Austauschjahr im Kreis Höxter: Australierin feiert vor dem Abflug noch Schützenfest

Lauenförde/Beverungen. Eigentlich hätte Ayla im Januar in den Flieger steigen müssen, zurück nach Australien. Zurück in ihre Heimatstadt Adelaide, in die südaustralische Metropole, die für kulinarische Erlebnisse, kulturelle Highlights und traumhafte Strände steht und wo gerade Hochsommer gewesen wäre. &bdquo;Doch ich war noch nicht bereit, um ,Auf Wiedersehen’ zu sagen“, erinnert sich die 16-jährige Austauschschülerin. Sie wollte unbedingt ihren Aufenthalt im Weserbergland verlängern. Sie hatte noch nicht genug von den deutschen Sitten und Bräuchen, von ihrem neu gewonnenen Freundeskreis, von der Region mit ihren Möglichkeiten und natürlich von ihrer Gastfamilie. Nun naht jedoch der Abschied. Am Sonntag fliegt sie nach Hause, auf den Kontinent zwischen dem Indischen und dem Pazifischen Ozean. Vorab blickt sie mit der Neuen Westfälischen auf die zwölf Monate zurück und ihre Gastfamilie berichtet, warum es eine sehr gute Entscheidung war, eine Austauschschülerin aufzunehmen. Mit der Gastfamilie im Kreis Höxter und darüber hinaus unterwegs Seit einem Jahr lebt Ayla Thompson bei der Familie Scharnberg in Lauenförde, bei Peer und Claudia und ihren Kindern Claas und Gesa. Beim Abholen empfing die Gastfamilie ihr neues Familienmitglied klassisch mit einem großen Plakat. Bilder von diesem ersten realen Treffen zeigen, dass Eis zwischen den Fünf war schnell gebrochen . Ayla erinnert sich noch genau an die ersten Stunden im Weserbergland. &bdquo;Der Empfang war so herzlich. Und die Region war so schön grün. Abends haben wir dann im Garten eine Pizza gegessen“, so die Australierin. Und sie habe dort das erste Mal eine &bdquo;Bionade Holunder“ getrunken. Ein Getränk, das sie fortan liebte. Lesen Sie auch: Bad Driburger im Schüleraustausch in Estland: Abenteuer-Auslandsjahr ohne Sprachkenntnisse Es sollte aber nicht das Einzige gewesen sein, was die 16-Jährige in den folgenden Monaten lieben lernte. Mit ihrer offenen, fröhlichen und kommunikativen Art fand Ayla schnell Anschluss in Deutschland. Über die Schule baute sie sich ihren eigenen Freundeskreis auf, war mit ihrer Gastfamilie viel unterwegs. So konnte sie viele Eindrücke in der Fremde sammeln. Austauschschülerin im Kreis Höxter: Begeistert vom ländlichen Leben Begeistert zeigt sie sich von dem ländlichen Leben. Es sei für sie ungewohnt, dass sich so viele Menschen untereinander kennen und grüßen. &bdquo;Ich selber werde mittlerweile auch im Supermarkt gegrüßt“, freut sie sich. Und apropos Supermarkt: Die große Auswahl und das vielfältige Angebot kenne sie aus ihrer Heimat nicht. Ganz neu sei für sie aber auch die hiesige Streitkultur gewesen. In Australien laufe ein Streit rücksichtsvoller ab, erläutert sie. Wenn es in Deutschland mal geknallt habe, es lauter wurde, habe sie deswegen eher den Raum verlassen. Den Raum oft verlassen musste sie aber auch, weil schnell ihr Terminkalender immer voller wurde. So begleitete sie Gastschwester Gesa dauerhaft zum Rudern in Holzminden, ein Tanzkurs wurde absolviert, oder sie hatte ihre Chor- und Orchesterproben am Gymnasium Beverungen. Dort besuchte sie die zehnte Jahrgangsstufe. Über ihren Musiklehrer fand sie auch den Weg zum Musikwettbewerb &bdquo;Vocal Hero“ in Holzminden, wo sie in der Altersgruppe 15 bis 20 Jahre den Publikumspreis gewann und sich über vier Wochen zusätzlichen Gesangsunterricht als Preis freuen durfte. Die volle Stadthalle und der eigene Fan-Club seien ein besonderes Ereignis für die musikbegeisterte Australierin gewesen. Austauschschülerin: Nächster Besuch im Kreis Höxter ist bereits geplant Ungewohnt sei für sie der schwere Schulrucksack gewesen. &bdquo;In Australien arbeiten wir viel mehr mit Laptops. Es war ungewohnt, so viele Hefte und Bücher dabei zu haben. Mittlerweile mag ich es aber sehr, mit Büchern zu lernen“, sagt Ayla. Wenn ihre jetzigen Mitschülerinnen und Mitschüler in drei Jahren ihr Abitur machen, will sie unbedingt nach Deutschland zurückkommen. &bdquo;Ich will mit ihnen die Mottowoche gemeinsam feiern“, zeigt sie sich von dem Schulbrauch in Deutschland begeistert. Da in Australien das Schuljahr von Januar bis Dezember geht, wird sie in ihrer Heimat in der zehnten Jahrgangsstufe wieder einsteigen. Das Abitur dort endet nach zwölf Jahren. Für diese Feier wiederum hat sich bereits Besuch aus Deutschland angekündigt: ihre Gastfamilie. &bdquo;Wir haben jetzt eine zusätzliche Tochter, die in Australien wohnt“, sagen Peer und Claudia Scharnberg wehmütig. Für sie und ihre Kinder sei das Austauschjahr eine große Bereicherung gewesen. Deshalb haben sie auch gerne den verlängerten Aufenthalt von Ayla ermöglicht. &bdquo;Wir haben mit Ayla noch einmal einen neuen Charakter in die Familie bekommen. Ein junger Mensch, der andere Vorlieben hat, andere Hobbys. Aber das bereichert die Situation ungemein“&bdquo; sagt das Ehepaar. Familie nimmt Schülerin auf: Das raten sie Gastfamilien Natürlich gebe es aber keine Gewähr dafür, dass es auch wirklich harmoniere, sagen sie. &bdquo;Wichtig ist deshalb, dass man offen kommuniziert und unbefangen an die Sache herangeht“, werben die Scharnbergs dafür, sich als Gastfamilie anzubieten. Und natürlich müsse man sich auch Zeit für das neue Familienmitglied nehmen, es mit einbeziehen. Konzertbesuche, Ausflüge, Stadtbesichtigungen, die heimische Umgebung neu erkunden. &bdquo;Letztendlich profitieren alle von einem Austauschjahr“, sind sie überzeugt. Die Familie Scharnberg und Ayla Thompson sind über die Organisation &bdquo;Experiment“ zusammengekommen. Auch interessant: Von Brasilien nach Brakel: Wohnen bei Gastfamilien Die letzten Tage sind für die Australierin noch einmal richtig vollgepackt. Abschiedsfeier, Kanu-Ausflug mit der Klasse und das Schützenfest in Beverungen. &bdquo;Ich liebe Schützenfeste. Ich mag diese Gemeinschaft, den Spaß untereinander. Und die Fahrgeschäfte sind billiger als in Australien.“ Deswegen will sie noch einmal am Samstag so lange dabei sein, wie möglich. Und zum Abschluss eine Mini-Calzone essen. Auch noch so etwas, was sie in Australien stark vermissen werde.

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