Retter der Feuerwehr lernen in Borgentreich Hilfe für große Tiere

Borgentreich. 1 Feuerwehrfrau, 20 Feuerwehrmänner, 1 lebensgroßer Pferde-Dummie und ganz viel Neuland: Den sonnigen Samstag verbrachten die Feuerwehrkameraden der Orgelstadt nicht im Garten oder mit der Familie, sondern mit Theorie und Praxis rund um ein wichtiges Einsatzgebiet, das bislang stiefmütterlich behandelt wurde: &bdquo;Die Abläufe bei einer Rettung von Großtieren, das strategische Vorgehen, die nötige Ausrüstung, all das war uns als Feuerwehr bis heute fremd“, sagte Sebastian Goeke, Leiter der Borgentreicher Wehr. Dabei sollte man doch meinen, solche Einsätze kämen in der ländlich geprägten Gegend öfter vor. &bdquo;Um verunfallte Tiere wie Schweine, Kühe oder Pferde haben sich die Besitzer mithilfe der Bauern selbst gekümmert“, sagt er. Nur einmal seien Schweine in einen Güllekanal geraten. &bdquo;Denen haben wir pragmatisch einen Feuerwehrschlauch um den Bauch geschlungen und sie daran herausgezogen“, erinnerte er sich. Man habe sich der Gerätschaften bedient, die eben zur Hand waren. &bdquo;Ein ambitioniertes, aber riskantes Vorgehen“, gab Lutz Hauch zu bedenken. Lärm und Hektik sind fehl am Platz Das soll sich jetzt ändern: Am Vormittag ging Lutz Hauch (aus dem Raum Aachen) mit 42 aufmerksamen Augen und Ohren den theoretischen Teil durch. Er klärte auf über das Verhalten bei einer Tierrettung, bei der laute Rufe und Hektik fehl am Platz sind. &bdquo;Ganz im Gegensatz zum natürlichen Verhalten eines Feuerwehrkameraden muss er sich hier zurücknehmen.“Denn ein großes Tier in Panik sei nicht zu unterschätzen – Vorsicht und Besonnenheit während des Einsatzes seien das A und O, betonte Hauch immer wieder. Er gab sein erprobtes Wissen über den korrekten Einsatz der Spezialwerkzeuge an die Kameraden weiter, klärte auf über Gefahrenabwendung, Personenmanagement, Einsatzstrategien und Rettungsverfahren.Innen Eisen, außen Kunststoff Dann durften die Feuerwehrleute selbst ran: an Sam, Hauchs 200 Kilogramm schweren, lebensgroßen, gelenkigen, weiß-schwarzen Pferde-Dummie. &bdquo;Innen eine verzinkte Eisenkonstruktion, außen Kunststoff“, sagt der Trainer. Er teilte die Gruppe auf in &bdquo;vorne und hinten“ und ließ jeden Knotentechniken für das improvisierte Notfallhalfter und die Schweifsicherung üben.Mittels eines &bdquo;Schotenstichs mit Aufzugschlaufe“ wird der Schweif gesichert. &bdquo;Wenn ein Pferd sich aufrichtet und noch wackelig auf den Beinen ist, dann können wir es beim Gleichgewichthalten unterstützen, indem wir es sanft am Schweif ausbalancieren“, erklärt Hauch.Dann wurde Sam auf die Seite gelegt. &bdquo;Im Fall einer Rettung muss ein Veterinär mit vor Ort sein, der das Tier sediert, sonst ist es im Normalfall nicht händelbar“, sagte Hauch. Es gilt zunächst, den Kopf des Tieres zu sichern. &bdquo;Einer muss immer beim Kopf bleiben und ihn stützen, während die anderen den Körper bewegen“, erklärte der Experte. Dann wurden stabile, breite Gurte unter dem Körper des Tieres durchgezogen. Dabei darf sich kein Kamerad in der sogenannten &bdquo;Kick-Zone“ der Hufe befinden und das Tier darf nicht durch falsch angelegte Gurte verletzt werden. &bdquo;Ganz schön viel Input“ Lutz Hauch ging mit den lernwilligen Kameraden mehrere Gurttechniken für unterschiedliche Dreh- und Ziehmanöver des Pferdekörpers durch – und zur Mittagspause hin qualmten die Köpfe unter den Helmen. &bdquo;Ganz schön viel Input“, sind sich alle einig, als sie bei einer Bratwurst verschnaufen. &bdquo;Das müssen wir in unsere regelmäßigen Übungen aufnehmen“, sagt Sebastian Göke.&bdquo;Am besten schauen wir uns mal nach so einem Dummie um, daran können wir am besten üben“, überlegt der Feuerwehrchef weiter. An so einen wie Sam heranzukommen, wird allerdings schwierig werden. Denn der ist ein echter Brite. &bdquo;Sam kommt aus England, da hat die Großtierrettung, aufgrund der Initiative der Queen, seit Jahren einen ganz anderen Stellenwert“, weiß Lutz Hauch.

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