Impfstoffmangel: Impfzentrum im Kreis Höxter muss zeitweise schließen

Kreis Höxter/Brakel. Nun bestätigt die Kreisverwaltung offiziell, was die NW bereits berichtete: Das Impfzentrum des Kreises Höxter wird ab Donnerstag, 10. Juni, bis einschließlich Dienstag, 15. Juni, nur bis 14 Uhr geöffnet sein. Der Grund hierfür ist die begrenzte Impfstoffmenge, die für diesen Zeitraum durch das Land Nordrhein-Westfalen zur Verfügung gestellt wird. Außerdem sind aufgrund einer Weisung des Landes derzeit im Impfzentrum nur Zweitimpfungen möglich. Für den ärztlichen Leiter des Impfzentrums, Jens Grothues, macht das aber Sinn, denn zurzeit dürfen nur in Brakel nur Zweitimpfungen durchgeführt werden. Dazu gebe es eine eindeutige Anweisung aus Düsseldorf. &bdquo;Wir haben einen Erlass, der ganz klar vorgibt dass wir keine neuen Erstimpfungen mehr vornehmen dürfen", berichtet Grothues. Einzige Ausnahme: Angebrochene Impfdosen müssten weggeschmissen werden und der Impfstoff würde verfallen. Termine für bereits vereinbarte Erstimpfungen seien allerdings weiterhin gültig. Fokus auf Zweitimpfungen Der aktuelle Fokus auf die Zweitimpfungen macht aus Sicht von Grothues Sinn, um den vollen Impfschutz zu bekommen. Und: Jeder der einen Termin für die Zweitimpfung habe, werde die Immunisierung auch bekommen. Grund für die Schließung sei vor allem, die Ressourcen und die Mitarbeiter zu schonen sowie Kosten zu sparen. Es mache einfach wenig Sinn, das Impfzentrum in Brakel für einzelne Impfungen offen zu halten. &bdquo;Aufgrund der vorübergehenden Anpassung der Öffnungszeiten bitten wir alle Menschen, die in dem genannten Zeitraum ihren Impftermin nachmittags haben, stattdessen am selben Tag einfach vormittags nach Brakel zu kommen. Sollte das nicht möglich sein, kann der Termin auch am Dienstag, 8. Juni, oder Mittwoch, 9. Juni, in der Zeit von 8 bis 19 Uhr wahrgenommen werden. Eine Information diesbezüglich an das Impfzentrum oder die Kreisverwaltung ist nicht nötig. Allerdings sollten die Unterlagen der Erstimpfung mitgebracht werden", erklärt Matthias Potthoff, organisatorischer Leiter des Impfzentrums des Kreises Höxter. Die meisten der betroffenen Personen seien über die Terminverschiebungen bereits telefonisch informiert worden. Viele Anfragen gibt es – besonders vor dem Hintergrund der seit heute aufgehobenen Impfpriorisierung – in Bezug auf die Eintragung in sogenannte Nachrückerlisten für den Fall, dass am Ende eines Tages noch Impfstoff übrig ist. &bdquo;Für das Impfzentrum des Kreises Höxter ist dies derzeit nicht möglich", macht Matthias Potthoff deutlich. &bdquo;Sollte Impfstoff überbleiben, gibt es hierfür einen Verwendungsplan. Eventuelle Restmengen gehen dann an Menschen, die zum Beispiel aufgrund von Erkrankungen ein gesundheitliches Risiko haben." Keine neuen Termine Neue Erstimpfungstermine werde es in den kommenden 14 Tagen nicht geben – trotz der kompletten Aufhebung der Priorisierung mit dem heutigen Montag. Deshalb habe es auch keinen Sinn, wegen eines Termins anzurufen. Grothues appelliert an die Bürger, von Nachfragen abzusehen. Das gelte sowohl für das Impfzentrum als auch für die meisten Arztpraxen. Ein kleiner Hoffnungsschimmer: In der vierten Juniwoche sind wieder größere Impfstoffmengen angekündigt. Wie es dann mit dem Impfen weitergehen wird, werde öffentlich bekannt gegeben. Der Impfstoffmangel kommt für Grothues nicht ganz überraschend. NRW hat die Erstimpfungswelle nach vorne gezogen. Weil einige Impfhersteller, darunter Biontech, in den ersten Juniwochen weniger liefern als zugesagt, gehen dem Bundesland jetzt die Reserven aus. Ärzte ärgern sich Sehr zum Ärger der Mediziner. Deutliche Kritik kommt daher vom Vorstand der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL). &bdquo;Der Impfstoff bleibt weiterhin knapp, so dass die Praxen unserer Mitglieder im Moment nur den Mangel verwalten können", mahnen der KVWL-Vorstand Dr. Dirk Spelmeyer, Dr. Volker Schrage und Thomas Müller. &bdquo;Aus unserer Sicht ist es fahrlässig, den Menschen zu suggerieren, jeder könne sich nun impfen lassen, ohne zu erwähnen, dass der Impfstoff weiterhin stark rationiert wird. Das weckt Erwartungen, die die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte nicht ansatzweise erfüllen können – so gerne sie dies auch tun würden!" Der Vorstand der KVWL weist erneut darauf hin, dass in den Praxen weiterhin individuelle medizinische Kriterien im Vordergrund stehen müssen und bittet mit Nachdruck darum, diese Entscheidungen zu respektieren. Auch in den Impfzentren werde die Aufhebung der Priorisierung nicht zu unmittelbaren Veränderungen führen, da aufgrund der begrenzten Impfstoffmenge bis weit in den Juni hinein keine Erstimpfungen möglich seien. Dementsprechend können neue Impftermine auch erst dann wieder freigeschaltet werden, wenn ausreichend Impfstoff zur Verfügung steht. Wann dies jedoch konkret sein wird, sei derzeit noch unklar. &bdquo;Die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte sahen sich in den vergangenen Wochen einem hohen Druck seitens der Impfwilligen ausgesetzt. Teilweise wurden die Grenzen des solidarischen und respektvollen Miteinanders nicht nur erreicht, sondern deutlich überschritten. Wir fordern daher die Politik mit Nachdruck dazu auf, diese Situation zu beenden, indem sie endlich dafür sorgt, dass genug Impfstoff für alle zur Verfügung steht, die sich impfen lassen wollen", appelliert der KVWL-Vorstand.

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