Erfinder des Motorrad-Tourismus im Weserbergland

Höxter-Albaxen. Paula Pirone begeht am Sonntag, 26. Juli, ihren 85. Geburtstag. Ihr Mann Norbert Pirone hatte bereits im November seinen 85. gefeiert. Am 11. Oktober feiern sie gemeinsam ihre Diamantene Hochzeit. &bdquo;Es hat sogar bereits die Stadt angefragt, ob sie zum Gratulieren vorbeikommen darf", freuen sich beiden Senioren. Unbestritten, Norbert und Paula Pirone haben im Kreis Höxter viele Spuren hinterlassen und sind als Erfinder des Motorrad-Tourismus in die Regionalgeschichte eingegangen. Ganz nebenbei haben sie mit der Villa Löwenherz in Lauenförde und der Tonenburg bei Albaxen zwei geschichtsträchtige historische Gebäude vor dem Verfall gerettet. Die Anfänge liegen in den 70er-Jahren in Brilon. Norbert Pirone, gelernter Bankkaufmann aus Herstelle, betrieb in Brilon ein Planungsbüro für Schwimmbäder. Dann kam die Ölkrise 1973 – und Pirone sah sich in seinem Unternehmen mit massiven Umsatzeinbrüchen konfrontiert. Kurzerhand verwandelte er seine Produktionshalle in eine Motorrad-Ranch. Seine Frau Paula Pirone, eine geborene Witteler, stammt zwar aus einer Familie, die ein Autohaus betrieben hat, trotzdem fuhren die beiden in ihrer Freizeit lieber mit dem Motorrad aus. &bdquo;Als Motorradfahrer bekam man damals keinen Tisch in einem Restaurant, geschweige denn ein Hotelzimmer", erinnert sich das Paar. "Am Eröffnungswochenende die Bude eingerannt" Also ändern wir das, dachten sie sich und eröffneten die Motorrad-Ranch. &bdquo;Bereits am Eröffnungswochenende haben uns die Leute dermaßen die Bude eingerannt, dass wir heillos überfordert waren", erzählt Norbert Pirone. Die Marktlücke war gefunden, aber es brauchte eine andere Umgebung. In der Halle gab es nur Matratzenlager, aber die Pirones wollen ihren Gästen mehr Komfort bieten. Da es Norbert Pirone zurück an die Weser zog, sahen sie sich zunächst im Raum Beverungen um und fanden mit Gut Schirmeke eine erste Location. Das war 1975. Dann wurden sie auf die Villa Löwenherz aufmerksam. Der jüdische Holzwarenhändler Hermann Löwenherz hatte sie 1905 als barock anmutende Historismus-Villa bauen lassen. Als Norbert und Paula Pirone sie fanden, stand sie seit fast 15 Jahren leer und war heruntergekommen. &bdquo;Aber das Haus hatte einen lebendigen Geist. Das spürte man. Wenn es gelänge, die Villa wieder aufzubauen, würde sich das schnell herumsprechen", waren die Pirones überzeugt. Genauso sollte es kommen. Heute kennen Biker auf der ganzen Welt die Villa Löwenherz, die seit 1998 in zweiter Generation von Sohn Stephan Pirone (57) und Tochter Martha Kuckuck (55) geführt wird. Ein neues unternehmerisches Abenteuer Mit der 700 Jahre alten und damals ebenfalls enorm verfallenen Tonenburg bei Albaxen suchten sich Norbert und Paula Pirone ein neues unternehmerisches Abenteuer, das sie erneut zu einem erfolgreichen Abschluss brachten. &bdquo;Ich stand bereits früh mit der Ministerialrätin Birgitta Ringbeck in Kontakt, die auch den Corveyer Weltkulturerbeantrag angefertigt hat. Wir haben über die Bedeutung der Tonenburg im Zusammenhang mit dem Weltkulturerbe diskutiert", berichtet Paula Pirone. Mehr noch als in der Villa Löwenherz treffen in der Tonenburg Altertumsgeschichte und moderne Eventlocation aufeinander. Die Tonenburg ist heute nicht nur bei Motorradfahrern, sondern auch bei Radfahrern und Ausflüglern beliebt. Der repräsentative König-Harald-Saal wird gerne für Hochzeitsfeiern gebucht. Altersruhesitz im Wirtschaftsgebäude Vor sieben Jahren zogen sich Norbert und Paula Pirones aus der Bewirtschaftung der Tonenburg zurück, übergaben an die Neueigentümer Gesine Kramer und Pete Mackenroth. &bdquo;Irgendwann ist es an der Zeit, loszulassen. Aber ich muss zugeben, dass es mir noch immer schwerfällt", sagt Paula Pirone. Einer, der sie da gut verstehen kann, ist der Landeskonservator des Landschaftsverbandes, Markus Harzenetter. Das große Engagement von Paula Pirone für den Erhalt und die öffentliche Zugänglichkeit der Burg sei in jeder Hinsicht hervorzuheben, hatte der Landeskonservator gelobt. Heute haben die Pirones in einem Teil des Anfang des 18. Jahrhunderts erbauten Wirtschaftsgebäudes unterhalb des Wehrturms ihren Altersruhesitz. Sein Motorrad, eine 850er BMW, hat Norbert Pirone vor drei Jahren schweren Herzens verkauft. &bdquo;Wenn es vorbei ist, ist es vorbei. Das muss man so akzeptieren."

Meistgelesen