Höxter

Annika Bolte leitet mit 29 Jahren das "Rotwild" in Neuhaus

Jung und selbstständig (3): Die 29-Jährige hat ihre Selbstständigkeit noch keinen Tag bereut

"Froh, dass ich es gemacht habe": Annika Bolte in ihrem Café Bistro Rotwild in Neuhaus. | © Mathias Brüggemann

Mathias Brüggemann
01.11.2018 | 16.11.2018, 17:30

Neuhaus/Lüchtringen. Annika Boltes Schritt in die Selbstständigkeit begann in einem Imbisswagen. Nicht, weil sie das so wollte, sondern aus der Not heraus. Denn das Wildparkhaus in Neuhaus musste Anfang vergangenen Jahres wegen dringender Sanierungsarbeiten für mehrere Monate geschlossen werden. Und damit auch das Café und Bistro „Rotwild", das im Wildparkhaus untergebracht ist und das sie gerade als Pächterin übernommen hatte.

Und so verkaufte die gelernte Hotelfachfrau zunächst nur Pommes und Würstchen, damit sich die Wildparkbesucher wenigstens mit einem kleinen Imbiss stärken konnten. Vier Monate ging das so, bis Annika Bolte im Sommer 2017 endlich ihr Restaurant eröffnen konnte.

„Selbstständigkeit war für mich eigentlich nie ein Thema gewesen. Ich hatte nie darüber nachgedacht", erzählt sie. Und als die Niedersächsischen Landesforsten der damals 27-Jährigen das Angebot unterbreiteten, die Gastronomie im Neuhäuser Wildparkhaus zu übernehmen, sagte die Lüchtringerin auch nicht sofort zu.

"Ich wusste, worauf ich mich einlasse"

„Anfangs hatte ich ziemliche Bedenken. Vor allem wegen der langen Schließung des Bistros. Gehen die Besucherzahlen zurück? Kommen die Stammgäste wieder? Kann ich mich vier Monate lang mit einem Imbisswagen über Wasser halten?" Das waren die Fragen, die ihr im Kopf umherschwirrten.

Aber dann habe ich mich entschlossen, die Chance zu ergreifen. Schließlich kannte ich den Betrieb des Bistros seit Jahren und wusste, worauf ich mich einlasse." Denn im Februar 2014 wechselte Annika Bolte vom früheren Hotel Rosenhof in Holzminden, wo sie auch ihre Ausbildung absolviert hatte, ins Neuhäuser „Rotwild".

Als angestellte Geschäftsführerin konnte sie dort drei Jahre lang Erfahrungen sammeln, was ihr heute zugute kommt. „Und ich habe mich im ,Rotwild‘ immer wohlgefühlt", nennt die Gastronomin einen weiteren Grund, der sie in ihrem Entschluss bestärkt hatte.

„Ich bin ich froh, dass ich es gemacht habe", sagt die 29-Jährige heute. Trotz des etwas holprigen Starts. Denn nach der Imbisswagen-Zeit folgte ein verregneter Sommer. „Bei Starkregen kommen nun mal keine Besucher". Dafür habe sie der Super-Sommer dieses Jahres um ein Vielfaches entschädigt: „In diesem Jahr läuft es hervorragend."

Überhaupt werde das gastronomische Angebot das ganze Jahr über sehr gut angenommen. „Auch die Stammgäste sind nahezu alle wieder da", berichtet sie.

Elf-Stunden-Tage und nur selten Urlaub

Dienstags bis sonntags hat das Bistro jeweils von 10 bis 18 Uhr geöffnet. „Wir bieten durchgehend warme Küche an. Von der Currywurst bis zum Wildgericht haben wir für jeden Geschmack etwas auf der Karte". Und immer wieder habe Küchenchef Volker Fritsche etwas Besonderes im Angebot. Braten von Roten Höhenvieh zum Beispiel, einer alten Rinderrasse, die auch im Solling gehalten wird. Und natürlich gibt es auch Torten und Kuchen, wie es sich für ein Café gehört.

Sehr gut angenommen werde auch das sonntägliche Frühstücksangebot. Sogar verschiedene Familienfeiern sind im „Rotwild" möglich, dafür habe man einen separaten Raum für geschlossene Gesellschaften. „Bloß sonntags nicht. Da herrscht bei uns Hochbetrieb. Das könnten wir personell nicht stemmen", betont die junge Gastronomin, die Chefin von insgesamt neun Angestellten ist. Ihren Führungsstil beschreibt sie selbst als kollegial. „Aber ich sage auch schon, was Sache ist."

Ich habe noch keinen Tag meiner Selbstständigkeit bereut", versichert Annika Bolte. Elf-Stunden-Tag, nahezu kein freies Wochenende und nur selten einmal Urlaub – was ist es, was die 29-Jährige an ihrer Selbstständigkeit reizt? „Ich bin mein eigener Chef, ich kann etwas gestalten. Und wo kann man schöner arbeiten, als mitten in der Natur?", sagt sie und strahlt.

INFORMATION


Die Serie

In der Serie „Jung und selbstständig" stellt die NW junge Menschen aus der Region vor, die sich in ihren Wunschberufen eine eigene Existenz aufgebaut haben – ob Start-up oder schon längst am Markt etabliert. Wenn auch Sie noch nicht älter als 35 Jahre sind und selbstständig oder jemanden kennen, auf den das zutrifft, melden Sie sich bei uns unter Tel. (0 52 71) 68 03 53 oder E-Mail: hoexter@nw.de