Umstrukturierung: Höxter bekommt Unfallchirurgie zurück

Höxter. Das St.-Ansgar-Krankenhaus in Höxter bekommt seine Unfallchirurgie dauerhaft zurück. Das gab Christian Jostes, Geschäftsführer der Hospitalvereinigung Weser-Egge (KHWE), während eines Pressegesprächs am Donnerstag in der Zentralverwaltung der KHWE in Brakel bekannt. &bdquo;Die Notfallversorgung wird sich zukünftig an den Standorten in Höxter und Bad Driburg ansiedeln, während wir die Krankenhäuser in Brakel und Steinheim als Fachkliniken weiterentwickeln wollen", so Jostes. Gerüchte während der Corona-Krise hatten die strukturellen Veränderungen am Klinikum Weser-Egge bereits angedeutet (NW berichtete). Jetzt steht also fest, wie die Zukunft des St.-Ansgar-Krankenhauses in Höxter, des St.-Josef-Hospitals in Bad Driburg, des St.-Vincenz-Hospitals in Brakel und des St.-Rochus-Krankenhauses in Steinheim aussehen sollen – und das schon ab dem 1. Oktober. &bdquo;Weil wir einiges durch die Corona-Pandemie schon umgesetzt haben", erklärt Jostes. &bdquo;Neue Entwicklungen in der Gesundheitspolitik zwingen uns zu den strukturellen Veränderungen", erklärte Christian Jostes. Zum einen wird Ende des Jahres ein neuer Landeskrankenhausplan für Nordrhein-Westfalen erwartet, der voraussichtlich eine stärkere Fragmentierung von Leistungen sowie weitere Anforderungen an die Krankenhäuser mit sich bringen wird. Zum anderen ist bereits am 1. Januar 2019 vom Bund unter anderem ein GBA-Beschluss zur gestuften Notfallversorgung in Kraft getreten. Heißt konkret: Krankenhäuser müssen bestimmte Personal- und Ausstattungsvoraussetzungen erfüllen, um als Notfallversorger eingestuft zu werden, also im Notfall von Rettungswagen angefahren zu werden. Steinheim erfüllt Notfallversorgungs-Kriterien nicht Für die KHWE-Kliniken bedeutet das, dass der Standort in Steinheim die Kriterien für eine Notfallversorgung nicht erfüllt, da dort keine Chirurgie ansässig ist. &bdquo;Der Rettungswagen fährt das St.-Rochus-Krankenhaus nicht mehr an", erklärte Jostes. Das St.-Vincenz-Hospital in Brakel erfüllt zwar ein paar gesetzlich vorgegebene Kriterien für eine Basisnotfallversorgung, jedoch nicht alle, so dass es nur eine Frage der Zeit sei, bis auch am dortigen Standort eine Einstufung als Notfallversorger nicht mehr möglich ist, führte der Geschäftsführer aus. &bdquo;Warum sollten wir dann eine Unfallchirurgie in Brakel haben, wenn die Rettungswagen das Krankenhaus nicht mehr anfahren?", erklärte er die Entscheidung, die Notfallversorgung zukünftig im St.-Ansgar-Krankenhaus und im St.-Josef-Hospital zu konzentrieren. Denn anders sehen die Voraussetzungen in den Kliniken in Bad Driburg und Höxter aus. In Bad Driburg fehlen nur wenige Maßnahmen wie etwa eine vollumfängliche Unfallchirurgie, um sich für eine erweiterte Notfallversorgung zu qualifizieren. &bdquo;Deswegen wird die unfallchirurgische Versorgung von Brakel nach Bad Driburg verlagert", kündigte Christian Jostes an. Im St.-Ansgar-Krankenhaus werden bereits alle Kriterien für eine umfassende Notfallversorgung erfüllt. Wie berichtet, wurden während der Corona-Pandemie die Schwerpunkte der Krankenhäuser verlagert und ein Großteil der unfallchirurgischen Notfälle nicht mehr im St.-Vincenz-Hospital in Brakel, sondern in Höxter behandelt. Und dass, obwohl erst 2017 die Unfallchirurgie in großen Teilen von Höxter nach Brakel umgezogen war. &bdquo;Das war damals sicher keine Fehlentscheidung", sagte Christian Jostes, erklärte die neue Verlagerung aber mit dem Ziel, alle Menschen im Kreis Höxter bei einem Unfall auch in einem Krankenhaus im Kreis Höxter behandeln zu können und sie nicht etwa an die Klinken in Paderborn, Holzminden oder Detmold zu verlieren. &bdquo;Wir schaffen so eine Ost-West-Akzentuierung, durch die alle Bürger des Kreises Höxter innerhalb 30 Minuten ein Krankenhaus mit Notfallversorgung im Kreis Höxter erreichen können", betonte Christian Jostes. &bdquo;Natürlich können wir auch weiterhin Patienten in Brakel und Steinheim notfallmedizinisch versorgen, werden sie im Anschluss aber möglichst schnell nach Bad Driburg oder Höxter verlegen", kündigte der Geschäftsführer an. Intensivversorgung in Bad Dribung und Höxter Gleiche Veränderungen werde es für die Intensivversorgung geben. Insgesamt stehen den vier Krankenhäusern 42 Intensivbetten zur Verfügung, die sollen nach Landeskrankenhausplan auch bestehen bleiben. Während der Corona-Pandemie wurde die Intensivversorgung auch aufgrund der aktuellen personellen Besetzung in Brakel und Steinheim bereits heruntergefahren und auf die Standorte in Bad Driburg und Höxter konzentriert. &bdquo;Das wird bereits seit März so umgesetzt", erklärte Jostes. Das soll auch zukünftig so bleiben. Dafür wird die Katholische Hospitalvereinigung Weser-Egge allein 1,2 Millionen Euro in den Ausbau der Intensivstation in das St.-Josef-Hospital in Bad Driburg stecken. Zusätzlich kommen 1,2 Millionen Euro für ein MRT-Gerät und der Umbau der Aufnahmestation hinzu. Die Hauptentwicklung wird es also für das St.-Josef-Hospital in Bad Driburg geben. Auch im St.-Ansgar-Krankenhaus in Höxter werden zusätzliche Kapazitäten geschaffen. Neben dem Ausbau der neurologischen Frühreha um 20 weitere Betten und einer personellen Aufstockung der Intensivstation wird auch eine Erlangung des BG-Verletzungsartenverfahrens angestrebt, um – wie früher – auch schwere Arbeitsunfälle behandeln zu können. Die Berechtigung dazu war nach der Verlagerung der Unfallchirurgie von Höxter nach Brakel verloren gegangen. Auch in den Bereichen Gefäßchirurgie, Kardiologie/Rhythmologie und Diabetologie werden steigende Zahlen erwartet, heißt es vonseiten der Hospitalvereinigung. &bdquo;Welche Kosten dort auf uns zukommen werden, können wir zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen", so Jostes. "Brakel ist hier nicht der Verlierer" Die Veränderungen bedeuten aber keinesfalls eine Schwächung der Kliniken in Brakel und Steinheim, stattdessen sollen sich das St.-Josef- und das St.-Vincenz-Hospital stärker als Fachkliniken profilieren und sich dadurch auch weiterhin wirtschaftlich tragen. &bdquo;Brakel ist hier nicht der Verlierer", sagte Jostes. Stattdessen halte die Hospitalvereinigung weiter an allen vier Standorten fest und will auch die Krankenhäuser in Brakel und Steinheim weiter stärken. So ist für den Standort in Brakel die Erweiterung der Psychosomatik geplant. Außerdem sollen die Kliniken für Rheumatologie und Schmerzmedizin räumlich erweitert werden. Eine Überwachung, insbesondere der postoperativen Patienten, bleibt weiterhin gesichert. Zusätzlich wird es eine Zentralambulanz geben – allerdings ausschließlich für Sprechstunden. Es wird also keine Wochenend- und Nachtdienste geben. &bdquo;Außerdem investiert die KHWE in den Standort durch den Neubau des Bildungszentrums", so Christian Jostes. Für das St.-Rochus-Krankenhaus in Steinheim bedeutet diese Spezialisierung und Professionalisierung, dass die Fachkliniken für Akutgeriatrie und Innere Medizin zu einer Fachabteilung zusammengefasst und somit gestärkt werden sollen. Keine Kündigungen Für die Mitarbeiter der KHWE bedeuten die Veränderungen eventuell auch einen Wechsel des Arbeitsplatzes. &bdquo;Mitarbeiter der Unfallchirurgie werden von Brakel nach Höxter oder Bad Driburg wechseln", erklärte Jostes. Die entsprechenden Veränderungen seien angesichts der wirtschaftlichen Entwicklungen und qualitativen Strukturvorgaben im Gesundheitswesen notwendig. &bdquo;Natürlich sind nicht alle damit zufrieden, aber wir glauben daran, dass wir das sozialverträglich hinbekommen", so der Geschäftsführer. Betriebsbedingte Kündigungen seien dagegen erst einmal nicht beabsichtig.

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