Brakel-Bökendorf. Neben den bereits angekündigten Produktionen „Der gestiefelte Kater“ und „9 to 5“ hat die Freilichtbühne Bökendorf zu ihrem 75-jährigen Jubiläum eine dritte Produktion auf dem Spielplan. Als Jubiläumsstück wurde „Die Judenbuche“ ausgewählt. Der Stoff wurde bereits 1964, 1979, 1990, 1997 auf der Freilichtbühne inszeniert und findet 2025 seinen Weg in einer besonderen Fassung zurück.
Darum geht es in „Die Judenbuche“
„Die Judenbuche“, verfasst von Annette von Droste-Hülshoff im Jahr 1842, erzählt die Lebensgeschichte des Friedrich Mergel, der sich trotz der gegenteiligen Bemühungen seiner Mutter dem Unrecht und der Unmoral der dörflichen Welt verschreibt, in die er hineingeboren wird.
Als der Jude Aaron ermordet wird, steht Friedrich unter dringendem Verdacht. Er flüchtet, um sich der Strafverfolgung zu entziehen. Doch seiner Schuld entkommt er nicht. Jahrzehnte später kehrt er zum Ort des Verbrechens, der Judenbuche, zurück und begeht Selbstmord.
Die wahre Begebenheit hinter der Geschichte
Der Stoff basiert auf einer wahren Begebenheit, die sich etwa fünfzig Jahre vor der Niederschrift in Westfalen zutrug. Annette von Droste-Hülshoff entwirft das Bild einer Gesellschaft, die Recht nicht von Unrecht unterscheidet, was schließlich zum Mord, dem äußersten Verbrechen, führt. Vor diesem Hintergrund schildert sie die Entwicklung eines jungen Menschen. Die spannende, zum Teil fragmentarisch wirkende Handlung, eine knappe und raue Sprache sowie atmosphärisch dichte Naturbeschreibungen machen „Die Judenbuche“ auch heute noch zu einem starken und außergewöhnlichen Text.
Der Autor der Bühnenadaption
Die spannende, zum Teil fragmentarisch wirkende Handlung, eine knappe und raue Sprache und atmosphärisch dichte Naturbeschreibungen machen „Die Judenbuche“ auch heute noch zu einem starken und außergewöhnlichen Text. Der Berliner Autor Kristo Šagor stellte sich der Herausforderung, den Kriminalfall aus dem 19. Jahrhundert dramatisch aufzuschlüsseln und zugleich in seiner archaisch-brutalen Magie in der Schwebe eines fantastischen Gruselmärchens zu halten.
Gedanken des Regisseurs Stephan Rumphorst
Friedrich Mergel und seine Mutter Margreth, Simon Semmler, Johannes Niemand, der jüdische Kaufmann Aaron. Seit Jahrhunderten geistern diese Namen durch das Umland von Bökendorf und von dort hinaus in die Welt. „Annette von Droste-Hülshoff hat mit ihrer Geschichte über eine dysfunktionale Dorfgemeinschaft ein Sittengemälde geschaffen, das heute zur Identifizierung mit diesem Landstrich einlädt“, meint Stephan Rumphorst.
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Die hier lebenden Menschen seien stolz auf die hier spielende Geschichte, obwohl sie von Lug und Trug, Diebstahl und Tod und der Ausbeutung der Natur, von Feindseligkeit und dörflichen Unrechtsstrukturen erzählt, aber alle Stränge – besonders die über die rätselhaften Tode – bleiben offen, das Publikum oder die Leserinnen und Leser könnten nur erahnen, was tatsächlich passiert. „Sie müssen sich ihre eigene Meinung bilden, das macht den Reiz der Geschichte aus. Vielleicht ist es das erste Whodunit (Who has done it) der Literatur, nur das wirklich keine Antworten gegeben werden“, so Rumphorst weiter.
Das Stück richte sich an jung wie alt, Rechthaber und Mitläufer, Zuschauer und Wegschauer, und ist leider aktuell, wie eh und je, warum es auch heute noch auf Spielplänen Platz findet, zumal in einer Gegend, wo es herstammt.
Besonderheiten der Jubiläumsproduktion
Anders als die Sommerproduktionen werden die Vorstellungen nicht auf der Freilichtbühne in Bökendorf stattfinden, sondern im November 2025 in der Aula der Gesamtschule Brakel zur Aufführung gebracht.
Zur Vorbereitung hat bereits ein Treffen mit Autor Kristo Šagor und Regisseur Stephan Rumphorst stattgefunden. Rund 20 Mitglieder der Freilichtbühne Bökendorf werden Teil der Inszenierung sein. Neben den Vorstellungen wird es auch ein literarisches Rahmenprogramm geben, über das rechtzeitig informiert wird.
Weitere Informationen gibt es auf der Homepage der Freilichtbühne unter freilichtbuehne-boekendorf.de.
Die Termine der Freilichtbühne Bökendorf im Überblick
? Freitag, 21. November Premiere
? Samstag, 22. November
? Sonntag, 23. November
? Freitag, 28. November
? Samstag, 29. November mit Übersetzung in Gebärdensprache
? Sonntag, 30. November