Chinesische Bewegungskunst

In Beverungen angekommen: Zentrum für Qigong hat sich etabliert

Mitten in der Corona-Pandemie hatten Sandra Martin und Jochen Schulz den Mut, in Wehrden das ehemalige Schulgebäude zu kaufen und ein Zentrum für Qigong zu eröffnen. Sie sind absolut glücklich über ihre Entscheidung.

Jochen Schulz und Sandra Martin leiten mit Freude und Leichtigkeit das „Haus Wehrden“. | © Torsten Wegener

Torsten Wegener
03.04.2025 | 03.04.2025, 14:37

Beverungen-Wehrden. Zunächst gab es eine private Idee für ein Seniorenzentrum, dann konnte sich das Bildungsnetzwerk „Bang“ ein Berufsfindungszentrum in den ehemaligen Räumen der Förderschule in Wehrden vorstellen. Umgesetzt wurde beides nicht. Es schien so, dass die Stadt Beverungen das Gebäude der ehemaligen Weyrather Schule nicht los werden wird. Umso überraschender kam dann die Information im September 2020, dass in dem großen Gebäude ein Zentrum für Qigong und Meditation entstehen soll. Ein Haus der Spiritualität, auf einem rund 4.500 Quadratmeter großen Areal in der kleinen Ortschaft Wehrden: Kann das funktionieren? Einfache Antwort: Na klar.

Gut gelaunt stehen Sandra Martin und Jochen Schulz in der Eingangshalle ihres „Haus Wehrden“. Wertschätzend begrüßen die beiden Verantwortlichen ihre Gäste, bauen sofort einen positiven Kontakt auf. Täglich kommen Besucher in ihrem Haus an, um an einem Kurs, Seminar oder Vortrag teilzunehmen. Und auch Sandra Martin und Jochen Schulz sind in Wehrden angekommen. Sie wühlen sich wohl in dem Ort, der in seiner über 1.165-jährigen Geschichte auf eine wechselvolle Vergangenheit zurückblicken kann. Sie sind glücklich über ihre Entscheidung, in dem Weserdorf ein neues Kapitel in ihrem Leben begonnen zu haben.

Auch wenn zumindest Sandra Martin beim Unterzeichnen des Kaufvertrages doch ein leicht mulmiges Gefühl hatte, wie sich rückblickend verrät. Es sei schließlich eine weitreichende Entscheidung gewesen. Ihr Partner Jochen Schulz dagegen sei ganz ausgeglichen gewesen bei der Signierung, völlig überzeugt von dem Haus und dem Konzept. Diese doch leicht unterschiedliche Gefühlslage spiegelt auch ein wenig das Temperament der beiden Qigong-Lehrenden wider. Sie, die Temperamentvolle, die auch ihre Tanzausbildung in das Konzept mit einbringt und er, der Abgeklärte, der als Doktor für numerische und angewandte Mathematik an der Universität lehrte.

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Zwei unterschiedliche Charaktere

Mit dem „Haus Wehrden“ haben sie sich zum Ziel gesetzt, die jahrhundertealte chinesische Praxis des Qigong in die moderne Lebensweise zu integrieren und Menschen jeden Alters und Fitnesslevels anzusprechen. Dabei lassen sie sich auch von gewissen Vorurteilen nicht aus der Ruhe bringen. „Wir werden gerne mal in die Ecke einer Sekte geschoben“, erzählt Sandra Martin, nimmt es aber mit Humor. „Wir sind unbekannt und vor allem unser Angebot ist noch unbekannt“. Statt über Vorurteile redet das Paar deswegen lieber mit Hingabe über die Vorteile ihrer Bewegungsform, „denn grundsätzlich“, so Jochen Schulz, „ist Qigong für jeden Menschen geeignet. Aber natürlich ist es nicht jedermanns Sache. Und das ist doch auch in Ordnung.“

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Qigong kombiniere sanfte Bewegungen, Atemtechniken und Meditation, um Körper, Geist und Seele in Einklang zu bringen. „Beim Qigong können Menschen lernen, ihre Verspannungen zu lösen, ihre innere Balance zu finden und ihre Gesundheit zu fördern“, erklären Schulz und Martin. Sie wollen einen Raum schaffen, der sowohl für Anfänger als auch für erfahrene Praktizierende zugänglich ist. „Hier können Menschen aller Altersgruppen und Fitnesslevels zusammenkommen, um die Vorteile von Qigong zu entdecken“, sagt Jochen Schulz.

Bewegungsform für alle Altersgruppen und Fitnesslevels

Das „Haus Wehrden“ bietet eine Vielzahl von Kursen an, die sowohl für Anfänger als auch für Fortgeschrittene geeignet sind. Die Kurse sind so gestaltet, dass sie den individuellen Bedürfnissen der Teilnehmer gerecht werden. „Wir möchten, dass sich jeder hier wohlfühlt und die Vorteile von Qigong in seinem eigenen Tempo entdecken kann“, sagt Schulz. Darüber hinaus gibt es weitere Schwerpunkte wie Meditation, Tanz, Ernährung oder spirituelle Rückzugsorte. Zudem sind Kooperationen mit Vereinen und Institutionen entstanden. „Wir sind für viele Kooperationen offen, haben auch gerne externe Kurs- und Seminarangebote bei uns im Haus. Es muss halt einfach nur zu unserem Grundkonzept passen“, betont Jochen Schulz.

Aus der ehemaligen Weyrather Schule in Wehrden ist ein Therapiezentrum geworden. - © Torsten Wegener
Aus der ehemaligen Weyrather Schule in Wehrden ist ein Therapiezentrum geworden. | © Torsten Wegener

Bevor es aber überhaupt mit den Kursen und Seminaren losgehen konnte, wurde ein Jahr lang das Gebäude renoviert. „Die Schule war gut in Schuss, aber wir haben viel selber gemacht. Deswegen hat es auch seine Zeit gedauert. Unter anderem wurden die Asphalt-Flächen im Innenhof entfernt und durch eine Blumenwiese ersetzt. Die Raumwände wurden mit farbigem Lehmputz versehen – die Innenräume strahlen so eine ganz neue Wohlfühl-Atmosphäre aus. Der angebrachte Schallschutz sorgt für eine angenehme Ruhe.

Schwere Startbedingungen

Aus dem ehemaligen Lehrerzimmer ist ein Begegnungsraum geworden, wo sich die Gäste abseits der Kurse treffen können. Sie nehmen dabei auch am ehemaligen Konferenztisch der Weyrather Schule Platz. „Altes Mobiliar haben wir aufgearbeitet und verwenden es natürlich gerne weiter“, sagt Jochen Schulz.

Die Startphase des „Haus Wehrden“ war mitten in der Hochphase der Corona-Pandemie. Der Eröffnungstag fand unter der 3G-Regel statt: Zutritt oder Teilnahme nur für Geimpfte, Genesene oder Getestete. Trotzdem habe sich alles wunderbar entwickelt. „Es hat sich langsam, aber stetig vergrößert“, berichtet Jochen Schulz, während Sandra Martin etwas unruhig auf dem Stuhl hin und her wippt. „Aus meiner Sicht hätte es auch schneller mehr sein können“, so die gebürtige Rheinland-Pfälzerin. Da sind sie wieder, die unterschiedlichen Temperamente.

Doch Jochen Schulz sieht es mathematisch rational. „Wir sind gesund gewachsen. Nur so konnten wir auch unseren Kunden gerecht werden. Wenn es zu schnell, zu viel wird, passt es nicht mehr. Man dürfe nicht überdrehen. Das sagen wir unseren Kursteilnehmern, gilt aber natürlich auch für uns“, verdeutlicht Schulz und vergleicht es mit einem Pkw. „Wenn der Motor lange halten soll, muss der Fahrer überwiegend in einem gesunden Drehzahlbereich fahren.“ Weitere Informationen zu Kursen und Veranstaltungen sind auf der Website des Zentrums zu finden.