Höxters vergessener Nazi-Gegner

Höxter. In seiner Geburtsstadt Höxter ist Hermann Worch so gut wie vergessen. Dabei hat der Sozialdemokrat und evangelische Christ, der am 12. Februar vor genau 130 Jahren in der Weserstadt geboren wurde, seinen frühen Widerstand gegen die Nationalsozialisten mit dem Leben bezahlt. Anlässlich des runden Geburtstages erinnert die SPD an Hermann Worchs Lebensgeschichte. Hermann Worch ist am 12. Februar 1890 als Sohn des Höxteraner Baugewerkschuldieners Robert Worch und dessen Ehefrau Friederike in Höxter geboren. Er war das dritte von vier Kindern. Sein Vater starb, als er fünf Jahre alt war. Acht Jahre, bis 1904, besuchte er die Bürgerschule in Höxter. &bdquo;Sein Schulabgangszeugnis bescheinigte ihm durchweg gute Kenntnisse und Fertigkeiten", heißt es in der Zusammenfassung des Stadtarchivs Langewiese, wo er später Bürgermeister war. Worch war Klassenbester. Bei der thüringischen Polizei gegen Extremisten Zunächst arbeitete er in Höxter bei der Königlichen Spezialkommission als Schreiber, im März 1907 bekam er eine Anstellung als Gehilfe im Magistratsbüro der Stadt. Er meldete sich zur Armee, wurde in einem Jägerregiment zu Pferde bei Karlsruhe eingesetzt – zumeist in der Schreibstube. Doch er stürzte vom Pferd und wurde wegen eines komplizierten Beinbruchs ausgemustert. Seine beruflichen Stationen führten ihn nach Schwelm, Coburg und Weimar. Er begann als Bürogehilfe, dann Polizeiassistent, später Kommissar und Regierungsrat. Seine Aufgabe im thüringischen Landeskriminalamt war 1923 die Bekämpfung extremistischer verfassungsfeindlicher Verbände. Hier befehligte er unter anderem einen gewaltsamen polizeilichen Einsatz gegen völkische Studenten und Nazianhänger – was ihm den Hass der Nazis und einen Prozess einbrachte. Er musste den Polizeidienst verlassen, nachdem die von der &bdquo;völkischen Liste" tolerierte Bürgerliche Regierung in Thüringen 1924 an die Macht kam. Als Bürgermeister abgesetzt Politisch führte der Weg von Hermann Worch über die USPD in die SPD. 1925 wurde er Bürgermeister in Langewiesen – seit kurzem ein Ortsteil von Ilmenau. Er war Mitglied im &bdquo;Bund der religiösen Sozialisten" und klarer Gegner der Nationalsozialisten. Bereits im August 1932 übernahm die NSDAP die Regierungsgewalt in Thüringen. Um Hermann Worch aus dem Amt zu entfernen, wurden ihm &bdquo;Übertretung der Amtsgeschäfte" vorgeworfen. Er soll seine Stadt angeblich um 27.000 Mark betrogen haben, wie es im Langewieser Archiv heißt. Er wurde von einem Schöffengericht verurteilt und zum 1. Juli 1933 als Bürgermeister abgesetzt. Worch floh danach ins dänische Greena. Dorthin, nach Ostjütland, hatte er viele Jahre Ferienaustausche für deutsche und dänische Kinder organisiert. Sippenhaft für Frau und Tochter Die Nazis nahmen als Vergeltungsmaßnahme Worchs Ehefrau Frieda und Tochter Gisela in Sippenhaft. Worchs Familie wurde ins Konzentrationslager Bad Sulza überführt. Dort war die 16-jährige Tochter zu der Zeit die jüngste Insassin. Ehefrau Frieda wurde in Gefangenschaft in den Suizid getrieben. Sie war schwer herzkrank – ihr wurde jede medizinische Hilfe verweigert. Als Hermann Worch von ihrem Tod erfuhr, zerbrach er daran. &bdquo;Seelisch und körperlich erschöpft", wie es in der Langewieser Chronik heißt, starb er 45-jährig am 24. Februar 1935 im dänischen Exil. Tochter Gisela überlebte, wurde zunächst Juristin in der DDR, später Wissenschaftlerin in den USA.

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