamen Dichter und Bibliothekar Heinrich Hoffmann von Fallersleben hinzu – dem am Eingang zur Innenstadt ja auch ein Denkmal gesetzt ist. Außerdem die große Eiche auf dem Marktplatz. Das Weltkuturerbe fehlt Auffällig ist, dass das Welterbe mit dem Westwerk fehlt. &bdquo;Ich habe mich ganz bewusst auf die Innenstadt konzentriert", sagt Schaefer. Zudem hätte die Kirche und das Schloss noch einmal sehr viel Platz gebraucht. Damit hätte man es kaum mehr auf einer normalen Fensterbank platzieren können. Nach der Auswahl begann die Zeichnung der Skyline am Computer. Ein aufwendiger Prozess, schließlich sollten die Gebäude so genau wie möglich, wenn natürlich auch nicht maßstabsgetreu, nachempfunden werden. Es galt, die richtigen Abstände und Verhältnisse zueinander zu finden, damit sich ein harmonisches Bild ergibt. Als das erledigt war, brauchte es ein Unternehmen, das per Lasercut-Verfahren die 1,5 Millimeter starken Bleche zuschneidet. &bdquo;Das Problem ist natürlich, dass solche Einzelanfertigungen für Unternehmen eine teure Angelegenheit sind", berichtet Schaefer. Das Umsetzen der Zeichnung und das Einrichten der Maschine kostet – nicht das Material selbst. Michel Schäfer musste 20 Stück abnehmen, damit es sich einigermaßen lohnt. Als das Paket ankam Einige Zeit später bekam er das fertige Paket geliefert. Er packte es sofort aus – und war mächtig enttäuscht. Bei der Umsetzung seiner Computer-Zeichnung hatte das Unternehmen Korrekturen vorgenommen. Anders als in der Vorlage sind beide Türme der Kilianikirche gleich hoch und die unterschiedlich großen Fenster des Schaefer-Hauses wurden auch auf eine Größe angepasst. Inzwischen kann Michel Schaefer darüber lachen. Auch, weil sich sein Vater und seine vier Geschwister riesig über das Geschenk gefreut haben. &bdquo;Eine wirklich gelungene Überraschung", sagt Carl Schaefer, der gern mit seiner Frau Liesel dahinter ein paar Teelichter anzündet, um die Silhouette am Abend im Fenster leuchten zu lassen. Dafür hat sein Sohn extra eine breite Schiene als Standfuß gewählt. Idee auch für Landesgartenschau Auch Freunde der Familie sind inzwischen auf das Geschenk aufmerksam geworden, sodass Michel Schaefer inzwischen nur noch eine Hand voll Exemplare hat – die er bisher Wahlweise in blau oder schwarz lackiert hat. Wer Interesse hat, kann sich bei ihm melden. Es geht ihm dabei nach eigener Aussage nicht darum, ein Geschäft zu machen, sondern um ein schönes Erinnerungsstück der Heimatstadt. Bei großer Nachfrage würde er auch noch eine Charge nachbestellen – dann mit den Kilianitürmen in unterschiedlicher Größe. Mit Blick auf die Landesgartenschau kann er sich die Skyline-Idee auch als Miniversion auf einer Postkarte vorstellen, die sich später um ein Teelicht klipsen lässt. Auch so etwas gibt es schon von Großstädten, warum also nicht auch von Höxter? Bisher ist das Angebot an Souvenirs aus Höxter übersichtlich. Ein Haus mit langer Geschichte Der älteste Teil des Hauses Schaefer geht auf das elfte Jahrhundert zurück. Auf das ursprüngliche Steinhaus wurde Mitte des 16. Jahrhunderts das Fachwerkhaus gebaut. In dem gründete die Familie 1811 das Geschäft, das Carl und Liesel Schaefer bis vor elf Jahren als Haushalts- und Spielwarenfachgeschäft führten. In seiner ganzen Pracht erstrahlt das Haus aber erst seit Mitte der 1980er Jahre – damals stand die Familie Schaefer vor der Frage, ob sie das marode Haus abreißen oder aufwendig sanieren sollen. Werner Schaefer sträubte sich vehement gegen den Abriss. Bei der Sanierung kam das mehr als 100 Jahre unter Putz und später unter Schieferplatten verborgene Fachwerk wieder zum Vorschein, die vorkragenden Obergeschosse tragen nun wieder reiche Ornamentschnitzereien im Stil der Weserrenaissance – die beim Verputzen um 1800 ebenso stark beschädigt wurden wie die Inschrift auf dem Schwellbalken, die in einem langwierigen Prozess rekonstruiert wurde. Doch bei der ersten Sanierung 1984, als noch die alte Bundesstraße vor dem Haus entlangführte, wurde das Holz mit Epoxydharz versiegelt. Das machte es im Inneren anfällig und ließ es faulen. 1998 wurden erste Schäden und große Teile des Harzes beseitigt. Dann kam der Käfer, der die Zerstörung des Holzes noch beschleunigte. 2017 wurde die dritte aufwendige Sanierung der Wetterseite in Absprache mit den Denkmalbehörden und mit Förderung durch die Deutsche Stiftung Denkmalschutz durchgeführt – sonst wäre es wohl zusammengefallen.

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