Nach 26 Jahren als Bürgermeister in Brakel geht Hermann Temme in den Ruhestand

Brakel. Alles ist sofort da: Die Daten rund um Brakel kennt der noch amtierende Bürgermeister wie aus dem Effeff - von der Einwohnerzahl bis zur Flächengröße. Drei Mal wurde Hermann Temme (CDU) zum Bürgermeister der Stadt gewählt, mit jeder Wiederwahl bewegte sich sein Wahlergebnis ein wenig weiter nach oben. Zuletzt, im September 2020, bestätigte eine satte Mehrheit von 80 Prozent der Wählerinnen und Wähler ihn im Amt. Ende Oktober übergibt der heute 67-Jährige sein Amt in die Hände des bisherigen allgemeinen Vertreters des Bürgermeisters, Alexander Kleinschmidt. &bdquo;Ich bin in einer politischen Familie aufgewachsen“, sagt Temme. Schon sein Vater war politisch in seinem Heimatdorf Borgholz aktiv, sein Bruder Bernhard übernahm später das Bürgermeisteramt in Borgentreich. Temme selbst begann seine Karriere 1977 beim öffentlichen Dienst in der Kreisverwaltung. 1999 wurde er allgemeiner Vertreter des Bürgermeisters in Brakel, zehn Jahre später dann übernahm er den Chefsessel im Rathaus. Immer nah an den Bürgerinnen und Bürgern habe er sein wollen, sagt Temme, das sei ihm ebenso wichtig gewesen wie der Naturschutz. &bdquo;Die Verantwortung gegenüber unserer Umwelt war mir als Bürgermeister immer ein ganz wichtiges Anliegen“, sagt er. Als Erfolge nennt er, unter anderem, das Bürgerwald-Projekt in Brakel, den Ausbau der E-Mobilität und den Ausbau der Photovoltaik auf städtischen Gebäuden. Lesen Sie auch: Sein letzter Annetagsempfang in Brakel: Jetzt trägt der Bürgermeister die Rückennummer 16 Diese Punkte sieht Hermann Temme als wichtige Pfeiler seiner Amtszeit in Brakel an 1977 machte Temme sein Abitur am damaligen Petrus-Legge-Gymnasium in Brakel. 1980 erhielt er sein Diplom als Verwaltungswirt an der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung. Früh, bereits mit 14 Jahren, ist Temme in die Junge Union eingetreten. &bdquo;Ich habe Ludwig Erhardt und seine Idee der Sozialen Marktwirtschaft bewundert“, sagt er. Die Idee von Wohlstand für alle habe ihn geprägt. So nimmt es nicht wunder, dass einer der Punkte, die er als Eckpfeiler seiner Amtszeit sieht, die Stärkung der Innenstadt und des Einzelhandels ist und die Ansiedlung von Gewerbe in der Stadt sind. Neben der Umwelt und Nachhaltigkeit habe ihm aber auch der barrierefreie Ausbau der Infrastruktur am Herzen gelegen. Handfeste Erfolge gab es in Form des European-Energy-Awards für die Nachhaltigkeit - Brakel konnte diesen Preis fünf Mal in Gold entgegennehmen. Passend zum Thema: &bdquo;Richtiger Zeitpunkt“: Brakels Bürgermeister wird 2025 nicht kandidieren Brakels Bürgermeister nimmt in Brüssel einen wichtigen Preis für Brakel entgegen 2012 konnte Temme sogar persönlich den Preis aus den Händen des damaligen EU-Kommissars Günther Oettinger entgegen nehmen. &bdquo;Ein toller Erfolg und eine besondere Begegnung“, blickt er zurück. Auch während krisenhafter Zeiten wie der Coronapandemie sei es ihm wichtig gewesen, &bdquo;Entscheidungen im Sinne unserer Bürgerinnen und Bürger und so zum Wohle unserer Stadt zu treffen“, sagt der 67-Jährige. Als weitere besonders herausfordernde Situationen nennt Temme den Bau der Geflüchtetenunterkünfte und die Einstellung von zwei Case-Managerinnen binnen kurzer Zeit im Jahr 2015. Aber auch die Energiekrise und das Starkregenereignis 2019, das bei Erkeln, Hembsen und in Beller zu Schlammlawinen geführt hatte, und die darauf folgenden Maßnahmen zu Hochwasserschutz sind ihm im Gedächtnis geblieben. So verteidigte er sein Amt: Hermann Temme bleibt Bürgermeister in Brakel Für Brakels Bürgermeister war seine Amtszeit eine Punktlandung Er blickt zufrieden auf seine Amtszeit zurück, das merkt man Temme an. Es sei, wie er sagt, eine Punktlandung gewesen, als er das Amt übernommen hat, habe für ihn festgestanden, dass er drei Legislaturperioden übernehmen wolle. &bdquo;Ich war immer gern Bürgermeister dieser Stadt und bin stolz auf das, was wir in den vergangenen Jahren gemeinsam in Brakel erreichen konnten“, sagt er. Ein politischer Mensch werde er auch im Ruhestand bleiben, betont der langjährige Verwaltungschef. Fast 26 Jahre lenkte er die Geschicke der Stadt. &bdquo;Ich schaue mit einem lachenden und einem weinenden Auge zurück“, sagt er. Die Gremiensitzungen, die Gespräche mit den Menschen und die Begegnungen hätten ihm große Freude bereitet. &bdquo;Aber ich bin ja nicht aus der Welt“, sagt Temme. Und hegt die Hoffnung, dass die Menschen ihn auch nach der Pensionierung noch ansprechen werden, wenn sie ihn in der Stadt treffen. Auch lesenswert: Nach Modepark-Klage aus Höxter: Brakels Bürgermeister erneuert heftige Kritik Für den Ruhestand hat Hermann Temme schon etliche Pläne Langeweile wird bei ihm im Ruhestand wohl eher nicht aufkommen. Immerhin ist er Mitglied in etlichen Vereinen, &bdquo;ich möchte meine Freundschaften pflegen“, sagt er. Überdies ist er aktiv als ehrenamtlicher Richter am Sozialgericht in Detmold - und auf seinem Schreibtisch liegt ein Buch - &bdquo;Freiheit“ von Angela Merkel. &bdquo;Ich hatte bisher noch nicht die Gelegenheit, es zu Ende zu lesen“, sagt Temme. Das wolle er in nächster Zeit nachholen. Auch liebäugele er damit, ein Seniorenstudium in Geschichte oder Politikwissenschaft zu beginnen. &bdquo;Ich bin offen für Neues“, sagt der 67-Jährige und greift nach seiner dunklen Aktentasche.

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