Tischler und Bestatter: Vater-Sohn-Gespann übernimmt Traditionsbetrieb im Kreis Höxter

Borgentreich. In vierter Generation in Familienhand wechselt die Borgentreicher Tischlerei von Hermann-Josef Riepe nun in die Hand des ehemaligen Lehrlings. Frank Becker und sein Sohn Marvin werden den traditionsreichen Handwerksbetrieb zum neuen Jahr übernehmen. &bdquo;Komplett“, sagt Becker. &bdquo;Mit Gebäuden, Kundenstamm und den acht Mitarbeitenden.“ Bereits im Frühling hatte der Handwerksmeister aus Lütgeneder das Bestattungsinstitut seines ehemaligen Lehrherrn übernommen. Hermann-Josef Riepe hatte ihn vor einem Vierteljahrhundert ermuntert, sich im Heimatdorf um die Totenruhe zu kümmern. Frank ist 48, Marvin 26. Die beiden haben noch einiges vor. Auch wenn sie die Betriebserweiterung gelassen angehen. Die Werkhalle im Gewerbegebiet Keggenriede werde saniert, kündigten sie an. Aus dem ehemaligen Imbiss-Pavillon vor der Halle an der Straßenecke möchten die Beckers einen Ausstellungsraum mit Empfang und Gesprächszimmer gestalten. &bdquo;Abseits des Trubels in der Tischlerei“, sagt der Firmenchef. Eine Filiale, denn der Hauptsitz des Bestatterzweigs verbleibe in Lütgeneder. Direkt im Anschluss an die Weißholzhalle, erstrecken sich dort Werkhalle, Wohnhaus und ein kleines Sarglager. Die Maschinen in der Tischlerei werden im Borgentreicher Gewerbegebiet gebraucht und werden wandern. Frank Becker denkt an die Umgestaltung zu einem Bestattungshaus mit Ausstellung, Lager und Kühlraum. Zunächst war Becker Bestatter nur im Nebenerwerb Zur Jahrtausendwende wagte Becker einen ersten Schritt in die spätere Selbstständigkeit. &bdquo;Bestatter im Nebenerwerb“, sagt er bei einem Kaffee am langen Tisch unter dem Dach. Der junge Handwerker lässt das Geschäft auf sich zu kommen. Die Särge stammen vom Bestattungsinstitut der Bau- und Möbeltischlerei Hermann-Josef Riepe, den Leichenwagen leiht er sich aus. In die Tätigkeit sei er &bdquo;so reingerutscht“, findet er ein erklärendes Wort. Heute ein Ausbildungsberuf, &bdquo;damals noch nicht“, hält Becker fest. Bestatter zu werden, das habe er sich in jungen Jahren nicht vorstellen können. Ebenso wenig wie klar gewesen sei, sein eigener Chef zu werden. Das Handwerk und &bdquo;der Spaß an der Arbeit“, sei wichtig, sagt Becker schlicht. 2004 macht er sich dann als Tischler endgültig selbstständig, gründet die Unternehmen &bdquo;Montageservice Frank Becker“ und &bdquo;Bestattungen Frank Becker“. Neben der Gemeindehalle in Lütgeneder wird gebaut. In fast 25 Jahren als Bestatter hat Becker viel erlebt &bdquo;Letztens hatten wir noch eine Überführung nach Spanien“, erzählt Becker. Das Bestattungswesen sei &bdquo;sehr weitläufig“ geworden. &bdquo;Und nicht mehr auf die Friedhöfe in den Dörfern beschränkt.“ Der gute Ruf spricht sich rum. &bdquo;Geht von Mund zu Mund“, übersetzt Becker für sich das Prinzip. Seebestattungen, Kolumbarien, Friedwälder und Ruheforste. Menschen vornehmlich aus dem Dorf und der Region. In den fast 25 Jahren als Bestatter habe er &bdquo;vieles erlebt“, bewahrt er Diskretion. &bdquo;Man sollte nicht alles an sich herankommen lassen“, nennt er als Maxime. Eine würdevolle Beisetzung: Zu den meisten, deren Beerdigung er organisierte, habe er ein Gesicht. Im Dorf mit 400 Seelen, &bdquo;da kennt doch jeder jeden“. Die Bandbreite der Trauer sei groß, weiß Becker. &bdquo;Jeder und jede trauert anders.“ Wo einst ein Pastor beerdigt habe, springe heute eine Trauerrednerin, ein Trauerredner ein. Auch bei den Bestattungsformen habe sich Grundlegendes geändert. Die meisten entscheiden sich für eine Feuerbestattung Von der Erdbestattung im Sarg zur Urnenbeisetzung: &bdquo;Zu 85 Prozent wird die Feuerbestattung gebucht“, sagt Becker. Weniger Stress für Hinterbliebene und Angehörige. Im Nachhinein sei auch die Grabpflege einfacher. Aber auch die Kosten würden als Argument fürs Urnengrab genannt. Unlackierte Fichte für das Krematorium, die Urne aus dem Katalog. &bdquo;Eine Auswahl steht im Regal“, blickt sich Becker im Lager um. Er kümmere sich um die Formalitäten, um Standesamt und Behörden, Trauerdrucksachen, die Blumen und den Kaffee im Anschluss an den Gang zum Friedhof, zählt er auf. Heute arbeitet neben einem Gesellen und einem Auszubildenden Sohn Marvin im Betrieb mit. Mehr und mehr hatte er auch Verantwortung übernommen. Seit dem vergangenen Jahr firmiert der Lütgenederer Handwerksbetrieb unter dem Namen &bdquo;Bau- und Möbeltischlerei Becker“. Der 26-Jährige, den Meisterbrief in der Tasche, steigt in die Geschäftsleitung ein. Der Betrieb sucht einen weiteren Tischler-Azubi Aktuell bieten die Beckers einem zweiten jungen Menschen die Tischler-Lehre an. &bdquo;Wer Interesse und Freude am Umgang mit Holz hat, kann sich gerne bei mir melden, das Handwerk braucht dringend Nachwuchs“, wirbt Marvin Becker. Das ehrbare Handwerk werde nicht aussterben und habe nach wie vor &bdquo;goldene Aussichten“, da ist er sich sicher. Mit dem Handwerk sei er aufgewachsen und von klein auf verbunden, hält er fest. Der Job sei &bdquo;sehr abwechslungsreich“. &bdquo;Und bringt richtig viel Spaß“, ergänzt Bruder Maximilian (15). Der Schüler der Abschlussklasse in der Borgentreicher Sekundarschule hilft jetzt in den Ferien in der Firma aus. Sein Berufswunsch: &bdquo;Ganz klar, Tischler“, sagt er bestimmt und bemüht sich um einen Ausbildungsplatz. &bdquo;Nur nicht beim Vater“, wendet er sich flink wieder dem Holz und der Kantenanleimmaschine zu.

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