
Herr Vollert, in Beverungen hatten Sie die Schülerdemo bereits mitorganisiert. Wie kommt es, dass Sie das nun auch in Höxter machen?
Tim Vollert: Ich wurde von Stella Lange aus Höxter kontaktiert. Sie fragte mich, ob ich helfen könnte, so etwas auch in Höxter auf die Beine zu stellen. Ich habe zusagt. Ich habe die Demo angemeldet und werde sie am Freitag auch moderieren.
Wie viele Teilnehmer erwarten Sie?
Vollert: In Beverungen hatten wir mit 100 gerechnet. Es kamen knapp 150. In Höxter erwarte ich mehr. Mindestens 200 Teilnehmer sollten es schon sein. Wir haben über die sozialen Medien Aufrufe an Schüler im gesamten Kreis Höxter geschickt und haben auch schon viele positive Rückmeldungen bekommen. Vor der Beverunger Demo hatten wir nur Schüler in Beverungen und Bad Karlshafen angesprochen. Trotzdem kamen Teilnehmer auch aus Brakel, Höxter und sogar aus Paderborn. Ich denke, dass in Höxter nicht nur Schüler teilnehmen werden. Wir haben auch schon bei Bürgermeister Fischer angefragt, ob er eine Rede halten möchte.
Was sind Ihre Hauptforderungen an die Politik?
Vollert: Nach der Demo in Beverungen kam der Bundestagsabgeordnete Christian Haase auf uns zu und fragte, ob wir einen Forderungskatalog hätten, den er mit nach Berlin nehmen könne. Wir haben dann eine Liste mit unseren wichtigsten Forderungen an die Kommunalpolitik zusammengestellt und ihm zugeschickt. Unter anderem fordern wir eine Ausweitung des Öffentlichen Personen-Nahverkehrs. Der ÖPNV muss auch günstigere Tarife bekommen. Wir wollen, dass Landwirte, die ihre Höfe auf umweltfreundliche Produktion umstellen, gefördert werden. Dass etwas gegen Flächenschwund getan wird. Und Klimaneutralität im Kreis Höxter wäre natürlich auch ein schönes Ziel.
Welchen Beitrag sollten wir Verbraucher leisten?
Vollert: Auf jeden Fall sich nicht auf die Politik verlassen. Wir dürfen die Verantwortung nicht abgeben, sondern müsse selber etwas tun. Viele kleine Schritte sind notwendig und hilfreich. Beim Einkaufen zum Beispiel möglichst auf Plastikprodukte verzichten, weniger Fleisch essen, auf Inlandsflüge verzichten und, statt Auto zu fahren, öfter mal das Fahrrad nehmen.
Als nächstes vielleicht eine Demo in Warburg?
Und was tun Sie selbst ganz konkret?
Vollert: Ich fahre weniger mit dem Auto, und wenn, dann möglichst in Fahrgemeinschaften. Ich fahre jetzt viel öfter mit dem Zug, was ich früher kaum gemacht habe. Und ich versuche, Plastik zu vermeiden. Wenn man zu solchen Demonstrationen aufruft, hat man ja auch eine gewisse Verpflichtung. Und die Aktionen für den Klimaschutz haben mich natürlich auch entsprechend sensibilisiert.
Wie kam es zu Ihrem Einsatz für den Klimaschutz?
Vollert: Ich hatte eigentlich gar nicht vor, Klimaschutz-Demos zu machen. Jule Tillmann, eine Mitschülerin von mir, hatte mich angesprochen. Sie wollte in Beverungen eine Schülerdemo organisieren – und ich sollte ihr helfen. Erst dadurch kam das Interesse. Von allein wäre ich gar nicht auf die Idee gekommen, so etwas hier zu starten.
Werden weitere Demonstrationen folgen?
Vollert: Wir überlegen, ob wir als Nächstes in Warburg eine Demo organisieren. Aber was Festes haben wir noch nicht geplant. Wir wollen erst mal sehen, wie die Demo in Höxter läuft.
"Viele Lehrer unterstützen uns"
Ist Greta Thunberg für Sie ein Vorbild?
Vollert: Was ihre Verbissenheit angeht, auf jeden Fall. Ansonsten weiß ich zu wenig über sie. Aber ich finde es natürlich gut, dass sie diese Schülerstreik-Aktionen gestartet hat.
Sie besuchen das Beverunger Gymnasium. Wie reagiert ihre Schule auf die Schülerstreiks?
Vollert: Eigentlich sehr positiv. Die Schule ist natürlich verpflichtet, unentschuldigte Fehlstunden aufzuschreiben, aber mehr passiert nicht. Es gibt keine weiteren Konsequenzen. Es wird auch in keiner Weise Druck auf uns ausgeübt. Viele Lehrer unterstützen uns sogar.
Wird die Fridays-for-Future-Bewegung bei Ihnen auch im Unterricht thematisiert?
Vollert: Wenig. Auch nach der Demo in Beverungen wurde das Thema im Unterricht nicht aufgegriffen. Vielleicht darf die Schule das auch nicht.
Was sagen Ihre Eltern zu Ihrem Engagement?
Vollert: Meine Eltern begrüßen das sehr. Bei meinen Mitschülern ist das unterschiedlich. Von einigen jüngeren Schülern weiß ich, dass sie von ihren Eltern abgehalten werden, an den Demonstrationen teilzunehmen.
INFORMATION
Start des Demonstrationszuges ist am Freitag, 3. Mai, um 10 Uhr auf dem Marktplatz in Höxter.
Danach geht es durch die Marktstraße, die Corbiestraße, die Minoritenstraße und die Bachstraße zurück zum Marktplatz.
Bei der Kundgebung auf dem Marktplatz werden vermutlich zehn Redner zu hören sein.