Brakel

Dieser 98-Jährige aus Brakel hat fast kein Schützenfest ausgelassen

Willi Bröker ist seit 80 Jahren Mitglied im Bürger-Schützenverein Brakel. Dafür ist er mit einer Ehrenurkunde ausgezeichnet worden

Ihr Herz schlägt für den Bürger-Schützenverein Brakel: Der junge Schützenkönig Max Menne (25) und Willi Bröker (98), der seit 80 Jahren dem Verein die Treue hält. | © Helga Krooß

19.07.2019 | 19.07.2019, 19:00

Brakel. Willi Bröker bekommt Besuch, hohen Besuch. Vorstandsmitglieder des Bürger-Schützenvereins (BSV) Brakel haben sich angemeldet. Sie wollen ihn für 80 Jahre Vereinsmitgliedschaft ehren.

Der 98-jährige Brakeler hat sich dafür extra schick gemacht und seine Schützenuniform angezogen. „Ach, was für ein Aufstand", meint er und lächelt. Stolz, Freude, aber auch ein wenig Unsicherheit spiegeln sich in seinem Gesicht wieder, als er sich auf seinen Rollator stützend in den Hof hinauskommt.

Zuerst soll ein Foto gemacht werden. Freundschaftlich nehmen ihn die Vorstandsmitglieder in ihre Mitte. Brakels jüngster Schützenkönig Max Menne (25) hält die Ehrenurkunde für das älteste Vereinsmitglied in den Händen. Dann ist Zeit für ein Gespräch. „80 Jahre Mitglied im Bürger-Schützenverein Brakel gibt es nicht alle Tage", gratuliert ihm Oberst Karl-Heinz Neu. „Wir hoffen, du bleibst uns noch lange erhalten." Willi Bröker kontert sofort: „Die zwei Jahre bis zum 100. werde ich auch noch vollmachen", witzelt er und lädt den Vorstand zur Feier ein.

Am 1. Januar 1939 in den Bürger-Schützenverein Brakel eingetreten

Der heute 98-Jährige ist am 1. Januar 1939 in den Bürger-Schützenverein Brakel eingetreten. „Damals musste man dafür 18 Jahre alt sein", erinnert er sich noch genau. Während des Zweiten Weltkriegs haben keine Schützenfeste stattgefunden. Der junge Bröker – er hatte eine Lehre als Friseur in Bruchhausen absolviert – wurde zum Arbeitsdienst eingezogen. 1945 kam er wieder nach Brakel zurück. Auf die Kriegszeit blick er nicht gerne zurück. Er habe viel Schlimmes erlebt, sei selbst verletzt worden, sagt Bröker und betont, dass der Brakeler Bürger-Schützenverein ihm wieder Halt gegeben habe.

Nach seiner Rückkehr aus dem Krieg war er unter anderem als Lkw-Fahrer tätig. „Friseur wollte ich eigentlich nie sein", meint Bröker, der 1956 den elterlichen Hof übernommen hat. Die landwirtschaftliche Arbeit und die Aktivitäten im Brakeler Bürger-Schützenverein sind ihm lebhaft in Erinnerung. Seine Augen leuchten, als er erzählt, dass er gerne getanzt und gefeiert habe. „Um vier Uhr morgens bin ich nach Hause gekommen, und um fünf Uhr mussten die Kühe gemolken werden. Da habe ich eben durchgemacht."

Bei den Umzügen und der Parade dabei gewesen

Er habe fast kein Schützenfest ausgelassen, sei immer bei den Umzügen und der Parade dabei gewesen. Das geht heute aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr. Aber dafür ist er jedes Jahr beim Seniorennachmittag des dritten Zuges dabei. Das ist ihm wichtig. Schließlich war er von 1955 bis 1958 Unteroffizier des dritten Zugs. „Und man trifft dort Leute, die man sonst nicht sieht", betont Bröker.

Besonders hat es ihn gefreut, dass der junge Schützenkönig Max Menne, der selbst aus dem dritten Zug kommt, ihm die Ehrenurkunde überreicht hat. Erinnerungen hat Bröker auch an die Zeit als Dechant. Das Amt hatte er 1984 inne. „Das war gar nicht schwer", blickt das Ehrenmitglied zurück. Bedauerlich sei nur, wenn man sich als Dechant gerade mit der Materie vertraut gemacht habe, man dann auch schon wieder raus aus dem Amt sei.

"Ein Fest, das man nicht verpassen sollte"

Brökers Herz schlägt nach wie vor für den Brakeler Schützenverein und das Schützenfest. Wenn er gut drauf sei und seine Gesundheit es zulasse, gehe er schon mal für eine Stunde zum Fest rüber in die Stadthalle, gibt er zu. „Es ist ein Fest, das man nicht verpassen sollte", wirft er in die Runde und erntet Zustimmung.

Auf die Bedeutung des Schützenvereins angesprochen meint Willi Bröker, dass im Wort Schützenverein „schützen" drinstecke, also etwas zu schützen sei. Ob Tradition, Brauchtum oder anderes. Und die wichtigsten Leute im Schützenverein seien für ihn der Oberst und der Adjutant. Die hätten etwas zu sagen, sagt er und lächelt dabei. Aber jetzt habe er genug erzählt, meint er entschlossen und bedankt sich bei allen für die ihm entgegengebrachte Ehre.