Kinderstück der Freilichtbühne

Freilichtbühne Bökendorf spielt „Der gestiefelte Kater“ in moderner Version

In Bökendorf wird ein klassisches Märchen mit neuem Stoff kombiniert. Was eine willensstarke Prinzessin damit zu tun hat. Und wie eine Handpuppe zum Schauspieler wird.

Hochmotivierter Cast: Malte Loermann (v. l.), Lotte Giefers, Regieassistenz Carsten Meier, Lisa Hasenbein, Dominik Scholz, Elli Nolte, Regisseur Stephan Rumphorst und Vincent Droste freuen sich auf das Märchen des gestiefelten Katers, frei nach Charles Perrault – vor allem frech soll’s werden. | © Madita Schellenberg

Madita Schellenberg
20.03.2025 | 20.03.2025, 14:58

Brakel-Bökendorf. Er war schon mal da – doch so frech wie dieses Jahr, das war er wohl noch nie: Der gestiefelte Kater entert in diesem Theatersommer wieder die Freilichtbühne in Bökendorf. „Märchen haben bei uns eine große Tradition“, sagt Verena Becker, Vorsitzende des Vereins. Doch das Klassische kombiniert man dort eben gern mit neuem Stoff – und so kommt das tierische Märchen in einer ganz modernen Variante daher: mit einer emanzipierten Prinzessin, einem Land aus Jeans sowie einem Bühnenbild, das erst im Laufe des Stücks entsteht.

Der gestiefelte Kater: Erst Puppe, dann Akteur

Denn Regisseur Stephan Rumphorst arbeitet mit einer „Zutat“ besonders gern: Vorstellungskraft. Aus einer wuscheligen Handpuppe heraus entsteht im Laufe des Stücks die Figur des Katers, gespielt von Vincent Droste. Und erst peu à peu entstehen die Orte auf der Bühne. Damit wollen die Akteure die Fantasie der Zuschauer anregen und zeigen: Aus dem Nichts kann Großes entstehen.

„So, wie aus dem armen Müllerburschen im Laufe des Stücks auch etwas wird“, sagt Rumphorst. „Zunächst sieht es für ihn nicht rosig aus, doch dann lernt er seine Liebe Rosa kennen.“ Die Botschaft: Auch wenn man gerade nichts in der Tasche hat, kann man aus seinem Leben trotzdem etwas machen. „Selbst wenn du das Gefühl hast, dass nichts mehr funktioniert – gib die Hoffnung nie auf“, so der Regisseur.

Newsletter
Update zum Abend
Informiert bleiben mit täglichen News aus dem Kreis Höxter, OWL und der Welt.

Darum geht es in dem Kinderstück

In dem Märchen geht es um den Müllersohn Hans (Malte Loermann), der seinen Augen nicht trauen kann, als sein Kater wahrhaftig beginnt, mit ihm zu sprechen. „Schenk mir ein Paar Stiefel! Ich will dir zum Glück verhelfen“, ruft er dem Müllersohn zu.

Lesen Sie auch: Freilichtbühne Bökendorf präsentiert dem Kreis Höxter ein Broadway-Musical

Und so kommt es, dass der wundersame Kater auf zwei Beinen durch die Bökendorfer Welt stolziert und mit einem unerschütterlichen Selbstbewusstsein dem erstaunten Hans den Weg zum Glück zeigt. „Er beweist, dass mit Mut, Verstand und ein wenig Magie wirklich alles möglich ist“, so Rumphorst.

Das ist neu bei der Freilichtbühne Bökendorf

Schon 1961, 1977 und 1979 wählte man in Bökendorf die Geschichte des gestiefelten Katers. Dabei feierte einst auch Verena Becker ihre Premiere auf der Bühne am Bökendorfer Hasenholz: „Dieses Märchen war mein erstes Stück, bei dem ich mitgespielt habe. Ich war irgendein Tier des Waldes“, erinnert sich die heutige Vorsitzende der Freilichtbühne vage.

Probe im Bökendorfer Vereinsheim: Majestät König Dings (Dominik Scholz) und „Köchin“ Lisa Hasenbein diskutieren mit dem gestiefelten Kater (Vincent Droste). Dabei geht’s um Rebhühner. - © Madita Schellenberg
Probe im Bökendorfer Vereinsheim: Majestät König Dings (Dominik Scholz) und „Köchin“ Lisa Hasenbein diskutieren mit dem gestiefelten Kater (Vincent Droste). Dabei geht’s um Rebhühner. | © Madita Schellenberg

Doch rund 46 Jahre nach der letzten Aufführung in Bökendorf ist im Märchen nun einiges neu, darunter eine durchaus emanzipierte Prinzessin, die ihrem Vater klar sagt, was sie will. „Oft ist die Prinzessin in Märchen ja vornehmlich die ,Belohnung’ für den Helden gewesen“, so Rumphorst. „In diesem Fall steht sie aber als gleichberechtigte Figur zum männlichen Protagonisten auf der Bühne.“ Und: „Die Prinzessin möchte den Burschen unbedingt haben – und bekommt ihn zum Schluss auch.“

Das könnte Sie interessieren: Vorverkauf für den Theatersommer der Freilichtbühne im Kreis Höxter startet

Der gestiefelte Kater wurde erstmals 1697 von Charles Perrault veröffentlicht. Inzwischen gehört die Geschichte zu den beliebtesten Erzählungen der europäischen Märchenliteratur – 1812 schaffte sie es auch in die bekannte Märchensammlung der Brüder Grimm.

„Das Märchen ist geprägt von Motiven wie List und sozialem Aufstieg, und wurde im Laufe der Jahrhunderte in vielen Variationen wiedergegeben“, so das Freilichtbühnenteam, das den gestiefelten Kater nun „als freches Märchen von Bärbel Kandziora“ mit Musik von Stefan Wurz spielt. „Mit knapp 70 Darstellenden werden wir poetische Momente, aber auch imposante Massenszenen auf die Bühne zaubern“, ist sich Rumphorst sicher. Die Premiere findet am Sonntag, 1. Juni, um 16 Uhr statt. Alle weiteren Termine und Ticket-Infos finden Interessierte im Internet unter: www.freilichtbuehne-boekendorf.de

INFORMATION


Drittes Stück im November

Es ist ein ganz besonderes Jahr für die Bökendorfer Akteure, denn ihre Freilichtbühne feiert aktuell das 75-jährige Jubiläum. Ein Festakt dazu wird am Samstag, 13. September, um 15 Uhr auf dem Theatergelände stattfinden – also dann, wenn alle Aufführungen des Kinderstücks sowie des Musicals „9 to 5“ stattgefunden haben. Dabei soll auch die Geschichte des Vereins in einer Ausstellung gezeigt werden.

Anlässlich des Jubiläums werden auch 20 Darsteller ab August ein drittes Stück einstudieren: „Die Judenbuche“ von Kristo Sagor nach der gleichnamigen Novelle von Annette von Droste-Hülshoff. Letztere entwirft darin das Bild einer Gesellschaft, die Recht nicht von Unrecht unterscheidet, was schließlich zum Mord, dem äußersten Verbrechen führt. Und: „Sagor stellt sich der Herausforderung, den Kriminalfall dramatisch aufzuschlüsseln und zugleich in seiner archaisch-brutalen Magie in der Schwebe eines fantastischen Gruselmärchens zu halten“, so das Freilichtbühnenteam.

Bökendorfs „Judenbuche“ wird im November an sechs Terminen in der Aula der Brakeler Gesamtschule zu sehen sein. (map)