Würgassen. Angesichts der Corona-Krise geht die Bürgerinitiative gegen das geplante Atommüll-Bereitstellungslager in Würgassen neue Wege. Ein gelbes „W" prangt neuerdings in Vorgärten, an Zäunen und sogar auf Motorhauben. „Mahnwachen oder Demonstrationen sind ja wegen des Virus' derzeit nicht möglich, deswegen wollen wir unseren Protest auf andere Weise nach außen tragen", sagt Sprecher Dirk Wilhelm.
Er hatte die Idee mit dem großen „W", das für die Schlagwörter Widerstand, Würgassen, Weserbergland und Wachsamkeit stehen soll. Die Initiative will damit ein Erkennungszeichen schaffen: „Wenn wir das Lager verhindern wollen, brauchen wir eine einheitliche Außenwirkung", betont der Drenker.
Wilhelm baute sein „W" aus Baumarkt-Latten, sprühte es mit Farbe an und stellte es vor seinem Haus auf. Aktuell arbeite die Bürgerinitiative „Gegen Atomdreck im Dreiländereck" gerade an Logos, Aufklebern und Flyern.
»Wir brauchen eine einheitliche Außenwirkung«
Unterdessen ist die Bewegung weiter gewachsen. Die Facebook-Gruppe Contra Atomlager Würgassen hat mittlerweile mehr als 4.000 Mitglieder. Die Online-Petition gegen den Umschlagplatz für schwach- und mittelradioaktiven Abfall im Dreiländereck haben inzwischen fast 5.800 Menschen unterzeichnet. Damit sich der Bundestag damit befassen müsste, wären allerdings etwa zehn Mal so viele Unterschriften nötig. Diese wurden aber nicht nur im Internet, sondern auch auf herkömmliche Art und Weise gesammelt.
Entsprechende Listen, die per Hand unterzeichnet werden konnten, lagen bis zur aktuellen Corona-Schließung in einigen Geschäften in Beverungen und Höxter aus.
Die BGZ Gesellschaft für Zwischenlagerung will bis 2027 in Würgassen einen Logistikzentrum für Atommüll aus der ganzen Republik bauen. Dort soll für 450 Millionen Euro eine riesige Lagerhalle aus Stahlbeton entstehen. Von den Zwischenlagern in ganz Deutschland sollen die Fässer überwiegend über die Schiene nach Würgassen gefahren, dort sortiert und weiter zum geplanten Endlager Konrad bei Salzgitter geschickt werden.