DJ aus dem Kreis Höxter macht Internet-Radio für Parkinson-Kranke

Brakel-Bellersen. &bdquo;Coole Sache", sagt Chris. Gemeint ist der Internet-Radiosender, für den der 50-Jährige aus Bellersen ehrenamtlich arbeitet. Donnerstags von 20 bis 22 Uhr geht der gebürtige Belgier, der seit 32 Jahren in Deutschland und seit 27 Jahren in Bellersen zu Hause ist, auf Sendung. Mit einer Mischung aus Musik, Infos und Chat. Bei den &bdquo;Radio Parkies", einem Internet-Radiosender von Parkinson-Erkrankten für Parkinson-Erkrankte. DJ Chris, wie er sich auf Sendung nennt, ist im Team Belgien, er kommt aus Geraardsbergen in Flandern. Vor sieben, acht Jahren, so erinnert er sich, kam die Diagnose: Parkinson. &bdquo;Das hat mich aus dem Leben gerissen", sagt der ehemalige Industrielackierer, der durch die Krankheit seinen Beruf aufgeben und vorzeitig in Rente gehen musste. Und dass er damals in ein tiefes Loch gefallen sei: &bdquo;Ich habe zwei Jahre gebraucht, um da wieder rauszukommen." Seine Frau stehe dabei fest zu ihm, erklärt der Vater von zwei Kindern im Alter von 9 und 16 Jahren. Radion-Teams weltweit Seit zwei Jahren ist er jetzt bei den Radio Parkies. Durch Zufall und über Umwege hat er den Weg zurück ans Mikrofon gefunden, weil sich ein Bekannter über seine Facebook-Seite an Chris erinnerte, der schon in Belgien in Schendelbeke und in Lierde Radio-DJ gewesen war. Sie seien &bdquo;Gleichgesinnte", sagt Chris über die Radio Parkies. &bdquo;Wie eine Familie." So gibt es Radio-Teams in Australien, England, den USA, Island, Brasilien, Deutschland, Dänemark und sogar Nepal. Jeder moderiert in seiner Landessprache, untereinander kommunizieren sie meist in Englisch. &bdquo;Ich würde mich freuen, wenn aus Deutschland mehr mitmachen würden", sagt Chris, der in seiner Muttersprache Flämisch am Mikro zu hören ist. Dort gibt es bislang nur DJ Peter. &bdquo;Es ist ganz einfach, mitzumachen", erklärt er und verweist auf den Kontakt zum Boss in Belgien, DJ Spilly. Der installiert das System, stellt die Kontakte her, macht den Sendeplan. &bdquo;Wir sind für jede Sprache offen", sagt der Mann aus Bellersen. Das Projekt macht glücklich und lenkt ab Sein Boss in Belgien schaltet sich per Internetchat mit ins Gespräch ein: &bdquo;Wir stimulieren mit dem Projekt das Dopamin im menschlichen Körper, das ein Glücksgefühl erzeugt", schreibt der Belgier, der vor zehn Jahren die Radio Parkies gründete und seit fünf Jahren damit international im Netz unterwegs ist. &bdquo;Weil so etwas fehlte. Und weil wir die Krankheit bekannter machen müssen." Chris bestätigt das mit dem Glücksgefühl: &bdquo;Es funktioniert." Die Radio Parkies seien ein wichtiger Bestandteil seines Lebens geworden, obwohl er den meisten Parkies noch nie live begegnet ist. Aber, so hat es sein Boss formuliert: Parkinson ende nicht an einer Landesgrenze. Und mit den Radio Parkies öffne sich für die Menschen eine andere Welt. Musik liebt DJ Chris schon immer, vor allem von Queen und Elvis. &bdquo;Johannes Oerding möchte ich gern mal kennenlernen", antwortet er auf die Frage nach einem Wunsch-Interviewpartner für seien Sendung. Deshalb mixt er auch gern in der Freizeit, verbringt insgesamt viel Zeit vor dem Computer. Die Krankheit schränke ihn in seinen Bewegungen immer stärker ein, er werde unbeweglicher. Auch das Gedächtnis funktioniere nicht mehr so gut. &bdquo;Ich muss mir vieles aufschreiben." Früher hat er in einer Band gespielt und gesungen. &bdquo;Die Töne treffe ich nicht mehr und die Gitarrensaiten kann ich nicht mehr greifen", sagt er. Aber die Musik und seine Sendung bei den Radio Parkies, das helfe ihm, &bdquo;auf andere Gedanken zu kommen". Kollegen greifen unterstützend in Chats ein Seine Sendung für den nächsten Abend hat er schon fertig im System abgespeichert, die Musikauswahl steht: U 2, ZZ Top, Phil Collins stehen auf der Playlist, die auch an das belgische Pendant zur Gema gemeldet wird. Denn auch die Radio Parkies zahlen diese Gebühren. Sie finanzieren sich über Events und Aktionen oder Spenden. Wie sich die Live-Sendung entwickelt, das entscheiden die Hörer und Chat-Teilnehmer, die sich einklinken. Das ist es, was DJ Chris schätzt: die Kommunikation mit den Menschen. Das kann mal um Infos zu Medikamenten, Nebenwirkungen oder Krankheitsverläufen sein, mal auch ein nettes Gespräch. Häufig, so erzählt er, schalteten sich die Kollegen auch in die aktuellen Chats ein. Man helfe sich auch mit Vertretungen, wenn’s einem DJ zum Programmtermin nicht so gut gehe. &bdquo;Wir geben uns gegenseitig Kraft." Für seinen Boss Spilly ist die Zukunft mit der Hoffnung und dem Wunsch verbunden, irgendwann die Parkinson-Krankheit heilen zu können. Für DJ Chris in Bellersen hängt der Wunsch für die Zukunft nicht ganz so hoch: &bdquo;Ich möchte Freude haben am Leben."

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