Höxter

Zum ersten Mal regiert in Höxter eine Frau die Schützen

Anke Remmeke lässt die männliche Konkurrenz hinter sich und steht beim Schützenfest in Ottbergen an der Spitze

Mathias Brüggemann
28.06.2019 | 28.06.2019, 17:46

Höxter-Ottbergen. Eigentlich wollte Anke Remmeke am Pfingstsonntag gemeinsam mit ihrem Mann Martin Remmeke beim Ottberger Königsschießen nur zuschauen und sehen, wer sich diesmal die Regentschaft erkämpft. Dass am Ende sie diejenige sein wird, der die Königskette umgehängt wird, ahnte sie nicht im Entferntesten. Die 60-Jährige geht nun in die Stadtgeschichte ein. Als erste Schützenkönigin in der Stadt Höxter.

Seit 2016 ist Anke Remmeke Mitglied im Heimatschutzverein Ottbergen. Als eine der ersten Frauen. Vor drei Jahren nämlich änderte der Schützenverein seine Satzung und ließ erstmals nach 449 Jahren Frauen als Mitglieder zu. „Das war überfällig", sagt Anke Remmeke heute. Und überfällig sei es auch gewesen, dass sich erstmals im Gebiet der Stadt Höxter eine Frau die Königswürde erkämpft hat.

„Mich packte der sportliche Ehrgeiz"

Obwohl das ja zunächst gar nicht geplant war. Erst als mehrere Bekannte sie geradezu bedrängten, doch auch beim Königsschießen mitzumachen, ließ sie sich breitschlagen und schoss mit. Und das verdammt gut. Anke Remmeke stand am Ende zusammen mit Michael Oebbeke an der Spitze. Es kam zum Stechen. „Erst war ich erschrocken.. Doch dann wollte ich es wissen. Mich packte der sportliche Ehrgeiz", erzählt sie. Um 17.30 Uhr dann die Entscheidung. Nach drei Schüssen auf die Scheibe ließ die Schützin mit 28 von 30 möglichen Ringen ihren Kontrahenten hinter sich. „Als der Oberst das Ergebnis verkündete, habe ich mich nur noch riesig gefreut. Und war sehr stolz, dass mit mir erstmals in der Vereinsgeschichte eine Frau die Königswürde errungen hat", beschreibt sie, was in ihr vorging, als sie von den Schützen als neue Regentin lautstark bejubelt wurde.

Danach habe sie viel Zuspruch erhalten. Viele Menschen im Ort hätten sie angesprochen. Besonders viele Männer hätten sich positiv geäußert. Es gebe auch kritische Stimmen, räumt sie ein. „Aber nur hinter vorgehaltener Hand. Offen sagt das niemand." Die positiven Reaktionen würden aber klar überwiegen.

Wie ihr Kleid aussieht, verrät sie nicht

Ihre Kleider hat sie schon längst ausgesucht, Wie das Kleid aussieht, das sie beim Schützenfest am ersten Juli-Wochenende tragen wird, verrät sie nicht. „Das soll eine Überraschung sein." Über dem langen Kleid trägt sie die Königskette, auf dem Kopf eine Krone. Begleitet wird sie von ihrem Mann Martin Remmeke, der sich dann übrigens nicht Schützenkönig nennt, sondern Prinzgemahl. „Mein Mann steht voll hinter mir. Er unterstützt mich in jeder Hinsicht", sagt sie. Zum Hofstaat erwählte sich die Regentin Regina und Gregor Beverungen, Mirjam und Carsten Wiehe sowie Kira Roth und Norman Mattern. Das Schützenfest wird in diesem Jahr erstmals nicht im Zelt, sondern im Ku-Stall gefeiert.

Worauf sie sich am meisten freut? „Auf das Schützenfest selbst.", sagt sie. „Und ich bin gespannt darauf, ob und wie es anders ist, wenn eine Frau regiert." Sie hofft, dass immer mehr Schützenvereine Frauen aufnehmen und dann auch immer mehr Frauen den Mut aufbringen, beim Königsschießen anzutreten.