Gewerbeareal Rieseler Feld: Brakel entscheidet sich für mehr Industrie

Brakel. Vor einem Jahr hatte die Grünen-Fraktion noch große Bedenken gegen die Erweiterung des Gewerbegebiets Brakel West vorgetragen. Davon ist keine Rede mehr. Am Montag stand Grünen-Ratsfrau Ulrike Hogrebe-Oehlschläger mit dem Spaten in der Hand in der ersten Reihe und gab munter den Startschuss für die Erweiterung. Bis zum Herbst sollen dort vier Hektar neue Industriegrundstücke für das produzierende Gewerbe entstehen. Dabei wird auch der Amtmannteich zum großen Teil versiegelt, der derzeit eine wichtige Funktion als Regenwasserschutz hat und die Innenstadt vor einem Hochwasser des Siechenbachs bewahren soll. Das Rieseler Feld liegt höher als der historische Stadtkern. Wasser, das nicht im Rieseler Feld versickert, kommt irgendwann ungebremst in der Stadt an. Mit der Erweiterung des Industriegebiets verschärft sich die eh schon unzureichende Hochwasserschutzlage weiter. Die derzeitigen Planungen gehen davon aus, dass durch den Bau eines 2.640 Kubikmeter großen Regenrückhaltebeckens die akute Hochwassergefahr zunächst gebannt werden kann. Gegen ein so genanntes 100-jähriges Hochwasser ist die Stadt aber nach wie vor nicht geschützt. Allerdings gibt es Pläne, wie das bewerkstelligt werden kann. Dazu hat der renommierte Hydraulikingenieur Michael Turk aus Siddessen eine Machbarkeitsstudie erstellt. Über einen gut 1,5 Kilometer langen Umflutkanal könnte ein Hochwasser des Siechenbachs vor dem Industriegebiet abgefangen und an der Stadt vorbei direkt in die Aa geleitet werden. Die entsprechenden Pläne liegen also in der Schublade. Der Haken an der Sache sind die Baukosten von rund fünf bis sechs Millionen Euro. Das ist ungefähr dreimal so viel, wie die Kosten der aktuellen Erweiterung, die auf 2,1 Millionen Euro kalkuliert worden sind. Am Ende sind es die Unternehmen, die über die Grundstückspreise die Kosten tragen müssen. &bdquo;Natürlich können wir das neue Bauland nicht so preiswert abgeben wir früher, aber trotzdem müssen die Preise moderat bleiben, wenn sich die Betriebe hier ansiedeln sollen“, betonte der Vorsitzende des Wirtschaftsförderungsausschusses, Uwe Oeynhausen. Mit der aktuellen Erweiterung ist auch noch nicht das Ende des Ausbaus erreicht. Brakel brauche industrielles Entwicklungspotenzial &bdquo;Im kommenden Jahr werden weitere 2,5 Hektar folgen womit wir dann auch die Ringerschließung mit der Anbindung an die Zufahrtsstraße an die B 252 realisieren wollen“, erklärte Bürgermeister Hermann Temme. Insgesamt handelt es sich um eine Erweiterungsfläche von zehn Hektar mit der sich das Gewerbegebiet gegenüber seinen heutigen Ausmaßen von 13 Hektar fast verdoppelt. Die Fraktionen sind sich einig, dass Brakel dieses industrielle Entwicklungspotential zwingend benötigt. Auch wenn es auf den ersten Blick so aussieht als sei noch reichlich Platz, ist dort kein Platz für Neuansiedlungen mehr vorhanden. Alle scheinbar freien Flächen haben sich bestehende Unternehmen bereits als Erweiterungsoptionen gesichert. &bdquo;Eine einzige Parzelle ist noch vorhanden und das auch nur, weil wir sie uns als alternativen Standort für die Rettungswache gesichert hatten“, sagte Bürgermeister Temme. Wie berichtet, wird die neue Rettungswache an der Warburger Straße gebaut. Letzte Woche war dort der Spatenstich. Amtmannteich sollte eigentlich vollständig erhalten bleiben Eine Rettungswache dient dem Schutz der Bevölkerung, verbessert aber nicht den Haushalt. Das ist bei der Erweiterung des Gewerbegebiets anders. &bdquo;Wenn wir unser wirtschaftliches Potenzial erhöhen, verbessern wir als Stadt auch unsere Einkünfte. Jeder Steuereuro zählt, gerade heute, wo viele Städte damit rechnen müssen, dass ihre Einnahmen zurückgehen, während die Ausgaben steigen“, sagte Temme. Das soll Brakel nicht passieren. Bereits im Frühjahr 2018 hatte darum der Rat der Stadt beschlossen, den Kreis mit einer Bauleitplanung zur Erweiterung des Industriegebiets Brakel West im Rieseler Feld zu beauftragen. Diese Bauleitplanung war 2020 abgeschlossen worden und wird jetzt umgesetzt. Dabei wird as bestehende Industriegebiet westlich der Bundesstraße 252 in Richtung Norden erweitert. Eine Besonderheit der Planung war, dass sich die Erweiterungsfläche um ein kleines, bewaldetes Feuchtbiotop herumziehen sollte, und der Amtmannteich vollständig erhalten bleiben solle. Davon wird jetzt allerdings teilweise abgewichen.

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